WM-Sause in Japan Weltmeister Vettel lässt es krachen

Suzuka (RPO). Der alte und neue Weltmeister Sebastian Vettel wurde vor der Red-Bull-Box mit dröhenden Musik-Beats empfangen und Papa Norbert brachte die WM-Sause mit dem "Vettel-Dance" richtig in Schwung.

Sebastian Vettels Weltmeister-Jubel
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Um 18.15 Uhr Ortszeit, genau 101 Minuten nachdem er die Ziellinie beim Großen Preis von Japan in Suzuka als Dritter überquert hatte, kletterte der jüngste zweimalige Titelträger der Formel-1-Geschichte auf eine Transportbox, zeigte den doppelten "Vettel-Finger" und ließ sich von immer noch rund 10.000 begeisterten Fans auf der gegenüberliegenden Haupttribüne feiern.

Immer wieder schallte unterstützt von fetten Basstönen "We did that move" (Wir haben es getan) aus den Lautsprecher-Boxen, als sich für Vettel, der mit einem Dauerlächeln und einer Engelsgeduld die Pressekonferenz und unzählige Fernsehinterviews absolviert hatte, bei seinem Team alle Emotionen entluden.

Mit Freudentränen in den Augen und überwältigt von der Situation zog Vettel unter ohrenbetäubendem Applaus und im Blitzlichtgewitter seine Kappe, klatschte beinahe alle Teammitglieder ab und verbeugte sich artig. Nach dem Teamfoto und einer weiteren ausgiebigen Champagnerdusche kletterte Vettel über die Boxenmauer und verabschiedete sich von seinen japanischen Fans.

"Genauso verwirrend wie beim ersten Titel"

"Ich bin ein bisschen sprachlos, es ist genauso verwirrend wie beim ersten Titel", sagte Vettel, der ein bisschen nach Worten suchte, bevor er sich bei allen für die Unterstützung bedankte: "Das ganze Jahr war ein Traum. Und es ist noch nicht vorbei."

Eine Person hob Vettel bei seinem Dank besonders heraus: seinen finnischen Physiotherapeuten Tommi Parmakoski. "Er hat mich immer wieder auf den Boden zurückgeholt, damit ich nicht abhebe. Er ist derjenige, mit dem ich mehr Zeit verbringe als mit irgendeinem anderen", sagte Vettel: "Leute im Hintergrund, die man nicht so wahrnimmt, aber die unglaublich wichtig sind, einem mal in den Arsch treten und dafür sorgen, dass man auf Kurs bleibt."

Zu Tränen gerührt war auch Papa Norbert. "Uns sind Steine vom Herzen gefallen", sagte er verlegen und mit zittriger Stimme: "Aber ich bin kein Doppel-Weltmeister - ich bin nur Vater." Nur für Sekundenbruchteile hatte er seinen Sebastian in die Arme schließen und ihm immerhin einen Kuss auf die Wange drücken können. Um 18.30 Uhr verschwand Vettel in der Box und genoss zumindest für einen Augenblick ein bisschen Ruhe.

Besonders stolz war er darauf, mit 24 Jahren und 98 Tagen von Fernando Alonso den Titel des jüngsten zweimaligen Weltmeisters übernommen zu haben - allerdings nicht wegen des Alters. "Das Wort 'jüngster' ist nicht das Entscheidende, sondern doppelt. Doppelt gemoppelt hält besser", sagte Vettel.

Das Rennen zuvor auf seiner Lieblingsstrecke hatte er zwar verloren, den Titel aber trotzdem perfekt gemacht. Seinem letzten Konkurrenten Jenson Button (McLaren-Mercedes) nutzte auch der Sieg in Suzuka nichts mehr, denn statt des letzten nötigen WM-Punktes holte Vettel als Dritter insgesamt 15 Zähler und ist damit in den letzten vier Rennen des Jahres nicht mehr einzuholen.

"Immer den Kurs beibehalten"

"Die Meisterschaft hier zu gewinnen, ist einfach fantastisch", meinte Vettel: "Das Rennen heute war nicht einfach. Wir waren auf den weichen Reifen nicht so schnell, wie wir uns das vorgestellt hatten. Dennoch haben wir erneut eine starke Leistung gezeigt." Wie bei allen Schwierigkeiten während der Saison: "Wenn es angefangen hat zu regnen, zu stürmen und zu wackeln haben wir immer den Kurs beibehalten und unser Ziel verfolgt. Wenn es ein Geheimnis gibt, ist es das."

Nach der Ehrenrunde, in der er von Mercedes-Pilot Michael Schumacher eskortiert wurde, war im Parc ferme der zweitplatzierte Spanier Fernando Alonso der erste Gratulant. Für Vettel war es in einer unglaublichen Saison bereits der 14. Podiumsplatz im 15. Rennen. Nur beim Heimspiel auf dem Nürburgring hatte er als Vierter bei der Siegerehrung gefehlt. Insgesamt hat Vettel in diesem Jahr neun Siege geholt und könnte immer noch den Saisonrekord von Michael Schumacher aus dem Jahr 2004 (13 Siege) einstellen. Zur Pole-Position-Bestmarke von Nigel Mansell aus dem Jahr 1992 fehlen ihm sogar nur noch zwei Bestzeiten, nachdem er am Samstag das Dutzend voll gemacht hatte.

"Das ist eine ganz besondere Situation für Sebastian", sagte Schumacher über seinen Freund: "In welcher Art und Weise er diesen Titel geholt hat, das ist einfach sehr speziell." Der Rekordweltmeister und Nico Rosberg bescherten Mercedes auf den Plätzen sechs und zehn jeweils WM-Punkte. Adrian Sutil landete auf Rang elf, Timo Glock auf Position 20.

Als Vettel in Suzuka über die Ziellinie gefahren war, stand auch "Vettelheim" an der Bergstraße kopf. Rund 1500 Anhänger tanzten zu Klängen von "Highway to hell" und ließen Sektkorken knallen. Bei der WM-Sause im fernen Japan startete derweil die von Vettel angeführte Red-Bull-Familie in eine lange Party-Nacht und tanzte der aufgehenden Sonne entgegen.

(SID)
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