Sir Frank Williams wird 75 Elder Statesman zwischen Triumphen und Tragödien

Sakhir · Vom "Witz der Branche" zum Ritter und Formel-1-Weltmeister: Am Sonntag wird der große Sir Frank Williams 75 Jahre alt.

 Teamchef Frank Williams beim Training für den Großen Preis von Österreich 2015.

Teamchef Frank Williams beim Training für den Großen Preis von Österreich 2015.

Foto: dpa, hkt mr wie

Triumphe und Tragödien, große Siege und viel Drama - kaum jemand in der Formel 1 hat so viel erlebt wie Sir Frank Williams. Der Brite führte sein Team an die Spitze, die Queen schlug ihm zum Ritter - aber in seinem Auto starb auch Ayrton Senna vor den Augen der Welt. Am Ostersonntag wird der Elder Statesman der Königsklasse 75 Jahre alt.

"Viele gaben uns die Schuld dafür. Als hätten wir der Welt ein Gemälde von Michelangelo gestohlen", sagte Williams einmal über die schwärzeste Stunde seiner Karriere. Den Unfall von Senna 1994 in Imola hat er bis heute nicht verarbeitet. Über seinen eigenen Unfall, der sein Leben am 7. März 1986 für immer veränderte, redet Williams viel offener.

"Das Auto ist mir plötzlich ausgebrochen, hat sich sechs oder sieben Mal überschlagen, dann habe ich einen stechenden Schmerz in meinem Nacken verspürt", sagte Williams über diesen Schicksalsschlag. Er versuchte, nach dem Gurt des Mietwagens zu greifen, mit dem er von der Rennstrecke in Le Castellet zum Flughafen fahren wollte - doch Williams konnte seinen Arm nicht mehr bewegen.

"Sir Frank mag keine Geburtstage"

Seit jenem Tag sitzt Sir Francis Owen Garbatt Williams, genannt Frank, im Rollstuhl. Er muss rund um die Uhr betreut werden. Doch auch heute noch firmiert Williams, der immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, offiziell als Teamchef seines Rennstalls. Eine große Party zum 75. wird es wohl nicht geben. "Sir Frank mag keine Geburtstage", sagt ein Crew-Mitglied: "Und er hasst Geburtstagskarten."

Seinen Unfall betrachtete Williams schnell als Beginn eines neuen Lebens. "Ich sehe es so, Ginny", soll er zu seiner Ehefrau Virginia gesagt haben: "Ich hatte 40 fantastische Lebensjahre. Nun werde ich eben noch 40 Jahre eines völlig anderen Lebens haben." Das Paar hat drei Kinder, die derzeit schwangere Tochter Claire führt im Rennstall mittlerweile das Tagesgeschäft.

Williams war schon immer ein Kämpfer. Der Sohn eines Offiziers der Royal Air Force durchlebte nach eigenen Angaben eine "schwere Kindheit", nach der Scheidung der Eltern musste er in ein katholisches Internat. Als Rennfahrer war er nicht talentiert genug und chronisch pleite, auch als Mechaniker und Händler gebrauchter Rennwagen war sein Weg beschwerlich. Er sei damals "der Witz der Branche" gewesen, sagte Williams einst dem Spiegel.

Der Durchbruch kam, als er 1977 mit dem damals unbekannten Konstrukteur Patrick Head einen eigenen Rennstall aufbaute. Williams arbeitete erfolgreich in der Sponsoren-Akquise, seine Menschenkenntnis und sein Gespür ließen das Team zum heute immer noch dritterfolgreichsten der Formel-1-Geschichte werden. Die meisten Triumphe feierte der Rennstall übrigens nach Williams' Unfall: Fünf der sieben Fahrer-Titel und sieben von neun WM-Titeln in der Konstrukteurs-Wertung gewann Williams nach 1986.

Topstars wie Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost oder Senna fuhren für Williams, auch zahlreiche deutsche Piloten feierten Erfolge mit dem Team aus Grove: Ralf Schumacher holte seine sechs Rennsiege für Williams, Heinz-Harald Frentzen wurde 1997 Vize-Weltmeister, und Nico Hülkenberg schaffte mit seiner Pole in Brasilien 2010 eine kleine Sensation.

Und auch der mittlerweile zurückgetretene Weltmeister Nico Rosberg fuhr von 2006 bis zu seinem Wechsel 2010 zu Mercedes für Williams. "Es ist unglaublich, was er geleistet hat. Ich respektiere ihn vor allem als Person sehr", sagte Rosberg über Williams.

(sid)
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