Bundesliga-Fehlstart mit zwei Niederlagen Köln trauert Modeste nach

Köln · Kurz vor seiner ersehnten Rückkehr auf die europäische Bühne hat der 1. FC Köln einen kompletten Fehlstart in der Bundesliga hingelegt. Der Abgang von Topstürmer Anthony Modeste könnte doch zu einem größeren Problem werden.

 Torjäger Anthony Modeste jubelt mittlerweile in China.

Torjäger Anthony Modeste jubelt mittlerweile in China.

Foto: dpa, mb fpt hak

Über rauschende Europapokal-Nächte wollte wirklich niemand nachdenken an diesem verregneten Abend in Müngersdorf. Der Fehlstart in der Bundesliga hatte beim 1. FC Köln jegliche Verzückung über das Traumlos FC Arsenal vorerst weggespült. "Zwei Spiele, zwei Niederlagen, das ist natürlich ziemlicher Kappes", sagte FC-Sportchef Jörg Schmadtke nach dem 1:3 (0:2) gegen den Hamburger SV und brachte die Kölner Gemütslage zu Beginn einer eigentlich historischen Saison auf den Punkt.

Erstmals seit einem Vierteljahrhundert treten die Kölner wieder international an und reisen schon in knapp drei Wochen zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase nach London - seit Jahrzehnten haben die FC-Fans diesen Moment herbeigesehnt. Doch ausgerechnet jetzt hat der seit einer ganzen Weile aufstrebende Klub wieder ziemlich viel mit sich selbst zu tun.

Schon das Derby zum Liga-Auftakt bei Borussia Mönchengladbach hatte Stögers Mannschaft mit 0:1 verloren. Zwei Pleiten nach zwei Spielen, das hatte es letztmals vor sechs Jahren gegeben, am Ende stieg der Klub zum bislang letzten Mal aus der ersten Bundesliga ab.

Am Freitagabend betonte Stöger nun, dass die unter seiner Leitung stets guten Starts der Mannschaft in den vergangenen Jahren sehr geholfen hätten. "Jetzt haben wir eine neue Situation", sagte der Österreicher, "so was ist uns in der Bundesliga noch nicht passiert. Diese Aufgabe müssen wir angehen, das wird spannend."

Gegen die eigentlich unterlegenen Hamburger kassierte das Team "viel zu einfache Gegentore" (Stöger) durch André Hahn (28.), Bobby Wood (34.) und Lewis Holtby (90.+10). Das in den Griff zu bekommen, scheint realistisch angesichts der Stabilität in den vergangenen Jahren. Viel spannender wird aber der Umgang mit einem Problem, das bislang eher kleingeredet wurde. Der Abgang von Topstürmer Anthony Modeste für 35 Millionen Euro nach China könnte in dieser Saison doch zum Dauerthema werden.

Im Spiel gegen den HSV waren viele der 50.000 Fans in Gedanken wohl häufiger beim Franzosen, der den FC in der vergangenen Spielzeit mit 25 Treffern nach Europa geschossen hatte. Bezeichnend eine Szene in der 84. Minute: Getümmel im Hamburger Strafraum, Rekord-Neuzugang Jhon Cordoba scheitert aus zwei Metern an Christian Mathenia. Nachschuss Sehrou Guirassy — und auch der einst als Modestes Kronprinz verpflichtete Franzose schießt Hamburgs Schlussmann an.

Eine Momentaufnahme nur, natürlich. Aber das Thema hat das Potenzial, eine Eigendynamik zu entwickeln. Denn vor allem gegen Hamburg aber auch bei den überlegenen Gladbachern kam der FC eigentlich zu genügend Chancen. Der Unterschied zum vergangenen Jahr war lediglich: Die Tore fielen nicht. Einzig Innenverteidiger Frederik Sörensen (90.+7) traf am Freitag.

Diskussionen um Cordoba, den mit rund 15 Millionen Euro teuersten Neuzugang der Klubgeschichte, lässt das Team aber nicht zu. "Dieses Thema will ich gar nicht hochkommen lassen", sagte Verteidiger Dominique Heintz: "Wir alle zusammen sind noch nicht so richtig drin, und Jhon arbeitet sehr viel für die Mannschaft."

Auch Torwart Timo Horn findet eine Stürmerdiskussion "müßig. Jhon hatte zwar das Glück bisher nicht auf seiner Seite, sich aber überall reingehauen." Das bislang fehlende Element sei ein Problem der ganzen Mannschaft: "Wir sind gegen Hamburg an Pfosten, Latte und Torwart gescheitert. Wir müssen diesen letzten Punch wieder entwickeln." Ohne diesen dürfte es eine schwierige Saison werden. Nicht nur auf internationaler Bühne.

(sid)
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