Sieg bei GP von Australien Rosberg: "Und jetzt geht es weiter"

Melbourne · Nach dem Auftaktsieg im wichtigsten Jahr seiner Karriere erlaubte Nico Rosberg sich nur einen kurzen Kontrollverlust. Völlig aufgekratzt sprang er in die Arme seiner Mechaniker, dann genoss er grinsend die Siegerehrung neben dem geschlagenen Lewis Hamilton - und wirkte nur wenig später schon absolut konzentriert, als er den Blick auf den langen Titelkampf richtete.

Formel 1 in Melbourne: Nico Rosberg feiert Auftaktsieg mit Mercedes
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Rosberg feiert Auftaktsieg mit dem Team

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"Erster Grand Prix, erster Sieg, wunderbar", sagte der Mercedes-Pilot, "und jetzt geht es weiter. Es sind noch 20 Rennen." Der Traum vom ersten WM-Triumph lebt wieder für Rosberg. Beim packenden Großen Preis von Australien wies der Vizeweltmeister seinen Teamrivalen auf Rang zwei und wehrte zudem einen Frontalangriff von Sebastian Vettel ab, der im Ferrari letztlich Dritter wurde. Rosberg sendete damit ein deutliches Signal zum Start ins so wichtige Jahr 2016. In den kommenden Monaten stehen Vertragsverhandlungen an, und die Zukunft bei Mercedes ist nach den vielen Niederlagen gegen Weltmeister Hamilton längst fraglich.

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Doch in Melbourne zeigte der Deutsche Kampfgeist und fahrerische Klasse. "Ich denke jetzt gar nicht zu viel nach", sagte Rosberg über seinen Auftakterfolg: "Ich freue mich einfach, dass ich alle geschlagen habe. Jetzt will ich die nächsten Rennen genau so fahren. Das wird gut, da bin ich sicher." Der geschlagene Hamilton blieb zumindest äußerlich ganz entspannt. "Ich habe schon viel schlimmere Saisoneröffnungen erlebt", sagte er: "Das Jahr ist noch lang, es kann und wird viel passieren."

Vettel hatte indes lange geführt und am Sensationssieg für die Scuderia geschnuppert, doch eine Rennunterbrechung, eine taktisch falsche Entscheidung und die Stärke der Silberpfeile machten den Traum zunichte. "Die rote Flagge hat uns leider überhaupt nicht geholfen, aber bis dahin haben wir es ihnen sehr schwer gemacht", sagte Vettel.

Force-India-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) holte den guten siebten Platz. Rookie Pascal Wehrlein (Worndorf) wurde in einem Rennen mit vielen Ausfällen 16. und damit Letzter. Insgesamt erfüllte das Rennen die stets hohen Erwartungen an den Saisonauftakt am anderen Ende der Welt. Die Sonne strahlte, die ganze Stadt schien am Grand Prix im Albert Park teilzuhaben, und auf der Strecke ging es 57 Runden lang hoch her.

Gleich zu Beginn waren Hamilton und Rosberg in der ersten Startreihe überhaupt nicht gut weggekommen, Vettel schlüpfte hindurch, sicherte sich die Führung - und sorgte für wildes Jubel-Geschrei auf den Tribünen und bei seinem Teamchef Maurizio Arrivabene.

In der ersten Kurve behinderten Rosberg und Hamilton sich dann gegenseitig, und auch Kimi Räikkönen überholte. Herausforderer Ferrari hatte plötzlich die Doppelführung inne, Weltmeister Mercedes machte von hinten Druck, die Formel 1 wirkte so lebendig wie seit Monaten nicht mehr - und Ferrari gab in dieser Phase ein sehr gutes Bild ab.

Ein spektakulärer Unfall veränderte dann aber alles. McLaren-Pilot Fernando Alonso (Spanien) fuhr nach 20 Runden auf Esteban Gutierrez (Mexiko/Haas) auf, sein Bolide überschlug sich in der Luft und wurde fast komplett zerlegt, beide Fahrer blieben unverletzt.

Letztlich entschied der Crash aber wohl den Kampf um den Sieg. Das Rennen musste für Aufräumarbeiten unterbrochen werden, alle Autos fuhren an die Box. Zum Neustart wählte Rosberg die harten Mediumreifen, Vettel vertraute weiter auf die schnell abbauenden Supersofts. Rückblickend war es die falsche Entscheidung. "Wir wollten etwas aggressiver bleiben", erklärte Vettel: "Leider hat es nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten."

Trotz des vermeintlichen Reifenvorteils konnte Vettel keinen Vorsprung auf Rosberg herausfahren. Bald brachen seine Pneus ein, er verlor an der Spitze wertvolle Zeit - und kam nach dem Reifenwechsel hinter den Silberpfeilen zurück auf die Strecke. In der Schlussphase machte er mit den frischen Pneus noch mal Druck, es sollte jedoch nicht mehr reichen.

(sid)
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