„Danke Seb“ Vettel geht durch die große Tür

Abu Dhabi · Aus erbitterten Rivalen wurden Freunde und Fans: Sebastian Vettel wird zu seinem Formel-1-Abschied mit Huldigungen überhäuft. Auch Fernando Alonso hat sich den viermaligen Weltmeister etwas Besonderes einfallen lassen.

 Sebastian Vettel.

Sebastian Vettel.

Foto: AFP/BEN STANSALL

Sebastian Vettel hat sie tatsächlich alle an einen Tisch bekommen. Die 20 Formel-1-Fahrer trafen sich am Donnerstagabend in einem Edel-Restaurant in Abu Dhabi, um einen ihrer Größten gebührend in den Ruhestand zu verabschieden. Stahlende Gesichter bei den Gruppenfotos, im Netz machte wenig später eine Rechnung über rund 160.000 Euro die Runde. Ob echt oder fake: Es scheint ein gelungener Abend gewesen zu sein.

Was nicht zuletzt an Everybody's Darling Vettel lag, der mit dem Schwenken der Zielflagge am Sonntag im Alter von 35 Jahren zum Formel-1-Rentner wird. Mit seiner Aufrichtigkeit hat der viermalige Weltmeister es geschafft, erbitterte Rivalen in Fans und teilweise sogar Freunde zu verwandeln.

Mit Fernando Alonso etwa lieferte er sich 2010 und 2012 hitzige Kämpfe um die WM. Knapper Sieger jeweils: Vettel - was beim stolzen Spanier Alonso einige Bitterkeit hinterließ. Beim Großen Preis von Abu Dhabi (Sonntag, 14.00 Uhr MEZ/Sky) aber wird Alonso aus Respekt einen Helm im klassischen Vettel-Design mit schwarz-rot-goldenen Längsstreifen und der Botschaft „Danke Seb“ tragen.

Dem mittlerweile siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton fuhr Vettel 2017 in Baku ebenfalls in einem hitzigen Titelduell nach einer emotionalen Fehleinschätzung seitlich ins Auto. Hamilton forderte den Deutschen danach dazu auf, die Angelegenheit „wie Männer“ zu klären. Heute sagt der Brite: „Unsere Freundschaft ist dadurch besser geworden.“ Und er scherzt: „Die meisten Fahrer kommen wieder. Er wird auch wiederkommen.“

Und so konnte jeder Formel-1-Pilot vor dem letzten Saisonrennen von einer besonderen Vettel-Episode berichten. Teils vollkommen unbekannte. In andächtigen Worten erinnerte sich etwa Weltmeister Max Verstappen, wie der Hesse 2021 nach dem schweren Silverstone-Crash sorgenvoll auf ihn wartete. „Ich kam aus dem Krankenhaus. Er stand da und sagte: 'Bist du okay, Max? Geht es dir gut?' Das zeigt einfach, dass er ein supernetter, fürsorglicher Mensch ist.“

Und der Hochgelobte? Vettel ist mit sich im Reinen, die Entscheidung zum Rücktritt sei beginnend mit dem Corona-Stillstand 2020 und seiner Ferrari-Ausbootung langsam gereift. Das Adrenalin werde ihm fehlen, „das macht mich traurig“, sagte er zwar, doch er unterstrich vor allem die positiven Aspekte. Er habe „sicherlich viele Möglichkeiten“, der Vater von drei Kindern freut sich aber „auf das Nichts. Ich will mehr über mich selbst lernen, mich überraschen lassen, Zeit mit der Familie verbringen.“

Trotzdem wollte er nicht garantieren, dass es das war mit dem Rennsport. Rallye fahren etwa sei „eine große Herausforderung, ganz anders als die Formel 1“, meinte er fast beiläufig. Und setzte hinzu: „Wir werden sehen.“

(lonn/SID)
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