Derby gegen Leverkusen Köln behauptet sich spielerisch

Köln · Nach einem spannenden Derby und dem 1:1 gegen Leverkusen hatten die Kölner die bessere Laune.

1. FC Köln - Bayer Leverkusen: die besten Bilder des Spiels
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Köln - Leverkusen

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Werner Spinner bereitete sich auf einen entspannten Abend vor. Gut gelaunt stand der Präsident des 1. FC Köln im dunkelblauen, fast Pep-Guardiola-engen Klubanzug und plauderte über das Treffen mit Bayer Leverkusen (1:1) und seine Folgen, die gute Verfassung seines Klubs und die bevorstehende Verleihung des Prädikats "bestanden" nach der ersten Bundesliga-Saison des Wiederaufsteigers.

Irgendwann kam der vergnügte Präsident auf seinen ersten Besuch im Müngersdorfer Stadion zu sprechen. "Die Eintrittskarte war der Preis für meine guten Leistungen bei den Bundesjugendspielen 1958", erzählte er. Gegen den Meidericher SV habe der FC gespielt. Spinner kann sich auch so gut daran erinnern, weil seine Eltern "nicht reich genug" waren, um ihm Tickets für weitere Spiele zu kaufen. Doch er war vom FC angefixt.

Einen so hohen Suchtfaktor hatte das Derby, in dem die Einwechselspieler Julian Brandt (60.) und Bard Finne (83.) die Treffer erzielten, nicht. Gute Unterhaltung bot diese temporeiche Begegnung allemal. Und das ist keine Selbstverständlichkeit im Kölner Westen. Monatelang mutete Trainer Peter Stöger dem Publikum Vorstellungen zu, die allenfalls Menschen Freude machten, die sich an der Defensive erfreuen können. Die Auswärtsbilanz war zudem deutlich besser als die auf eigenem Rasen. Für Stöger sprach weniger der Unterhaltungswert der Spiele als viel mehr die Tatsache, dass sich seine Mannschaft von den Abstiegsrängen fernhalten konnte.

Doch es ist etwas anders geworden. "Wir haben Fußball gespielt", sagte der Österreicher nach dem 1:1 gegen Bayer 04, das ihn dem Klassenverbleib wieder ein Schrittchen näher brachte. "Und wir haben Chancen vorgefunden." Und es machte Spaß, dem fulminanten Marcel Risse, dem dynamischen Jonas Hector oder dem coolen Timo Horn, der Hakan Calhanoglus schwach getretenen Strafstoß parierte, zuzugucken. Der allein auf das Ergebnis fixierte FC der Herbst- und Wintermonate, der nur eins der zurückliegenden sieben Spiele verlor, entwickelt Entertainment-Qualitäten. "Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt", urteilte Stöger, "die Abläufe sind verfeinert." Im Resultat: "Die Zuschauer bekommen etwas geboten." Das 4-4-2 mit Yuya Osako als Partner von Anthony Ujah im Sturm bewährt sich immer besser.

Es ist kurios, dass der Unterhaltungswert genau in den beiden Spielen (beim 3:2 gegen 1899 Hoffenheim und jetzt gegen Bayer 04 Leverkusen) steigt, in denen die Ultras wegen des Platzsturms beim Spiel in Mönchengladbach nicht mehr ins Stadion dürfen und die beiden zentralen Blöcke auf der Südtribüne auf Geheiß des Deutschen Fußball-Bundes leer bleiben müssen. Die Stimmung in der Kölner Arena litt jedenfalls unter dem Ausschluss nicht. Das Doppelpass-Spiel zwischen den Profis und dem Publikum funktionierte.

Gegen Schalke 04 und den VfL Wolfsburg sollte das noch zweimal gelingen. Der Verbleib in der Bundesliga ist nach dem neuerlichen Punktgewinn praktisch sicher. "Wir haben einen wichtigen Punkt geholt, aber der reicht noch nicht", sagte Stöger. Viel fehlt aber auch nicht mehr.

(RP)
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