Frust nach Deutschland-Rennen Vettel gibt sich ganz gelassen

Budapest · Gegen die Verunglimpfung als "Heulsuse" wehrt er sich, von der Zwangsänderung an seinem Auto erwartet er "keinen Unterschied", und in Verschwörungstheorien will Sebastian Vettel "keine Energie verschwenden": Nach vier frustrierenden Tagen hat sich der Formel-1-Weltmeister vor dem Großen Preis von Ungarn am Sonntag ( 14 Uhr /Live-Ticker) scheinbar entspannt präsentiert.

Formel 1: Vettels "Null-Siege-Bilanz" im Juli
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Gegen die Verunglimpfung als "Heulsuse" wehrt er sich, von der Zwangsänderung an seinem Auto erwartet er "keinen Unterschied", und in Verschwörungstheorien will Sebastian Vettel "keine Energie verschwenden": Nach vier frustrierenden Tagen hat sich der Formel-1-Weltmeister vor dem Großen Preis von Ungarn am Sonntag (14 Uhr /Live-Ticker) scheinbar entspannt präsentiert.

Wie sehr die Diskussionen der vergangenen Tage an ihm nagen, konnte der Champion aber nicht verhehlen. "Ich werde mir überlegen, was ich hätte besser machen können. Ich denke, das wird sicher vier Wochen dauern", antwortete der neuerdings mit modischer Kurzhaarfrisur auftretende Vettel auf die Frage, was er für die am Montag beginnende Sommerpause plane. Dass ihn diese verkorkste Woche mit all ihren Rückschlägen den Titel kosten könne, empfindet er als "an den Haaren herbeigezogen".

"Es gleicht sich alles immer aus"

Doch seit vergangenen Sonntag ist einiges eingeprasselt auf den 25-Jährigen. Nach dem Heimspiel auf dem Hockenheimring hatte Vettel eine seiner Meinung nach unberechtigte Zeitstrafe hinnehmen müssen, von den Medien fühlte er sich falsch wiedergegeben, und am Mittwoch ordnete der Automobil-Weltverband FIA auch noch die dritte Zwangsänderung an seinem Red Bull innerhalb eines Jahres an. "Ich verschwende aber keine Energie in irgendwelche Verschwörungstheorien", versicherte der WM-Dritte vor dem elften von 20 Saisonrennen auf dem Hungaro-Ring: "Natürlich, den Eindruck konnte man vielleicht bekommen in den letzten Wochen. Aber ich denke, über eine Saison hinweg gleicht sich alles immer aus."

Dass die FIA das von Red Bull entdeckte Schlupfloch schloss und das Weltmeister-Team durch eine "Regelklarstellung" zur Änderung der Motoreneinstellung verordnete, ist für den Hessen kein Drama. "Es wäre gelogen, wenn man sagen würde, das macht gar nichts aus, sonst hätten wir es nicht eingesetzt", meinte er: "Aber es ist nicht so, dass das Auto jetzt nicht mehr läuft. Ich bin zuversichtlich, dass es keinen großen Unterschied machen wird, vor allem hier auf dieser Strecke nicht."

Gegen den Vorwurf, eine "Heulsuse" zu sein, wehrte sich Vettel aber energisch. "Ich habe doch gar nicht geheult", sagte er. Das englische Boulevardblatt "Mirror" hatte den Weltmeister der vergangenen beiden Jahre so bezeichnet, nachdem er sich über ein Manöver des Briten Lewis Hamilton beim Rennen auf dem Hockenheimring am vergangenen Sonntag beklagt hatte.

Vettel fühlt sich missverstanden

Überhaupt fühlt sich Vettel von den Medien falsch verstanden. "Ich habe nie gesagt, dass Lewis dumm ist", stellte er klar und meinte zu den Journalisten: "Ich habe einen Mund, ihr habt Ohren, aber irgendwo auf diesem Wege muss es ein Problem gegeben habe. Und das finde ich schade. Was Lewis gemacht hat, war okay, aber es hat mir halt nicht geholfen." Vettel hatte nach dem Rennen in der Tat gesagt, es sei "dumm, sich mit den Führenden anzulegen", hatte aber nicht Hamilton als dumm bezeichnet.

Seine allgemein missmutigen Reaktionen nach dem verkorksten Heimspiel verteidigte Vettel indes. "Es ist ganz normal, dass man nicht glücklich ist, wenn es nicht läuft, sondern verärgert", meinte er: "Und ich denke, man muss sich nicht schämen, wenn man nach außen zeigt, dass man nicht ganz zufrieden ist."

Seinem verlorenen zweiten Platz in Hockenheim, aus dem wegen "Überholens abseits der Strecke" letztlich ein fünfter Rang wurde, will er nicht nachtrauern. Auch wenn er die Bestrafung immer noch als unberechtigt ansieht. "Eigentlich habe ich alles gesagt. Aber es ist klar, dass ich nicht meine Meinung ändere, nur weil ich eine Strafe bekommen habe", erklärte er. "Ich hatte den Eindruck, dass ich nichts Verbotenes getan habe, und ich habe schließlich im Auto gesessen", meinte der Red-Bull-Pilot weiter: "Aber das Leben geht weiter."

Eine Regeländerung, weil die gegen Vettel ausgesprochene Strafe die einzig mögliche Sanktion für diesen umstrittenen Fall war, fordert der Weltmeister nicht: "Das war ein außergewöhnlicher Fall, wie er nicht jede Woche vorkommt. Deshalb müssen wir nicht gleich etwas am Regelwerk ändern und noch eine Regel einbauen und noch eine."

Zur Aussage von Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko, der die Maßnahme mit der "Todesstrafe für Hühnerdiebstahl" verglich, sagte Vettel schmunzelnd: "Er hat das Recht auf seine Meinung."

(sid)
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