Kölns neue Sturm-Rakete Schmadtke froh über Transfercoup: "Jetzt haben wir ja Modeste"

Köln · Als Anthony Modeste zum Medizincheck in Köln eintraf, wurde er prompt erkannt. Zumindest als Fußballer. "Felipe, ein Foto bitte", sagte ein Fan, der glaubte, den ebenfalls beim FC vorstelligen Abwehrspieler Felipe Santana erkannt zu haben. Modeste machte den Spaß mit, ließ sich nichts anmerken, und das Foto landete in der Presse.

Modeste gewinnt vor Siegtor Kopfballduell gegen Christensen
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Foto: dpa, rwe hak

Ein Spaßvogel ist Modeste weiterhin, dazu der Bus-DJ und längst auch schon Publikumsliebling. Und vor allem hat der 27-Jährige sportlich einen grandiosen Start hingelegt. Vor dem Spiel gegen den FC Ingolstadt am Freitag war der Franzose in sechs Pflichtspielen an neun Toren beteiligt, mit vier Treffern nach fünf Bundesliga-Spieltagen hatte er die beste Kölner Quote seit Thomas Allofs vor 27 Jahren. Sein Trainer Peter Stöger ist begeistert und glaubt sogar, dass da noch mehr geht: "Er gibt uns ganz neue Möglichkeiten", sagte Stöger: "Daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen." Sprich: Modeste noch besser einbinden, das Spiel noch mehr auf ihn ausrichten und ihm noch mehr Bälle vorlegen.

Die Mitspieler vertrauen ihm bereits blind. Als Leonardo Bittencourt nach dem 1:0-Derbysiegtreffer gegen Borussia Mönchengladbach für seine Flanke gelobt wurde, tat er seinen Anteil schnell ab: "Ich hätte das Ding auch einfach drei Meter in die Luft bolzen können, Tony hätte ihn wahrscheinlich trotzdem reingemacht." Und Sportchef Jörg Schmadtke meinte: "Letztes Jahr wäre so ein Spiel 0:0 ausgegangen, aber jetzt haben wir ja Modeste. Jetzt haben wir einen, der den Unterschied ausmachen kann."

Britischer Radio-Reporter schwärmt von Modeste

Abgezeichnet hatte sich das bereits in der Vorbereitung. Ein britischer Radio-Reporter traute beim Colonia Cup, einem internationalen Turnier, jedenfalls seinen Augen kaum. Immer wieder schrie er Modestes Namen in sein Mikrofon, versehen mit sämtlichen englischen Vokabeln für außergewöhnlich: "Marvellous, brillant, tremendous." Und in seinen Worten schwang die Anklage mit: Wie konnten die Premier-League-Klubs in ihrem Sommer-Kaufrausch diesen Modeste übersehen?

Und es bleibt auch die Frage, wieso 1899 Hoffenheim diesen Modeste für 4,5 Millionen Euro abgeben konnte. Bei den Kraichgauern war er vor zwei Jahren mit sechs Toren in den ersten sieben Spielen gestartet, doch dann war irgendwie der Wurm drin. Er rotierte zwischen Spielfeld und Bank und hatte plötzlich bei "jedem Ballverlust Angst, sofort ausgewechselt zu werden".

Und so zog der Wandervogel, dessen Vater als Innenverteidiger ebenfalls Profi war, weiter. Köln ist schon sein achter Klub im achten Profi-Jahr. Hier will er nun heimisch werden. Außerdem hat er in dieser Saison eine große Zusatz-Motivation: Die EM 2016, auch noch eine Heim-EM für Frankreich und damit "ein Traum". 24 Junioren-Länderspiele hat er absolviert, aber noch keins beim A-Team. Die Konkurrenz mit Stars wie Karim Benzema (Real Madrid), Olivier Giroud (FC Arsenal), Antoine Griezmann (Atletico Madrid) oder Anthony Martial (Manchester United) ist riesig. "Aber wenn ich viele Tore schieße", sagt Modeste: "Dann wird es auch Nationaltrainer Didier Deschamps nicht entgehen." Im Moment tut er es, auch wenn Modest bei der 0:2-Niederlage des FC in Berlin am vergangenen Dienstag leer ausging. Gegen Ingolstadt am Freitag (20.30 Uhr/Live-Ticker) will er aber erneut zuschlagen.

(sid)
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