Enger Terminplan im Motorsport Nürburgring hat für Formel 1 keinen Platz im Kalender 2020

Düsseldorf · Die Formel-1-Chefs ringen um einen Notfall-Kalender für die bisher verschobene Saison und suchen neue Ausrichter. Auch der Hockenheimring spielt bei den Plänen eine Rolle. Anders sieht es beim Nürburgring aus.

 Eine Glasscheibe mit dem Logo der Rennstrecke Nürburgring steht an der Zufahrt zur Rennstrecke.

Eine Glasscheibe mit dem Logo der Rennstrecke Nürburgring steht an der Zufahrt zur Rennstrecke.

Foto: dpa/Jens Büttner

Die ersten zehn Rennen der Formel 1 sind wegen der Coronavirus-Pandemie vorerst verschoben oder bereits gänzlich abgesagt worden. Die Eigentümer der Königsklasse des Motorsports wollen trotz des engen Zeitplans und der nicht absehbaren Entwicklung der weltweiten Corona-Beschränkungen möglichst viele der ursprünglich 22 geplanten Rennen veranstalten. Als Starttermin für die Saison 2020 haben sie den 5. Juli festgelegt. Dann soll es im österreichischen Spielberg auf dem Red-Bull-Ring für Weltmeister Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Co. um den ersten Sieg gehen. Danach steht der Grand Prix in Silverstone auf dem Plan.

Um noch möglichst viele Rennen durch zu bekommen, könnten an einigen Orten Doppelrennen stattfinden. Das wurde zuletzt für Spielberg und Silverstone diskutiert. Formel-1-Sportchef Ross Brawn bezeichnete diese Idee am Freitag in dem Podcast „F1 Nation“ als „sehr attraktiv“. Außerdem arbeitet die Formel 1 an einem Not-Kalender. Der soll berücksichtigen, in welchen Ländern Rennen trotz der Corona-Krise am ehesten möglich sein könnten. Dabei fassen die Organisatoren auch Strecken in den Blick, die 2020 eigentlich nicht zum Terminkalender der Formel 1 gehört hätten. Kostenpflichtiger Inhalt So zum Beispiel den Hockenheimring. Die deutsche Rennstrecke war für diese Saison nicht als Austragungsort vorgesehen – weil die Betreiber den zweistelligen Millionenbetrag, den die Vermarkter der Rennserie einfordern, nicht finanzieren können.

Nun könnte sich das Blatt wenden. Die Geschäftsführung des Hockenheimrings bestätigte am Dienstag eine unverbindliche Anfrage der Formel 1. Konkrete Gespräche oder gar einen möglichen Terminwunsch habe es aber noch nicht gegeben, sagte Geschäftsführer Jorn Teske. Man sei aber bereit, gegebenenfalls ein Rennen zu organisieren.

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Anders sieht das bei der zweiten früheren deutschen Formel-1-Strecke aus. Auf dem Nürburgring fand zuletzt 2013 ein Grand Prix der Königsklasse statt. Auch für die Besitzer des traditionsreichen Rings waren die Kosten zu hoch. Die Strecke sei zudem auch ohne die Formel 1 jedes Wochenende vermietet, sagte Alexander Gerhard, Sprecher des Nürburgrings, unserer Redaktion. Eine Anfrage der Formel-1-Eigentümer habe es an die Betreibergesellschaft bisher nicht gegeben. Allerdings hätte man auch gar keine Möglichkeit, in einem Not-Kalender für andere Rennorte einzuspringen. „Der Nürburgring ist sehr breit aufgestellt, was sehr gut ist, aber im Umkehrschluss auch heißt, dass für die Formel 1 in unserem Kalender für 2020 kein Platz wäre“, sagte Gerhard unserer Redaktion.

Derzeit findet zwar abgesehen von Testfahrten auch auf dem Nürburgring nicht viel statt. Wenn Rennen aber wieder erlaubt werden, sollen bisher verschobene Veranstaltungen nachgeholt werden. Seit dem 30. April dürften immerhin wieder „kontaktlose Touristenfahrten“ stattfinden, sodass wieder etwas mehr los ist auf der Nordschleife - allerdings nur unter strengen Auflagen. „Für das Befahren der Strecke im Rahmen der Touristenfahrten sind pro Fahrzeug maximal zwei Personen erlaubt, die bereits gemeinsam angereist sein müssen. Um Menschenansammlungen rund um die Strecke zu verhindern, bleiben zudem alle Parkplätze wie in den letzten Wochen auch rund um die Nordschleife geschlossen“, sagte Gerhard. Rennen oder andere Veranstaltungen dürfen weiterhin nicht stattfinden.

Die fehlende Planungssicherheit in dieser Zeit sei besonders schwierig. Die meisten Einnahmen seien weggebrochen und fast alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. In dem Maß könne der Ausfall nicht kompensiert werden. „Der Nürburgring kam gerade aus dem Winter und es war alles vorbereitet für den Saisonstart, der auch den Start der streckenbezogenen Einnahmen bedeutete“, sagte der Nürburgring-Sprecher. Deswegen habe man einige geplante Investitionen verschoben.

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Auch bei den Rennen versuche man Absagen zu vermeiden: „Verschieben statt absagen ist bei den Veranstaltungen nach wie vor unser Motto. Bei einem Terminkalender, der für die ganze Saison von März bis Oktober, jeweils von Montag bis Sonntag, ausgebucht ist, ist das gar nicht so einfach. Dennoch konnten wir zum Beispiel das ADAC-24-Stunden-Rennen in den September verlegen, der Fisherman´s Friend Strongman Run findet hingegen nun im November statt. Mit anderen Veranstaltern sind wir in Gesprächen über Termine und Konzepte.“ Der Kalender sei dadurch in der zweiten Jahreshälfte noch enger als sonst. Außerdem garantieren die geplanten Rennserien feste Mieteinnahmen und sollen auch für die nächsten Jahre als Kunden gehalten werden.

Auch deshalb ist ein Ersatz-Rennen der Formel 1 auf dem Nürburgring in diesem Jahr wohl keine Option.

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