Köln für eine Nacht Spitzenreiter Bei der Frage nach Europa muss Timo Horn lachen

Köln · Mit dem Sieg gegen Freiburg setzte sich der 1. FC Köln für eine Nacht an die Tabellenspitze - viel wichtiger als diese Momentaufnahme ist allerdings die stete Weiterentwicklung der Mannschaft unter Peter Stöger.

Köln - Freiburg
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Die Fans in Müngersdorf taten ihre Pflicht. Noch lange nach dem Abpfiff besangen die leidgeprüften Anhänger des 1. FC Köln ihre "Spitzenreiter", träumten lautstark vom Europapokal und der deutschen Meisterschaft. Immerhin für eine Nacht hatte sich der Klub am Freitagabend an die Spitze der Fußball-Bundesliga gesetzt - zum ersten Mal seit 20 Jahren.

In den Katakomben des Stadions sorgte die Euphorie nach dem 3:0 (3:0) gegen Aufsteiger SC Freiburg für viele schmunzelnde Gesichter. "Es ist ja klar, dass in dieser Stadt jetzt alle Kopf stehen", sagte Trainer Peter Stöger, "wir müssen halt lernen, damit umzugehen." Und Marco Höger brachte die Stimmungslage in der Mannschaft beim Blick auf die Tabelle auf den Punkt. "Das ist eine schöne Randnotiz", sagte der Mittelfeldspieler: "Aber wir wollen die Kirche mal im Dorf lassen."

Stetige Entwicklung unter Stöger

Denn viel wichtiger als diese Momentaufnahme zum Auftakt des dritten Spieltages ist die seit Jahren zu beobachtende, nachhaltige Weiterentwicklung der Kölner Mannschaft unter Stöger. Langsam aber stetig hat der Österreicher gemeinsam mit Sportchef Jörg Schmadtke ein Team geformt, das mittlerweile bereit scheint für mehr als einen Platz im sicheren Mittelfeld.

Torwart Timo Horn wurde noch beim Gang in die Kabine angesprochen auf eine mögliche Europacup-Qualifikation in dieser noch so langen Saison. Der 23-Jährige musste lachen, "in Köln muss man mit solchen Aussagen aufpassen", sagte der Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele. Aber in der Tat habe sich die Mannschaft auch in der dritten Saison nach dem Aufstieg noch einmal gesteigert.

Die Stärke der Kölner unter Stöger ist seit dessen Amtsantritt 2013 vor allem die taktische Ordnung, die Mannschaft ist schwierig zu bespielen, daran hat sich in diesem Sommer wenig geändert. In allen Pflichtspielen dieser Saison ist der FC noch ohne Gegentor, bis zum Freitagabend schaffte das sonst nur Bayern München.

"Wir sind noch klarer im Kopf", sagt Kapitän Matthias Lehmann, auch laut Horn sind seine Vorderleute in diesem Jahr "noch etwas stabiler. Und wir spielen etwas besseren Fußball." Die fehlende Durchschlagskraft war in den vergangenen Jahren die große Baustelle bei den Kölnern. Dass es hier schrittweise besser wird, hängt auch mit der Konstanz im Kader zusammen, so Horn: "Wir sind mittlerweile sehr eingespielt, weil wir kaum Veränderungen hatten."

Leistungsträger mit langfristigen Verträgen

Im Sommer wurde unter anderem der Vertrag des umworbenen Nationalspielers Jonas Hector verlängert. Auch die Torschützen gegen Freiburg, Anthony Modeste (29. und 43.) und Leonardo Bittencourt (31.), banden sich langfristig an den Klub.

Die Fans freute es, überhaupt saugen sie jeden kleinen Fortschritt eifrig auf. Der Hunger auf Erfolge ist nach fünf Abstiegen in den vergangenen zwei Jahrzehnten groß in Köln. "Wir müssen damit leben, dass die Leute mehr und mehr erwarten, wenn es gut läuft", sagt Stöger, "das ist vielleicht auch ein Lernprozess für uns."

Zumindest die Tabellenführung, da war sich Stöger schon am Freitagabend sicher, muss er den Kölnern aber nicht mehr so oft erklären. "Am Samstag um 17.30 Uhr", ahnte der 50-Jährige bereits, "ist der Spuk ja wieder vorbei."

(sid)
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