Alle 1. FC Heidenheim-Artikel vom 09. Juni 2003
Kofferbombe: LKA ohne heiße Spur

Dresden: Tasche enthielt explosiven TNT-SprengstoffKofferbombe: LKA ohne heiße Spur

Dresden (rpo). Nach dem Bombenfund auf dem Dresdner Hauptbahnhof fehlt dem Landeskriminalamt noch immer eine heiße Spur. Derzeit gehen die Beamten "allgemeinen Hinweisen aus der Bevölkerung" nach, sagte LKA-Sprecher Rico Müller am Dienstag. Der Bombenkoffer enthielt nach Medienberichten hoch explosiven TNT-Sprengstoff. Wie die "Bild"-Zeitung (Mittwochausgabe) unter Berufung auf ein vertrauliches Papier des Landeskriminalamtes Sachsen schrieb, entdeckten die Ermittler in dem Gepäckstück außerdem einen elektrischen Sprengzünder, einen Wecker, eine "Splitter bildende Beiladung" aus Schottersteinen, eine farblose Flüssigkeit, mehrere Batterien sowie einen Schnellkochtopf. LKA-Sprecher Rico Müller sagte der AP auf Anfrage, er könne dies weder bestätigen noch dementieren. Dem Berliner "Tagesspiegel" zufolge werten Sicherheitsexperten die Kofferbombe als überaus professionell hergestellten Sprengsatz. Deshalb sei zu vermuten, dass vor allem islamistische Terroristen oder Neonazis als Täter in Frage kämen. Militante Linksextremisten dagegen achteten in der Regel darauf, "unschuldige Opfer" zu vermeiden, schrieb das Blatt unter Berufung auf die Sicherheitsexperten. Diese schlössen auch nicht aus, dass die Bombe in einen vollbesetzten Zug habe gebracht werden sollen. Täter aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität oder geistig verwirrte Einzeltäter würden dagegen nicht hinter dem versuchten Anschlag vermutet. LKA-Sprecher Müller betonte, die Ermittler gingen mehreren Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Ob eine heiße Spur dabei sei, würden die Ermittlungen ergeben. Müller bestätigte einen Bericht der "Sächsischen Zeitung", wonach es für die Zeit vor dem Bombenfund am vergangenen Freitagabend keine Videoaufzeichnungen gibt. Dem Blatt zufolge herrscht im LKA Unverständnis über das Vorgehen des Bundesgrenzschutzes: Dieser hatte den Sprengstoffkoffer noch im Bahnhof mit einer Wasserkanone beschossen, wobei er stark zerstört worden war. Deshalb ist es unter anderem schwierig festzustellen, ob der Zünder funktionsfähig war. Müller betonte, bei den BGS-Beamten habe es sich um ausgebildete Spezialisten gehandelt. Sie hätten die Entscheidung über ihr Vorgehen nach der Lage vor Ort getroffen. In dem vertraulichen LKA-Papier heißt es laut "Bild"-Zeitung, bei einer Explosion wäre "eine Vielzahl Reisender erheblich an ihrer Gesundheit geschädigt" worden. In einem zweiten am Tatort entdeckten Koffer fanden die Polizisten dem Bericht zufolge Bekleidung und Kosmetikartikel. Der Eigentümer sei ermittelt und stehe "augenscheinlich nicht im Sachzusammenhang". Verstärkung des Bundesgrenzschutzes gefordertIm Zusammenhang mit dem Bombenfund hat das LKA einen Fahndungsaufruf veröffentlicht und sucht Zeugen, die am Freitagabend zwischen 18.00 Uhr und 19.40 Uhr auf Gleis 14 des Dresdner Hauptbahnhofs verdächtige Personen gesehen haben. Insbesondere seien die Zugverbindungen von und nach Frankfurt/Main und zum Dresdner Flughafen von Interesse. Die Deutsche Polizeigewerkschaft warnte davor, die Gefährdungslage auf Bahnhöfen und in Zügen zu unterschätzen. "Terroranschläge auf öffentliche Orte, wie auf Bahnhöfe, sind wegen der physischen und der psychologischen Wirkung auf die Bevölkerung in Deutschland keinesfalls ausgeschlossen", sagte der Vorsitzende des Fachverbandes Bundespolizei bei der Gewerkschaft, Hans-Joachim Zastrow. Er forderte die Bundesregierung auf, den Bundesgrenzschutz weiter personell zu verstärken.