"Jetzt soll ich mich verpissen?" Köln baut auf Motivator Pizarro — und weiter auf Stöger

Köln · Trotz der besten Saisonleistung und des neuen Hoffnungsträgers Claudio Pizarro verliert der 1. FC Köln auch gegen RB Leipzig. Die Lage wird langsam bedrohlich. Doch am Trainer zweifelt weiterhin niemand.

Claudio Pizarro debütiert für den 1. FC Köln
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Pizarro feiert FC-Debüt gegen Leipzig

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Foto: dpa, fg tba

Claudio Pizarro wirkte nach seinen ersten 36 Minuten im neuen Trikot müder als in jüngeren Jahren nach einem ganzen Spiel. Doch der erfolgreichste ausländische Torjäger der Bundesliga-Geschichte wusste direkt, worauf er sich bei seiner neuen Mission eingelassen hat. "Leider bin ich noch nicht ganz fit. Ich brauche noch viel mehr Training", sagte der Peruaner, der am Dienstag 39 wird. Und auch seinem neuen Team vom 1. FC Köln attestierte er nach dem 1:2 (0:1) gegen RB Leipzig mit Blick auf die Länderspielpause: "In diesen zwei Wochen müssen wir viel arbeiten."

In seiner 18. und dann wohl wirklich letzten Saison in der Fußball-Bundesliga droht dem Routinier Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag. Bei seinem Debüt für den FC erlebte Pizarro die sechste Niederlage im siebten Spiel, einen großen Rückhalt der Fans und eine Trainer-Diskussion, die eigentlich keine ist.

Denn Peter Stöger muss beim FC derzeit zwar nicht akut um seinen Job bangen. Aber zum ersten Mal kamen zumindest Fragen nach seiner Zukunft auf. Und während Sportchef Jörg Schmadtke Stöger den Rücken stärkte, reagierte der Österreicher selbst auf Fragen nach möglichen Rücktritts-Gedanken fast schon entsetzt. "Jetzt ist es schwierig, und jetzt soll ich mich verpissen?", fragte er beim TV-Sender Sky und stellte klar: "Der Verein ist mir ganz wichtig. Das ist richtig geil hier. Wenn jemand das Gefühl hat, dass es nicht mehr passt, müssen wir drüber reden. Aber ich habe nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, das Handtuch zu werfen."

Doch nicht nur die Verantwortlichen, auch die Fans und die Spieler stehen weiter hinter dem Erfolgstrainer der vergangenen Jahre. "Die Mannschaft hat Bock darauf, diese Situation gemeinsam mit dem Trainer durchzustehen", versicherte der am Sonntag starke Leonardo Bittencourt. "Der liebe Gott will im Moment nicht, dass wir gewinnen. Aber in der Länderspielpause werden wir alles abschütteln, was negativ ist. Und dann verspreche ich: Wenn wir einmal in die Erfolgsspur finden, wird es schwer, uns aufzuhalten."

Angesichts von schon sechs Punkten Rückstand auf Rang 16 sei nun "jedes Spiel ein Endspiel", erklärte Torhüter Timo Horn. "Aber es ist Leben in der Truppe. Wir werden weiter Gas geben." Dass die Kölner gegen Leipzig ihre beste Saisonleistung zeigten, machte Mut. "Aber verlieren ist immer scheiße", sagte Abwehrchef Dominique Heintz nach der Niederlage durch Gegentore von Lukas Klostermann (30. Minute) und Yussuf Poulsen (80.).

Das Anschlusstor von Yuya Osako (82.) kam zu spät. "Wie es im Moment läuft, das ist schon abnormal", meinte Kapitän Matthias Lehmann. Horn sagte: "Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man fast schon lachen. Teilweise ist es unfassbar."

Der Hoffnungsträger heißt Pizarro, auch wenn dieser beim Debüt die erwarteten körperlichen Defizite offenbarte. Doch der einst von Uli Hoeneß als "alter Schlawiner" bezeichnete Routinier hat auch andere Aufgaben: vorangehen. Und motivieren, Spieler wie Zuschauer.
"Einen überragenden Typen" nannte ihn Heintz. "Eine Legende" ist er gar für Kapitän Lehmann. Und Bittencourt stellte fest: "Als er reinkam, war es so laut, dass ich dachte, wir hätten ein Tor geschossen."

Die Euphorie tut dem geplagten FC gut. Zum Klassenerhalt reichen wird sie allein sicher nicht.

(dpa)
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