Kult-Club feiert am Freitag 1. FC Kaiserslautern wird 100 Jahre alt

Kaiserslautern (dpa). Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl hat den Ehrenmitgliedsausweis 001, Ministerpräsident Kurt Beck begnügt sich mit normaler Mitgliedschaft beim 1. FC Kaiserslautern. Auch bei der hochkarätigen Polit-Prominenz hat der rheinland-pfälzische Vorzeige- Club längst Kult-Status erlangt. Am kommenden Freitag (2. Juni) feiern die zumindest in der Südwest-Ecke Deutschlands abgöttisch geliebten "Roten Teufel" ihren 100. Geburtstag.

"Der FCK ist für mich so etwas wie mein Hausverein", sagt Kohl, der seit seinen Pennälertagen vom FCK schwärmt. Beck, der schon als Bub zum berühmt-berüchtigten "Betzenberg" pilgerte, besucht regelmäßig mit Ehefrau Roswitha die Heimspiele, "denn der FCK ist für mich ein Stück Lebensqualität". Der ehemalige FCK-Kapitän Stefan Kuntz bekannte einst euphorisch: "Ich lebe und sterbe für diesen Verein". Kuntz lebt noch und trainiert künftig den Karlsruher SC, nachdem es mit dem Posten eines Sportdirektors nicht klappte.

Derartige Emotionen spiegeln das Lebensgefühl wider, das der Club als Inbegriff des Provinzvereins den Menschen in der wirtschaftlich strukturschwachen Region vermittelt. In den 100 Jahren seit seiner Gründung am 2. Juni 1900 durch 22 junge Westpfälzer war das nicht immer so. Nahezu ein halbes Jahrhundert war der FCK eher ein unauffälliger Verein in der verschlafenen Westpfalz, den erst ein 19- jähriger Nobody namens Fritz Walter als erster FCK-Nationalspieler mit drei Toren am 14. Juli 1940 beim Frankfurter 9:3 gegen Rumänien ins Rampenlicht schoss. Zusammen mit Bruder Ottmar, Werner Liebrich, Werner Kohlmeyer und Horst Eckel gelang dem Protagonisten der "Walter-Elf" der Meisterjahre 1951 und 1953 am 4. Juli 1954 der historische WM-Triumph von Bern. Der heute fast 80-Jährige erntete mit diesem Erfolg unsterblichen Ruhm und wurde d i e Galionsfigur der Pfälzer, die er bis heute ist.

Beim FCK spielten weitere 15 Nationalspieler, darunter Weltmeister Andreas Brehme (1990) und die Europameister Hans-Peter Briegel (1980) und Stefan Kuntz (1996). Kein Wunder, dass der Fußball im Südwesten immer mehr boomte. Dabei war der FCK bei Gründung der Bundesliga 1963 erst nach langem Hin und Her in die Eliteliga aufgenommen worden, in der er zunächst eine bescheidene Rolle spielte und stets zu den Abstiegskandidaten zählte. Anfang der 70er Jahre betrat er erstmals die europäische Bühne, auf der er mit dem 5:0 gegen Real Madrid am 17. März 1982 seine Sternstunde hatte. Trainer war als einer der Nachfolger von Dietrich Weise oder Erich Ribbeck Kalli Feldkamp, der 1990 den DFB-Pokal und 1991 die dritte Meisterschaft holte.

In Ex-Spieler Jürgen Friedrich fand der FCK damals auch den visionären und pragmatischen Modernisierer des zuvor nach Sitte der Altvorderen geführten Vereins. Das nach Fritz Walter benannte Stadion wurde eine der modernsten Fußball-Arenen Deutschlands, die Triumph und Tragik - und nach dem ersten Bundesligaabstieg 1996 die Lauterer Wiedergeburt erlebte. Als erster Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte wurden die "Roten Teufel" 1998 auf Anhieb Deutscher Meister.

"König" Otto Rehhagel setzte sich in Kaiserslautern ein Denkmal, das momentan kleine Risse zeigt. Zusammen mit seinem Freund Rehhagel hat Friedrich nach vollzogenem Strukturwandel vom gemütlichen Provinzclub zum Wirtschaftsunternehmen moderner Prägung ein "ureigenes Profil" vor Augen, das sich bei aller sportlicher Konkurrenz (noch) nicht an den "Millionaros" aus München, Dortmund oder Leverkusen orientiert.

(RPO Archiv)
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