"Brauche eine neue Herausforderung" Rosberg startet in die Formel-1-Rente

München · Die letzten Stationen seiner Weltmeister-Tournee sind abgehakt, am Montag startet Nico Rosberg endlich in seine Formel-1-Rente - so richtig umrissen hat er seinen Triumph allerdings auch kurz vor Weihnachten noch nicht.

Nico Rosberg zeigt WM-Pokal bei ADAC-Sportgala
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Rosberg zeigt WM-Pokal bei ADAC-Sportgala

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Foto: dpa, mbk

Kurz vor Weihnachten endet die Weltmeister-Tournee des Nico Rosberg, und es wird wohl höchste Zeit - denn so richtig umrissen hat der 31-Jährige seinen Triumph auch drei Wochen nach dem Saisonfinale der Formel 1 noch nicht. "Es gibt noch immer Momente, in denen es nicht richtig angekommen ist", sagte Rosberg am Wochenende dem sid: "Vorgestern saß ich im Bett und konnte nicht schlafen, dann bin ich das Ganze in Gedanken noch mal durchgegangen. Und plötzlich habe ich angefangen zu jubeln."

Rosberg wirkt gelöst und glücklich. Doch Zeit, um sich mit dem Triumph, mit seinem plötzlichen Rücktritt bei Mercedes auseinanderzusetzen, hatte er noch nicht. Nach der Krönung in Abu Dhabi ging es für Rosberg nach Kuala Lumpur, Wiesbaden, Wien, nach Brackley, Stuttgart, Köln und Berlin.

Am Samstag nun die Ehrung zum ADAC-Motorsportler des Jahres in München, am Sonntag zum Abschluss die "Sportler des Jahres"-Gala in Baden-Baden - das erste Projekt als Formel-1-Rentner klingt da nun sehr verlockend: "Ich werde mich auf die Couch hauen und einfach nichts tun", sagte Rosberg grinsend.

Die Ehrung durch den ADAC am Samstag war noch mal ein emotionaler Höhepunkt, "mir kamen schon wieder fast die Tränen, zum 16. Mal in den letzten drei Wochen", sagte er. Rosbergs Förderer aus mehr als zwei Jahrzehnten Motorsport saßen im Publikum. Gerhard Berger, der Rosberg einst als BMW-Sportchef die ersten Formel-1-Testfahrten ermöglichte, hielt die Laudatio. "Du hattest in Michael Schumacher und Lewis Hamilton die zwei statistisch besten Rennfahrer der Formel 1 im Team", sagte der Österreicher mit Blick auf Rosbergs Kollegen bei Mercedes seit 2010: "Und Du hast sie beide geschlagen. Das zeigt, was für ein Kaliber Du bist."

Gerade der entthronte Weltmeister Hamilton verlangte Rosberg in den vergangenen drei Jahren alles ab, nicht nur sportlich. Der Engländer setzt wie kaum ein anderer auf psychologische "Kriegsführung", sprach Rosberg vor dem Finale gar die Eignung als Weltmeister ab. In zehn Jahren, das sagte Hamilton zuletzt häufig, werde er eine Biographie schreiben und verraten, was in diesem Jahr hinter den Kulissen passierte - was ihn wirklich den Titel kostete.

Rosberg schmunzelt angesichts dieser Aussagen. "Dann muss ich schauen, dass ich mein Buch vorher schreibe", sagt er: "Es gibt in der Tat vieles, was nicht an die Öffentlichkeit gelangt ist. Teilweise ist es witzig, teilweise ist es hart. Und eines Tages könnte es interessant sein, das zu teilen."

Wer sich ab der kommenden Saison mit Hamilton messen darf, ist weiter unklar, nur Mercedes-Junior Pascal Wehrlein und Williams-Pilot Valtteri Bottas scheinen noch im Rennen zu sein. "Ich verfolge das mit Interesse", sagt Rosberg: "Wehrlein ist unsere deutsche Hoffnung für die Zukunft. Vielleicht gibt es da ein etwas höheres Risiko, etwas mehr Ungewissheit über die genauen Fähigkeiten. Bottas ist eher der gestandene Rennfahrer."

Rosbergs Thema ist das allerdings nicht mehr, "ich brauche eine neue Herausforderung", sagt der Weltmeister: "Ich brauche Adrenalin und Nervenkitzel, das muss ich mir jetzt woanders holen." Mehr will Rosberg noch nicht verraten. Und zunächst wartet ja ohnehin die Couch.

(sid)
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