Pannenrennen in Belgien Schumacher baut Vettel wieder auf

Spa (RPO). Crash-Pilot, Trottel oder verantwortungsloses Kind: Nach dem Unfall mit Jenson Button in Spa prasselten auf Sebastian Vettel Häme und Kritik ein wie belgischer Ardennen-Regen.

Die Pannenserie des Sebastian Vettel 2010
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Die Pannenserie des Sebastian Vettel 2010

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Foto: AFP

Aber der Red-Bull-Pilot, der durch die Nullnummer im Titelrennen wertvollen Boden auf Lewis Hamilton und seinen Teamkollegen Mark Webber verlor, bekam aus Fachkreisen auch viel Unterstützung und Aufmunterung.

"Abhaken, nach vorne schauen und weiterarbeiten", sagte Rekordweltmeister Michael Schumacher, der noch am Sonntagabend in Spa seinen Freund Vettel aufgebaut hatte. "Das Schlimmste ist, wenn sogenannte Fachleute - und dazu darf ich mich zählen - anfangen, Tipps zu verteilen. Er weiß genau, was passiert ist und was er anders machen würde. Ich kann nur sagen: Das Jahr ist noch lang", erklärte Schumacher.

"Er war einfach zu ungeduldig"

Ähnlicher Meinung waren auch die früheren Formel-1-Piloten Marc Surer und Christian Danner, die den erst 23 Jahre alten Vettel auch nach dem erneuten Fehler vier Wochen nach der Safety-Car-Panne in Budapest in Schutz nahmen. "Es ist nicht so, dass er zu viel will. Er war einfach zu ungeduldig", sagte RTL-Experte Danner, fügte aber hinzu: "Es war klar, dass er Button irgendwann kriegt, denn der war angeschlagen. Da muss man einfach geduldig sein. Das ist blöd, aber ist halt so."

Sein Sky-Kollege Surer meinte: "Er wollte überholen, er war dran, und es ging schief. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Hinterherfahren ist nicht seine Taktik, und das gefällt mir. Dass es schiefging, ist schade. Andererseits: Wenn er nicht angreifen würde, wäre es auch schade."

Auch Tourenwagen-König Klaus Ludwig ergriff Partei für Vettel. "In Spa herrschten extrem schwierige Bedingungen, bei denen Sebastian Vettel etwas riskieren musste. Deshalb kann man ihm keinen Vorwurf machen", sagte Ludwig: "Kein Mensch kann sich vorstellen, wie schwierig es ist, bei solchen Bedingungen schnell zu fahren und dabei etwas zu riskieren. Das ist eine äußerst schmale Gradwanderung."

Sauer auf Vettel war nach dem Rennen naturgemäß McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. "Sebastian ist ein schneller Fahrer, aber er macht es sich allmählich zur Gewohnheit, andere aufzuspießen. Sogar bei seinem Mannschaftsgefährten würde er nicht zögern", sagte Buttons Chef. Vettel sei "so ein Netter, aber er ist noch auf der Lernkurve. Er entwickelt sich noch, und wenn du um den Titel fährst, dann darfst du das nicht machen - das schadet dir und allen anderen."

Vettel "noch nicht reif"

Für Hans-Joachim Stuck ist Vettel "offenbar noch nicht reif für den WM-Titel". Zudem zeige sein Teamkollege Webber "eine auch von mir nicht erwartete Topleistung mit einer ganz geringen Fehlerquote", sagte der VW-Motorsportberater. Und nach seinem zweiten Platz fordert der Australier auch ganz vorsichtig schon mehr Unterstützung von seinem Team ein, angesichts von nur drei Punkten Rückstand auf Hamilton, aber 28 Zählern Vorsprung auf Vettel.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner erteilt solchen Wünschen aber noch eine klare Absage. "Die Abstände sind bei diesem Punktesystem irreführend, denn man kann dramatisch schnell aufholen. Bei 150 Punkten, die noch verfügbar sind, ist es zu früh für solche Diskussionen", sagte Horner, für den die WM immer noch ein Fünfkampf zwischen Hamilton (182 Punkte), Webber (179), Vettel (151), Button (147) und Ferrari-Pilot Fernando Alonso (141) ist.

Auch Vettel selbst gibt nicht auf. "Es sind ja noch ein paar Rennen. Man sieht ja, wie schnell etwas passieren kann", sagte er: "Es ist noch alles drin. Kopf hoch, weiter geht's."

(SID/seeg)
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