Piratenserie um Ferrari Mosley: "Das ist pure Fantasie"

Silverstone (RPO). Die Krise in der Formel 1 schockt die Motorsport-Welt. Max Mosley, Präsident des Weltverbandes FIA, hat persönliche Konsequenzen der möglichen Spaltung allerdings ausgeschlossen und glaubt nicht an eine "Piratenserie" um Ferrari. "Das ist pure Fantasie. Sie wissen, dass das nicht klappt", sagte Mosley der BBC. Mosley weiter: "Sie wollen die Macht über den Sport und das Geld. Ich werde nicht zulassen, dass das geschieht."

Er selbst sieht sich nicht in der Rolle des Sündenbocks, vielmehr sei es jetzt seine Aufgabe, die Formel 1 zu retten, sagte der Boss des Automobil-Weltverbandes FIA. Er sei in den vergangenen Wochen mehrfach von den FIA-Mitgliedern angesprochen und ermuntert worden, den Kampf fortzusetzen.

"Wir haben all den Ärger, wir werden angegriffen. Du musst bleiben", habe man ihm gesagt. Die Fronten sind also verhärtet, es ist nicht davon auszugehen, dass das World Council der FIA auf seiner Sitzung am Mittwoch (24. Juni) einen Richtungswechsel beschließt.

Offenbar hält Mosley den angekündigten Ausstieg der acht Teams Brawn, BMW-Sauber, Ferrari, McLaren-Mercedes, Red Bull, Renault, Toro Rosso und Toyota nur für eine Drohung im Machtpoker um das künftige Regelwerk der Formel 1. "Ich nehme das nicht so ernst wie manche andere, denn ich weiß, dass hier nur posiert wird", sagte der 69-Jährige, der im Oktober für eine weitere Amtsperiode kandidieren will.

Doch die internationalen Medien foderten Mosley am Samstag zum Abdanken auf. "Mosley muss jetzt das Handtuch werfen, denn ansonsten werden die Rebellen eine alternative Formel 1 aufbauen", schrieb der "Corriere dello Sport".

Martialisch beurteilte Tuttosport die Lage: "Der totale Krieg ist ausgebrochen." Und La Repubblica stellte resignierend fest: "Die Formel 1 gibt es nicht mehr. Spaltung, Gericht und eine neue Formel 1. Ferrari und die Rebellenteams wollen Mosley verjagen." Für Spaniens Marca ist "Mosley nicht mehr tragbar. Nur sein Kopf könnte einen Rückzieher in den nächsten Tagen ermöglichen."

Der Streit wird nach Mosleys Einschätzung zwischen jetzt und dem ersten Rennen der nächsten Saison im März 2010 aufhören: "In den nächsten neun Monaten wird ja nichts passieren, da kann man leicht große Sprüche klopfen. Aber wir alle wissen, dass in Melbourne 2010 alle Teilnehmer der Formel-1-WM der FIA sein werden. " Seit Freitag steht die FIA mit nur fünf Teams allerdings recht allein da.

Mosley noch immer optimistisch

Mosley geht aber davon aus, dass er nur ein bis drei Hersteller verliert, doch die wären seiner Meinung nach ohnehin ausgestiegen. Seit Wochen halten sich hartnäckig Gerüchte, dass Toyota und Renault ihr Formel-1-Engagement zum Saisonende einstellen. Renault könnte jedoch vom bisherigen Teamchef Flavio Briatore übernommen und in Eigenregie an den Start geschickt werden.

Aus diesem Grund wirft Mosley einigen Rebellen vor, den Streit nur als Vorwand für eigene Interessen zu nutzen: "Sie können in der Krise nicht Regierungsgelder annehmen und gleichzeitig Millionen in die Formel 1 pumpen." Aber: "Die großen Traditionsteams - und dazu zähle ich auch Ferrari - müssen dabei bleiben und werden dabei bleiben. Es wird sich eine Lösung finden."

Doch vor einer Einigung steht möglicherweise der Gang vor die Gerichte. Mosley kündigte an, Ferrari und die abtrünnigen FOTA-Teams zu verklagen. Die Pläne der Teamvereinigung und von Ferrari im speziellen seien schwerwiegende Rechtsverletzungen.

Neben der sofortigen Einleitung rechtlicher Schritte kündigte die FIA an, die Veröffentlichung der endgültigen Teilnehmerliste für 2010, die ursprünglich für Samstag vorgesehen war, auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Vorher müsse der Verband seine Rechte wahren.

Eines ist Mosley aber klar: "Es muss einen Kompromiss geben, denn sie können es sich nicht leisten, nicht Teil der Formel-1-WM zu sein, während wir nur sehr ungern eine WM ohne sie veranstalten würden. Mit sie meine ich die acht Teams."

Auch Lauda fordert Kompromiss

Das sieht Niki Lauda genauso. "Ein Kompromiss muss her, sonst ist die Formel-1-WM zerstört. Und ich bin überzeugt, dass es auch passiert", sagte der dreimalige Weltmeister am RTL-Mikrofon: "Wenn FIA glaubt, mit irgendwelchen unbekannten Fahrern Fans zu den Strecken lockt, dann täuscht sie sich."

Rekord-Weltmeister Michael Schumacher hält eine neue Rennserie dagegen für die derzeit beste Lösung. "Für mich ist das inzwischen eine echte Alternative", teilt Schumacher auf seiner Internetseite mit und fügt an: "Natürlich erscheint das erstmal unvorstellbar, aber diesmal stehen alle großen Teams dahinter. Dadurch wird eine neue Meisterschaft schon deutlich realistischer."

Die politischen Spielchen müssten jedenfalls ein Ende haben, sagt Schumacher, der als Ferrari-Berater in dieser Angelegenheit sicher nicht neutral sein kann. "Ich finde es extrem schade, dass in letzter Zeit in der Formel 1 so viel über Politik geredet wird und so wenig über den Sport", sagte der 40-Jährige.

(SID)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort