Monza Verpflichtung Schumacher droht Sturz von WM-Spitze

Monza (rpo). Ausgerechnet beim Ferrari-Heimrennen in Monza droht Michael Schumacher der Sturz von der WM-Spitze. Nur einen Punkt trennt Schumi von seinem Widersacher Montoya.

Den ersten Showdown zwischen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher und seinem schärfsten Rivalen Juan Montoya hatten die Veranstalter des Großen Preises von Italien schon vorzeitig entschärft. Bei der offiziellen Pressekonferenz am Donnerstag in Monza nahm Renault-Jungstar Fernando Alonso auf dem Podium zwischen den beiden Kontrahenten Platz. Schumacher und Montoya mussten sich so nicht auf Smalltalk einlassen und konnten sich weitgehend ignorieren. Ihr Ziel machten aber beide deutlich: Im spannendsten WM-Finale der letzten Jahre soll der Titel her.

"Im Jahr 2000 war die Situation für mich noch schwieriger, ich lag vor Monza nicht vorne und habe den Titel trotzdem gewonnen", sagte Schumacher vor dem 14. von 16 WM-Läufen mit der Gelassenheit eines fünfmaligen Champions: "Es wird ein enger Kampf, aber ich bin sehr optimistisch."

Weder der knappe Vorsprung von nur einem Punkt vor BMW-Williams-Mann Montoya und zwei Zählern vor McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen noch die Vorstellung, der eigene Bruder könnte seinem Teamkollegen Montoya entscheidend helfen, bringt Schumacher aus der Ruhe: "Das ist Ralfs Job, das würde ich genau so machen."

Auch Montoya strahlte am Donnerstag in Monza großes Selbstvertrauen aus. "Der WM-Titel wäre klasse. Das ist das Größte, was man im Motorsport erreichen kann", meinte der Kolumbianer: "Ich schaue aber gar nicht auf die Meisterschaft. Mein Hauptaugenmerk liegt nur auf dem Rennen. Wenn wir unseren Job gut machen, kann ich hier gewinnen."

Dabei muss Montoya aber nicht nur gegen Schumacher, sondern auch gegen Tausende Tifosi auf den Tribünen ankämpfen. "Die Unterstützung der Ferrari-Fans ist für uns sehr wichtig. Wir wollen ihnen etwas zurückgeben", meinte Michael Schumacher. Was genau, das versprach er den Tifosi bereits in einem Interview mit der der römischen Tageszeitung Corriere della Sera: "Keine Angst, ich werde den Titel schon holen."

Neben den guten Ergebnissen bei den Testfahrten in der vorigen Woche gründet Schumacher seine Zuversicht darauf, dass er mit der Erfahrung aus vielen WM-Kämpfen deutlich lockerer in die drei letzten Rennen des Jahres (Monza, Indianapolis, Suzuka) gehen kann als seine Herausforderer. "Montoya und Räikkönen haben viel mehr zu verlieren", meinte Schumacher: "Und Teams wie McLaren-Mercedes und BMW-Williams stehen extrem unter Druck, weil sie jahrelang Schwächeperioden hatten. Die wollen da endlich raus und sehen jetzt diese Möglichkeit."

Mercedes-Sportchef Norbert Haug geht allerdings gelassen in den Saisonendspurt. "Wir haben auch schon Titel gewonnen. Wir wissen, wie man mit dem Druck umgeht", sagte Haug dem Sport-Informations-Dienst (sid). "Aber man darf nicht vergessen, dass der Ferrari immer noch ein extrem gutes Auto ist, auch wenn die Kombination Chassis-Reifen zuletzt nicht so gut zusammengepasst hat", erklärte der Schwabe, der Ferrari und BMW-Williams als "gleichstarke Gegner" ansieht: "Vielleicht sind wir ja der lachende Dritte."

BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger, der in Monza nach fünf Jahren seinen Ausstand gibt, traut aber auch Montoya den Titel zu. "Er hat eine Chance. Eine gute Chance sogar", sagte Berger in einem sid-Gespräch. "Monza sollte uns liegen, Indianapolis sollte uns liegen, Suzuka könnte Ferrari gut liegen. Wenn bei bei allen drei Rennen unter trockenen Bedingungen durchfahren können, sollten wir eine gute Chance haben, vor allem in der Konstrukteurswertung, die für BMW-Williams ja sehr wichtig ist." In dieser Wertung liegen die Blau-Weißen acht Punkte vor Ferrari.

Die ersten kleinen Erfolgserlebnisse im Vorfeld von Monza hatte allerdings Michael Schumacher. In einem Wohltätigkeits-Fußballspiel am Mittwochabend feierte sein Piloten-Team einen 4:2-Erfolg, der Kerpener glänzte als Vorbereiter für den vierfachen Torschützen Giancarlo Fisichella. Und für das nächste Jahr darf sich der Kerpener auf die Rückkehr seines Lieblingsrennens in Spa (29. August) freuen. Allerdings könnte es beim ersten Heimspiel auf dem Nürburgring etwas kühl werden. Der Automobil-Weltverband FIA zog den Großen Preis von Europa von Ende Juni auf den 25. April vor. "Packt eure Winterjacken ein", empfahl Schumacher.

Der Große Preis von Deutschland in Hockenheim steigt am 25. Juli, neu im Kalender sind wie erwartet Bahrain (4. April) und China (26. September). Österreich und Kanada wurden gestrichen. Die Saison beginnt traditionell in Australien (7. März), endet aber überraschend nicht wie gewohnt in Japan (10. Oktober), sondern in Brasilien (24. Oktober).

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