Rodeln: Sylke Otto und Leitner/Resch holen sich WM-Titel Fünf der bislang vergebenen Einzelmedaillen an Deutschland

St. Moritz (sid). Die Favoriten Sylke Otto (Oberwiesenthal) und das Doppel Patric Leitner/Alexander Resch (Königssee) haben bei den Rodel-Weltmeisterschaften in St. Moritz die Titel gewonnen. Die 30-jährige Otto verwies beim Fünffach-Triumph der deutschen Damen trotz eines spektakulären Sturzes im ersten Lauf nach der Zieldurchfahrt die Olympiazweite Barbara Niedernhuber (Königssee) und Titelverteidigerin Sonja Wiedemann (Hausham) klar auf die Ränge zwei und drei.

Leitner/Resch verteidigten mit vier Zehntelsekunden Vorsprung ihren Titel erfolgreich vor den Winterbergern Steffen Skel/Steffen Wöller sowie den Amerikanern Mark Grimmette/Brian Martin. Die deutschen Flitzer holten damit auf der Natureisbahn im Engadin nach dem Doppelsieg im Team-Wettbewerb vom Freitag nun gleich fünf der sechs Einzelmedaillen. Die Entscheidung bei den Herren mit dem dreimaligen Olympiasieger Georg Hackl (Berchtesgaden) fällt am Sonntag (ab 10.00 Uhr).

"Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen. Und ich hoffe, dass ich meiner Mutter zu ihrem heutigen Geburtstag eine Freude gemacht habe", sagte Otto nach dem ersten WM-Sieg ihrer Laufbahn. Via Kameras schickte sie beste Grüße zur Damenbob-WM nach Winterberg an ihre einstige Oberwiesenthaler Rodel-Kollegin Gabi Kohlisch: "Es ist wunderbar, dass ich mit meiner Freundin Gabi ganz oben auf dem WM-Podest stehe."

Im ersten Lauf hatte Otto aber erst einmal für einen mächtigen Schrecken gesorgt, als sie nach der Zieldurchfahrt umkippte und einen unfreiwilligen Purzelbaum in der Eisrinne fabrizierte. "Aber das habe ich ganz schnell verdaut", so die unverletzt gebliebene Otto: "Ich hatte einfach den Kopf zu weit unten und die Orientierung verloren."

Jubeln konnten auch Leitner und Resch. "Ich bin heute fünf Kilo leichter und zehn Jahre älter geworden", sagte Leitner, dem eine Grippe zu schaffen machte. Der 22-Jährige weiter: "Es war nerviger als im vergangenen Jahr. Der Druck war sehr groß, denn alle haben in uns die Favoriten gesehen, die Gold nur abholen müssen. Unter diesen Umständen ist es optimal gelaufen.

Tränen der Enttäuschung rollten dagegen bei der nur auf Rang vier gelandeten Olympiasiegerin Silke Kraushaar aus Oberhof. "Eine Silke haben wir geputzt", meinte Niedernhuber bissig. Die Olympiazweite dokumentierte mit dieser Aussage den immensen Konkurrenzkampf unter den deutschen Fahrerinnen und Leistungszentren. Fünfte wurde WM-Neuling Gabi Bender aus Königssee.

"Das Hungern hat sich gelohnt", meinte Otto augenzwinkernd. Die 30-jährige Blondine hatte vor der Saison fast zehn Kilogramm abgespeckt und damit in doppelter Hinsicht die Ideallinie gefunden. Schon bei der EM vor drei in Winterberg war ihr der erste Sieg bei einer internationalen Meisterschaft gelungen.

Zu Ottos ersten Gratulanten mit Sekt und einem mit Blumen verzierten Globus als Symbol für die neue Nummer eins der Rodel-Welt gehörte Entdecker und Heimtrainer Andreas Estel. Lebensgefährte Ronald stimmte derzweil die Freudengesänge der mitgereisten Fans, die begeistert ihr Riesenplakat mit der Aufschrift "Otto find ich gut, Sylke noch viel besser" schwenkten.

(RPO Archiv)
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