1. FC Köln wird eigenem Anspruch noch nicht gerecht "Es ist unsere Pflicht, jedes Spiel zu gewinnen"

Köln · Der 1. FC Köln hat in seinem ersten Heimspiel der Saison gegen Union Berlin Punkte liegen lassen - weil Markus Anfangs Offensivfußball noch zu selten funktioniert.

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Foto: dpa/Christophe Gateau

Wolfgang Niedeckens vertraute Stimme dröhnte nach Spielende aus den Stadionboxen, und irgendwie passte das bestens zur Szenerie in Müngersdorf. "FC, jeff Jas!", forderte der Kölschrocker, "FC, gib Gas!" Zeitgleich stand Markus Anfang im Mittelkreis und redete wild gestikulierend auf die Profis des 1. FC Köln ein. Das 1:1 (1:0) gegen Union Berlin im ersten Heimspiel der Zweitligasaison hatte gezeigt, dass der Top-Favorit zulegen muss.

"Es ist unsere Aufgabe und unsere Pflicht, jedes Spiel zu gewinnen", formulierte der neue Trainer wenig später die Ansprüche des Erstliga-Absteigers. Der FC will mit Offensivfußball und Spielkontrolle direkt zurückkehren ins Oberhaus, hat bei der Umsetzung aber Startschwierigkeiten.

Die Ausbeute ist nach zwei Spieltagen in Ordnung, mit vier Punkten liegen die Kölner auf Rang vier, stehen auch besser da als der große Konkurrent Hamburger SV (3). Allerdings war beim etwas schmeichelhaften Sieg in Bochum (2:0) und nun gegen Union der erhoffte Markus-Anfang-Fußball allenfalls phasenweise zu erkennen.

Zur Erinnerung: Anfang war es, der mit Holstein Kiel zuletzt beinahe den Durchmarsch von der dritten in die erste Liga schaffte, dessen Offensive in der vergangenen Saison mit 71 Toren glänzte. Der gebürtige Kölner soll seinen Plan nun auch den FC-Profis vermitteln.

Doch gegen die Berliner hatte das Team wie schon gegen Bochum Probleme, sein Spiel durchzudrücken. "Wir dürfen dem Gegner in unserem Stadion eigentlich keine Luft zum Atmen geben", sagte Torwart Timo Horn: "Das hat nur phasenweise geklappt."

Nach rund 25 Minuten kam der FC zwar ins Rollen und erzielte durch Christian Clemens (41.) auch die verdiente Führung. Doch nach der Pause verbuchten die bis dahin fast wirkungslosen Gäste gleich mehrere Chancen, eine davon nutzte Sebastian Andersson (69.).

Die Unzufriedenheit im Kölner Lager war nach dem Spiel daher greifbar, Unruhe war allerdings nicht zu erkennen. Das neue System brauche eben seine Zeit, zudem wurde die Mannschaft nach dem Abstieg umgebaut und tritt plötzlich zu jedem Spiel als Favorit an. "Das ist ein Prozess", sagt Anfang, "die Spieler müssen das annehmen."

Auch der Trainer selbst muss sich in dieser Saison beweisen, denn der Kölner Kader ist zweifellos der eines Favoriten - auch ohne Anthony Modeste. Das wilde Gerücht über eine Rückkehr des Torjägers, der den FC vor einem Jahr für rund 30 Millionen Euro verlassen hatte, machte am Montagabend die Runde. Manager Armin Veh lachte herzhaft. "Das wäre kein schlechtes Geschäft", sagte er, "aber dieses Geld haben wir nicht. Wenn es stimmt, was er so in China verdient hat, dann müsste ich dafür die Hälfte meines Kaders abgeben."

Für deutlich schlechtere Stimmung sorgten Ereignisse am späteren Abend. Gewaltbereite Fans griffen einen Reisebus der Union-Anhänger an und warfen mit Steinen, zudem gab es dabei nach Polizeiangaben mehrere Attacken auf die Beamten. Demnach seien die Chaoten mit unbeleuchteten Autos gezielt auf Polizisten zugefahren. 28 Personen wurden festgenommen.

(sid/sef)
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