Formel 1 in Österreich Rosberg macht Hamilton nervös — und hat Spaß dabei

Spielberg bei Knittelfeld · Nico Rosberg hat mit seinem Sieg in Spielberg die Kräfteverhältnisse im Duell mit Lewis Hamilton neu sortiert - und der Formel 1 einen großen Gefallen getan.

Nico Rosberg siegt beim Großen Preis von Österreich
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Großer Preis von Österreich: das Rennen

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Nach seinem eindrucksvollen Auftritt im WM-Duell gönnte sich Nico Rosberg eine Auszeit in der malerischen Steiermark. Die Nacht verbrachte der Mercedes-Pilot in seinem riesigen Wohnmobil nahe der Rennstrecke von Spielberg, vor dem Fenster nichts als Berge, Wiesen und Kühe. "Schlafen und wandern", so Rosberg, standen dann für den Montag auf dem Programm - der 29-Jährige ist mit sich im Reinen. Denn er hat sich, seinem Stallrivalen Lewis Hamilton und der gesamten Formel 1 etwas bewiesen.

"Was mir noch letztes Jahr in den Rennen gefehlt hat, das habe ich jetzt gefunden", sagt Rosberg, "das hilft mir in dieser Saison sehr." Nach der WM-Niederlage gegen den Teamrivalen im vergangenen Jahr hatte der Deutsche genau diesen Vorsatz mit ins neue Jahr genommen: Konstanter, entschlossener und auch rücksichtsloser an den Rennsonntagen zu werden, um den aggressiven Racer Hamilton regelmäßig zu schlagen.

Und obwohl Rosberg nun drei der vergangenen vier Rennen gewonnen hat, war seine Vorstellung beim Großen Preis von Österreich der erste echte Beweis der Stärke in dieser Saison. Denn in Monaco hatte ein Strategie-Fehler aufseiten Hamiltons Rosberg den Sieg geschenkt. Und zuvor in Barcelona blieben zumindest Zweifel, da der Engländer lange Zeit hinter Ferrari-Pilot Sebastian Vettel festhing.

Rennen werden auch im Kopf entschieden

In Spielberg war das alles anders. Rosberg machte das ganze Wochenende über einen starken, entschlossenen Eindruck und schlug seinen Stallrivalen im direkten Duell. Der wirkte dagegen schon im freien Training ungewohnt unsicher - und das setzte sich im Rennen fort. Hamilton verlor am Start seine Pole Position an Rosberg und erlaubte sich später einen völlig unnötigen Fehler bei der Boxenausfahrt, der ihm eine Fünf-Sekunden-Strafe einbrachte. Mehr als Rang zwei war nicht drin.

Ob er seinen Widersacher mittlerweile nervös mache, wurde Rosberg am Abend nach dem Rennen daher gefragt. "Wenn es so ist, dann ist es gut", sagte der 29-Jährige nur und grinste. Im WM-Klassement liegt Hamilton (169 Punkte) noch vorne, nur zehn Zähler trennen ihn allerdings von Rosberg (159), "viel ist das nicht", sagt der gebürtige Wiesbadener.

Und sogar in der Heimat des Engländers wird längst registriert, dass Rosberg die Chance hat, kurz vor der Saisonhalbzeit die Kräfteverhältnisse in der Formel 1 neu zu sortieren. "Rosberg wirft seinen Hut in den Ring", berichtete etwa die BBC und sprach vom "wohl beeindruckendsten Sieg in seiner Formel-1-Karriere."

Spannung durch Duell auf Augenhöhe

Für die Königsklasse ist das eine sehr gute Nachricht. Denn anders als von vielen erhofft können Vettel und Ferrari die Silberpfeile noch nicht attackieren - der nächste Sieg für Hamilton, und die Debatte um Langeweile in der Formel 1 hätte wohl einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Art und Weise von Rosbergs Sieg weckt nun aber zumindest echte Hoffnung auf ein langes, teaminternes Duell.

"Motiviert, aggressiv und furchtbar schnell", sei Rosberg, schrieb der Corriere dello Sport: "Er hat den Kampf um Weltmeisterschaft wieder eröffnet, und dafür danken wir ihm."

Entsprechend erleichtert war auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, der seit Wochen als Verteidiger der Königsklasse auftritt und ausdauernd Kritik an den Kritikern übt. "Wie 2014 sehen wir doch", sagte der Österreicher, "dass das Pendel von Rennen zu Rennen von einem Fahrer zum anderen schwingt. Ich bin überzeugt, dass sie bis zum Ende der Saison gegeneinander kämpfen werden."

(sid)
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