"Marchionne ist unzufrieden" Ferrari-Boss erwartet endlich Siege von Vettel

Shanghai · Ferrari-Präsident Sergio Marchionne war verärgert, als er sein Flugzeug zurück nach Europa bestieg. Sebastian Vettel hat seinen Auftrag noch immer nicht ausgeführt - den Kultrennstall zurück an die Spitze der Formel 1 zu führen. Der Druck auf den Deutschen wächst.

Das Shanghai-Zeugnis der deutschen Piloten
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Foto: afp

"Marchionne ist unzufrieden", sagte Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem Chaos-Rennen von China und wirkte dabei wie ein Fünftklässler, der beim Spicken erwischt wurde. Marchionne, der mächtige Konzernchef, gilt nicht gerade als geduldiger Mann. Der Scuderia ermöglicht er einen Etat von über 300 Millionen Euro, dafür erwartet der Manager nichts anderes als Erfolge und Titel.

"Ferrari muss immer ganz vorne stehen. Alles andere ist nicht Ferrari", hatte Marchionne vor Shanghai gesagt. Doch dann sah er erst, wie seine zwei wichtigsten Autos nach dem Start kollidierten - und anschließend musste er auch noch die nächste Champagner-Dusche von Seriensieger Nico Rosberg ertragen. Der Mercedes-Pilot hat im Kampf um die WM nun schon 42 Punkte Vorsprung auf Vettel.

Auch der Heppenheimer spürt die Last der riesigen Erwartungen, versucht aber, sie nicht an sich heran zulassen. "Bei Läufern spricht man ja von der zweiten Lunge. Ich glaube daran, dass wir uns erholen können und noch viel in uns steckt", sagte Vettel, der nach seinem zweiten Platz weiter an seinen ersten WM-Titel mit der italienischen Edelmarke glaubt: "Wir kommen so langsam in Schwung."

Vettels großes Idol Michael Schumacher brauchte einst fünf lange Jahre der Aufbauarbeit, bis ihm die erste von insgesamt fünf Krönungen mit Ferrari gelangen. Nun muss alles viel schneller gehen. Deshalb geht man bei der Jagd auf Mercedes auch volles Risiko, die Motoren in den roten Rennern sind am absoluten Limit gebaut - das haben die Schäden bei Vettel in Bahrain und zuvor bei Kimi Räikkönen in Australien gezeigt. Die Schmach, neun Jahre keinen Weltmeister mehr gestellt zu haben, soll endlich beendet werden.

"Unser Auto ist gut, das haben wir gezeigt", sagte Arrivabene: "Aber wir sind noch nicht, wo wir sein möchten." Nämlich ganz oben auf dem Treppchen. "Wir müssen uns einfach durchbeißen, noch härter arbeiten", sagte der 59-Jährige.

Vettel, ganz der Teamleader, gab in China auch gleich wieder den Motivator. "Ich weiß, dass dieses Team sehr stark ist und sich verbessern kann", sagte er und kündigte für das nächste Rennen in Russland einige Updates für seine "Margherita" an. Damit hofft Vettel in Sotschi auf ein "geschmeidigeres Wochenende" als in Shanghai. Der Druck, Marchionnes Auftrag zu erfüllen, steigt.

(sid)
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