Berlin Fußball-Sicherheitsgipfel: Stehplätze bleiben

Berlin · Im Kampf gegen Gewalt in Fußball-Stadien haben sich Politik und Vereine auf leicht verschärfte Sanktionen gegen Randalierer geeinigt, einem Stehplatzverbot aber eine klare Absage erteilt. Auf einem Sicherheitsgipfel in Berlin wurde die Höchstgrenze für Stadionverbote von drei auf zehn Jahre verlängert. In einem Verhaltenskodex verpflichten sich die Vereine der drei Profiligen zudem, das Abbrennen von Pyrotechnik selbst schärfer zu ahnden. Andere Maßnahmen gegen Randale wie personalisierte Tickets oder flächendeckende Videoüberwachung blieben zunächst in der Schublade.

Bei der Konferenz berieten auf Einladung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Vertreter von 53 Profiklubs mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier (CDU). Union Berlin sagte als einziger Verein seine Teilnahme ab. Ligapräsident Reinhard Rauball wertete es vor allem als Erfolg, dass ein Stehplatzverbot abgewendet werden konnte. "Das ist eine gute Nachricht für Millionen friedliche Fußballfans", sagte er. "Stehplätze sind ein Markenzeichen des deutschen Profifußballs." DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sprach von einer "geschlossenen Front gegen Gewalt" und einer "Null-Toleranz-Politik" gegenüber Krawallmachern. Auch Innenminister Friedrich zeigte sich zufrieden mit den Beschlüssen des Gipfels. Sie seien geeignet, Ordnung, Ruhe, Sicherheit und Fanvergnügen zu gewährleisten, sagte er. "Fankultur und Gewalt schließen sich aus. Das sehen 99,5 Prozent der Fans im Lande so." NRW-Innenminister Ralf Jäger ist vom Ergebnis des Fußballgipfels dagegen enttäuscht. "Der beschlossene Verhaltenskodex enthält nichts Neues. Das haben uns DFB und DFL wiederholt gesagt. Ich vermisse die längst überfälligen Schritte der Vereine für mehr Sicherheit in den Stadien", sagte Jäger. "Der Start in die neue Saison ist eine gute Gelegenheit für die Vereine zu zeigen, dass sie es ernst meinen und Chaoten und Bengalo-Jünger von friedlichen Fußballfesten ausschließen." Bei den Stadionverboten sollen Fans in "besonders extremen Ausnahmefällen" künftig von den Spielen ihrer Mannschaft zehn Jahre lang ausgeschlossen werden können. Das Abbrennen von Bengalos wollen die Vereine individuell schärfer bestrafen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort