Regen am Nürburgring Mick Schumachers Formel-1-Debüt fällt ins Wasser

Nürburgring · Eigentlich sollte der Sohn von Michael Schumacher am Freitag erstmals einen Formel-1-Boliden unter Wettkampfbedingungen bewegen. Doch das Training am Nürburgring, in dem er eingeplant war, wurde wegen schlechten Wetters abgesagt.

Mick Schumacher.

Mick Schumacher.

Foto: dpa/Hassan Ammar

Mick Schumacher konnte es kaum erwarten. Sein rot-weißer Overall saß wie angegossen, der Alfa Romeo mit der Startnummer 37 stand bereit - doch die berüchtigten Wetterkapriolen am Nürburgring ließen das Formel-1-Trainingsdebüt des meistbeobachteten Motorsporttalents der Welt ins Wasser fallen. Bei Dauerregen und Nebel in der Eifel erhielt der Rettungshelikopter keine Starterlaubnis, diese aber ist Bedingung für eine grüne Startampel.

So verbrachte Schumacher die 90 Minuten mit dicker Jacke und Mundschutz in der Team-Garage, anstatt vor Heimpublikum seine Qualitäten zu zeigen und ein weiteres Mal die Werbetrommel für ein Stammcockpit zur Saison 2021 zu rühren - wobei es als wahrscheinlich gilt, dass der derzeitige Formel-2-Spitzenreiter auch ohne diese Bewerbungsfahrt im kommenden Jahr und damit 30 Jahre nach seinem berühmten Vater sein Renndebüt in der Königsklasse geben wird.

Michael Schumacher, fünfmaliger Nürburgring-Sieger und Rekordweltmeister, hatte in seiner Formel-1-Karriere ein ums andere Mal bei Bedingungen nahe am Irregulären brilliert und sich den Beinamen "Regengott" erfahren. Mick Schumacher wäre gewiss am Freitag auch auf die Strecke gegangen, doch die Regelhüter bewerteten das Risiko als zu hoch.

"Bislang war es jedes Mal, wenn ich ein neues Auto getestet habe, nass. Immer", hatte Schumacher im Vorfeld bei RTL/ntv gesagt und zu seinem Leidwesen ein sicheres Gespür bewiesen. Sein banger Blick auf das Regenradar und ein Kontrollgang in die nasse Boxengasse machten ihm schnell klar: Hier geht nichts.

Schumacher machte das Beste daraus. "Mick ist ein sehr positiv eingestellter Mensch, er weiß, dass niemand was dafür kann", sagte Alfa-Teammanager Beat Zehnder am Sky-Mikrofon: "Er spricht mit allen, es ist sehr schön zu sehen, wie er sich als Neuling einfügt. Er ist schon erstaunlich gut strukturiert in seinen jungen Jahren."

Aufgrund des dicht gedrängten Terminplans kam eine Verlegung der Einheit nicht infrage, die Fahrer mussten auf bessere Bedingungen im zweiten Training (15.00 Uhr/ntv und Sky) hoffen - dann aber muss Schumacher wieder Platz machen für den etatmäßigen Alfa-Piloten Antonio Giovinazzi.

Womöglich erhält Schumacher bei einem der sechs ausstehenden Rennwochenenden eine weitere Bewährungschance. Losgelöst davon gilt es als wahrscheinlich, dass er den 26-jährigen Italiener zur Saison 2021 gänzlich ersetzen wird.

Teamchef Fred Vasseur erklärte vielsagend: "Wir werden ihn ganz sicher bald in der Formel 1 sehen. Ich denke, wir stehen kurz vor einer Entscheidung, was unsere Fahrer für nächstes Jahr betrifft. Mick ist natürlich eine Option, es liegt aber auch an Ferrari, da eine Entscheidung zu treffen."

Auch unter den aktuellen Piloten hat Schumacher junior viele Fürsprecher. "Er verdient seine Chance. Ich hoffe, dass er sich ein Cockpit für nächstes Jahr sichern kann. Er ist ein toller Junge", hatte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel am Donnerstag gesagt.

Ein unbefriedigender Vormittag war es auch für viele wackere Fans, die ihre alten Schumacher-Devotionalien aus dem Keller geholt hatten und bei elf Grad, steifer Brise und Nieselregen auf den teils unbedachten Tribünen ausharrten. Ob es am Nachmittag besser wird, ist fraglich.

Das Wetter am Nürburgring soll am gesamten Rennwochenende mäßig bleiben. Kühle Temperaturen und Wind werden auch für Samstag sowie das Rennen am Sonntag (14.10 Uhr/RTL und Sky) erwartet, an diesen Tagen soll es aber allenfalls zu kleineren Schauern kommen.

(kron/SID)
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