Start in die Formel-1-Saison Vettel und Red Bull läuft die Zeit davon

Düsseldorf · Das dominierende Formel-1-Team der vergangenen vier Jahre hat den Übergang ins neue Zeitalter der Turbomotoren noch nicht geschafft. Nur vier Tage bleiben, den Rückstand auf Ferrari und Mercedes zu verringern.

Vettel muss Testfahrten abbrechen
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Acht Testtage haben die Formel-1-Teams hinter sich, je vier in Jerez (Spanien) und Manama (Bahrain). Waren wegen der seit 2006 "eingefrorenen 2,4 Liter-V8-Saugmotoren" die Überraschungen und etwa zu bewältigende Probleme eher überschaubar, warten diesmal echte Herausforderungen auf die Teams. "Bei den neuen Autos ist alles so kompliziert", sagte Ferrari-Technikchef Pat Fry.

Die alten Boliden kannte man wie seine Westentasche. Doch bei den aktuellen Modellen, die mit 1,6 Liter-V6-Turbomotoren und einem anderen Energierückgewinnungssystem ausgerüstet sind, treten immer wieder Überraschungen auf. Erschwerend kommt hinzu, dass die Suche nach Fehlerquellen und ihre Beseitigung erheblich mehr Zeit beanspruchen, weil Erfahrungswerte und Routine fehlen.

Während Mercedes und Ferrari ab morgen zum Auftakt der viertägigen Abschlusstests schon ans Eingemachte gehen können, gibt es bei Red Bull viel Nachholbedarf. Nur 716 Kilometer hat das neue Auto bislang zurückgelegt. Lediglich Marussia (290) und Lotus (601), beide ebenfalls mit Renault-Motoren ausgerüstet, schafften weniger. Mercedes (3096) und Ferrari (2661) konnten sehr viel mehr Runden absolvieren. Dabei wurden wichtige Daten gesammelt und die Vorbereitung auf den WM-Auftakt am 16. März in Melbourne intensiviert.

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Foto: afp, Miguel Schincariol

"Die Entwicklung geht in die richtige Richtung", betonte Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel. Optimismus klingt anders, und nur noch in Bahrain kann der Bolide auf einer Rennstrecke erprobt werden. Bisher gelang es nicht, den neuen Antriebsstrang und das neue Energierückgewinnungssystem in das von Adrian Newey entworfene Auto zu integrieren. Größtes Problem ist die Kühlung. Die Verkleidung im Bereich des Auspuffs fing schon mal Feuer. "Vielleicht ist dies das Ergebnis einer zu aggressiven Planung. Aber wir dachten uns, wir müssen ein paar Risiken eingehen", betonte Newey. Er tüftelt an Lösungen.

Doch die Zeit wird knapp. "Wir dürfen uns nichts vormachen. Es bleibt noch eine riesige Menge an Arbeit zu erledigen", sagte Vettel. Der 26-Jährige löst am Samstag seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo ab und bestreitet am Sonntag die Generalprobe. Habe man ein Problem gelöst, tauche schon wieder ein anderes auf, ergänzte der viermalige Champion. Vettel und Red Bull dürften vor einer schweren Saison stehen. "Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen, aber wir haben viel Rückstand aufzuholen", gab Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko zu.

Mercedes hat bereits Rennsimulationen absolviert und dabei gut 300 Kilometer am Stück zurückgelegt. Ferrari will ab morgen an die Grenze gehen, um eventuelle Schwachstellen zu entdecken. Nach den vier Tagen von Bahrain werden die Teams wieder etwas schlauer sein. Wer ein Rennen gewinnen will, muss zunächst einmal ins Ziel kommen, lautet eine Rennfahrer-Weisheit. Deshalb gibt man sich auch bei Mercedes, bei aller Zufriedenheit über den Stand der Entwicklung, weiter zurückhaltend. "Bis jetzt sieht alles richtig ermutigend aus", sagte Nico Rosberg. In den ersten vier, fünf, sechs Rennen sei aber die Zuverlässigkeit das Wichtigste. Und da sei man noch nicht ganz davon überzeugt, dass alle Kinderkrankheiten ausgeräumt sind.

Solche Gedanken würde man sich bei Red Bull derzeit gewiss auch gerne machen.

(RP)
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