Köln muss in die zweite Liga FC-Fans singen für ihre Absteiger

Freiburg · Der 1. FC Köln ist nach dem 2:3 beim SC Freiburg der erste Absteiger dieser Saison aus der Bundesliga. Der sechste Abstieg der Vereinsgeschichte schmerzt, doch der Blick in die Zukunft macht Hoffnung.

 Die Kölner Mannschaft steht vor dem singenden Auswärtsblock.

Die Kölner Mannschaft steht vor dem singenden Auswärtsblock.

Foto: rtr, RC

Nachdem der finale Pfiff das Schicksal besiegelt hatte, verließ die Profis des 1. FC Köln auch der letzte Funken Energie. Nationalspieler Jonas Hector sank mit Tränen in den Augen auf den Rasen, Timo Horn stützte sich entkräftet auf die Knie. "Wenn die Sache endgültig ist", sagte Horn nach dem sechsten Abstieg der Vereinsgeschichte, "dann ist das natürlich brutal".

Am 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga hatte sich der dreimalige deutsche Meister seiner letzten theoretischen Chance auf den Klassenerhalt beraubt - durch ein völlig unnötiges 2:3 (0:2) beim SC Freiburg. "Solche Gegentore dürfen einfach nicht passieren", sagte Trainer Stefan Ruthenbeck. Der Doppelpack von Leonardo Bittencourt (82./87.) reichte nicht, weil Freiburgs Nils Petersen (14./23.) und Nicolas Höfler (90.+2) trafen.

"So steigt man eben ab", sagte Ruthenbeck, der äußerlich zwar gefasst auftrat, aber doch versicherte, "dass es in mir brodelt".

Die Souveränität des 46-Jährigen, der in der kommenden Zweitliga-Saison vom Noch-Kieler Markus Anfang beerbt wird, nötigte sogar SC-Coach Christian Streich Respekt ab. So cool wie Ruthenbeck reagierten aber beileibe nicht alle FC-Profis.

"Wir sind das ganze Jahr am Boden gelegen und immer wieder aufgestanden. Das hat Kraft gekostet", sagte Horn mit geröteten Augen. Teamkollege Marco Höger fehlte schlichtweg "die mentale Frische, um das einfach wegzustecken. Es ist unheimlich schwer, das alles im Kopf zu verarbeiteten."

In diesem schweren Moment standen den müden FC-Profis jedoch einmal mehr ihre treuen Anhänger zur Seite. Nachdem sich der Großteil des Teams aufgerappelt und in die Fankurve geschleppt hatte, schallten ihm frenetische Gesänge entgegen. Die Anhänger stimmten "En unserem Veedel" von den Bläck Fööss an. Die Situation verlief völlig friedlich und komplett anders als beim Platzsturm vor sechs Jahren.

"Das Verhalten der Fans ist nicht in Worte zu fassen. Diesmal gehen wir als Einheit in die zweite Liga", sagte Horn, der maßgeblichen Anteil an diesem Wir-Gefühl hat. Denn der Schlussmann bleibt dem Verein trotz lukrativer Angebote ebenso wie Hector und Höger erhalten. Das Trio will kämpfen für den direkten Wiederaufstieg, oder, wie Höger es nannte, um "diese Scheiß-Saison schnell wieder ausmerzen".

Die Chancen für die direkte Rückkehr, die den Kölnern schon 2004, 2002 und 1999 gelungen war, stehen tatsächlich gut. Horn und Co. könnten für andere Leistungsträger, die noch unentschlossen sind, als Vorbild dienen. Der künftige Trainer Anfang gilt als ausgewiesener Aufstiegsexperte, und finanziell ist der Verein für Zweitliga-Verhältnisse auf Rosen gebettet.

"Wir verfügen über die notwendige Liquidität, um im Worst-Case-Szenario den sofortigen Wiederaufstieg mit einer wettbewerbsfähigen Mannschaft anzustreben", sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle. Präsident Werner Spinner sprach sogar von einer "wirtschaftlichen Situation, wie wir sie noch nie erlebt haben".

Trösten konnte das zunächst allerdings niemanden so richtig, zu schmerzhaft war das verdiente Ergebnis einer total verkorksten Saison. Einer Spielzeit, in der auch die fragwürdige Transferpolitik zum Bruch zwischen den einstigen Erfolgsvätern Jörg Schmadtke und Peter Stöger geführt hatte. In der die Kölner in der Hinrunde lächerliche sechs Punkte einfuhren - und somit einen Abschied auf Raten erlebten.

"Ich hatte den großen Wunsch, am letzten Spieltag noch um etwas zu spielen", sagte Ruthenbeck: "Gefühlt waren wir ja schon vor einem halben Jahr abgestiegen." Am Samstag war es dann endgültig.

(sid)
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