1. FC Köln in Streit mit Berater Fabio Cannavaro sagt zu Modeste-Transfer aus

Köln · Spannender Auftritt vor dem Landgericht Köln: Der ehemalige Fußball-Weltmeister Fabio Cannavaro sagte dort am Dienstag als Zeuge aus. Es ging um den Transfer von Anthony Modeste nach China. Und um viel Geld.

Fabio Cannavaro im Gerichtssaal in Köln.

Fabio Cannavaro im Gerichtssaal in Köln.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Im Zivilstreit zwischen dem 1. FC Köln und einem Spielerberater um den Transfer von Stürmer Anthony Modeste nach China hat der ehemalige Weltmeister Fabio Cannavaro am Dienstag vor Gericht ausgesagt. Der Kapitän des italienischen Teams bei der Fußball-WM 2006 sagte, dass seiner Ansicht nach ein Berater „eine große Rolle“ in dem Deal gespielt habe. Dieser Berater hat den Bundesligisten auf zwei Millionen Euro Provision verklagt. Er behauptet, entscheidend an dem Transfer von den Rheinländern zum chinesischen Club FC Tianjin beteiligt gewesen zu sein. Die Kölner bestreiten das.

Um 10.17 Uhr betritt Cannavaro lächelnd das Kölner Justizzentrum. Der 46-Jährige schreibt ein paar Autogramme, dann lässt er sich ebenso lächelnd von den Justizwachtmeistern an der Sicherheitsschleuse kontrollieren und begibt sich vor Saal 237. Er nimmt in einer Sitzgruppe Platz und beschäftigt sich mit seinem Handy, während um ihn herum der normale Gerichtsalltag weiterläuft.

Zu diesem Gerichtsalltag gehört an diesem Tag auch die Klage des Spielerberaters Giacomo Petralito aus der Schweiz. Petralito behauptet, den Transfer des inzwischen wieder in Köln spielenden Modeste vom FC zum chinesischen FC Tianjin im Sommer 2017 eingefädelt zu haben. Bei einem ersten Prozesstermin im Januar 2019 hatte das Gericht durchblicken lassen, dass Petralito durchaus ein Anspruch auf Zahlung der geforderten zwei Millionen Euro zustehen könnte. Dafür müsse er aber beweisen, dass er „maßgeblichen Einfluss“ auf den Deal gehabt habe. Den Beweis dafür soll unter anderem Cannavaro erbringen, der 2016/17 Trainer beim FC Tianjin war.

Vor Gericht bestätigt Cannavaro tatsächlich, dass der Kläger ihn auf Modeste aufmerksam gemacht habe. „Er war der erste, mit dem ich über Modeste gesprochen habe“, sagt Cannavaro über eine Dolmetscherin aus. Weiter führt er aus, er gehe auch davon aus, dass der Kläger „eine wichtige Rolle“ im Modeste-Transfer gespielt habe. „Ich hätte viele Stürmer holen können. Aber ich habe auf Petralito gehört.“ Er schränkt aber auch ein, dass er selbst bei Vertragsverhandlungen zwischen Vereinen, Spielern und ihren Beratern nicht anwesend gewesen sei. „Ich bin der Trainer.“ Ob das dem Gericht als Beweis reicht, wird sich zeigen.

Neben dem Besuch eines Weltmeisters bietet der Zivilstreit auch interessante Einblicke in das Transfergeschäft auf dem globalen Fußballmarkt. So hatte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle beim Prozessauftakt erklärt, dass der FC Tianjin bereits im Januar 2017 dem 1. FC Köln rund 75 Millionen Euro für Modeste geboten habe. Das Angebot sei aber ausgeschlagen worden, weil der damals fünfplatzierte Bundesligist weiter die Europapokal-Plätze habe angreifen wollen. Nach 25 Jahren habe man „den Fans und der Stadt diesen Traum erfüllen“ wollen, hatte Wehrle gesagt.

Nach seiner rund zweistündigen Aussage lächelt der Weltmeister von 2006 erneut. Noch ein Interview auf dem Flur, dann winkt er, verabschiedet sich von Wehrle und geht – wie sollte es anders sein – mit einem Lächeln auf dem Gesicht seiner Wege.

(lt/dpa)
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