"Ich bin generell ein pessimistischer Mensch" Michael Schumacher im Interview

Montreal (rpo). Das Bruderduell zwischen Michael und Ralf Schumacher hat der große Schumi für sich entschieden. Nachfolgend ein Interview mit Michael Schumacher.

<P>Montreal (rpo). Das Bruderduell zwischen Michael und Ralf Schumacher hat der große Schumi für sich entschieden. Nachfolgend ein Interview mit Michael Schumacher.

Wie bewerten Sie Ihren Sieg beim Großen Preis von Kanada?

Schumacher: "Ich bin aus zwei Gründen sehr zufrieden: Zum einen habe ich vom dritten Startplatz aus gewonnen, zum anderen habe ich die WM-Führung übernommen. Das ist immer wichtig."

Haben Sie ihren vierten Saisonsieg, die erstmalige WM- Führung in dieser Saison und die 999 WM-Punkte, die Sie in Ihrer Karriere gesammelt haben, kräftig gefeiert?

Schumacher: "In Montreal wird traditionell immer gefeiert. Wir haben auch Freunde dabei. Ich bin stolz auf die 999 Punkte. Und in Deutschland muss man bei einer Schnapszahl ja immer einen ausgeben. Die WM-Führung ist verdient. Schließlich habe ich bislang vier Rennen gewonnen, Kimi Räikkönen aber nur eines. In gewisser Weise ist es schon komisch, dass ich da nur drei Zähler Vorsprung habe. Aber das neue Punktesystem hat die Situation verändert."

War dieser Sieg ein entscheidender Schritt zum sechsten Titelgewinn?

Schumacher: "Im Sport darf man sich nie sicher sein. Ich bin generell ein pessimistischer Mensch und glaube erst daran, wenn etwas sicher ist. Es wird ein ganz hartes Jahr, ein sehr enger Wettbewerb. Aber wir haben gute Chancen."

Der Circuit Gilles Villeneuve zählt nicht zu ihren Lieblingsstrecken und trotzdem haben sie hier schon zum sechsten Mal gewonnen. Woran liegt das?

Schumacher: "Ich weiß nicht, warum es hier so gut läuft. Der Kurs ist eigentlich nicht so auf meinen Fahrstil zugeschnitten."

Wie verlief der Grand Prix aus Ihrer Sicht?

Schumacher: "Es war ein sehr, sehr schwieriges Rennen, speziell wegen meiner Probleme mit den Bremsen. Gegen Mitte des Grand Prix befürchtete ich sogar, dass ich deshalb aufgeben müsste. Ich habe sie deshalb geschont, um ins Ziel zu kommen und fuhr sehr vorsichtig. Ich stand in ständigem Kontakt mit der Box und habe gefragt, wie schnell ich fahren kann. Zum Glück war unser Motor sehr gut. Mit unserer neuen Ausbaustufe liegen wir meiner Meinung nach jetzt an der Spitze. Dank der Leistung konnte ich früher bremsen und diese so schonen."

Haben Ihre beiden schärfsten Verfolger, Ihr Bruder Ralf und dessen Williams-BMW-Teamkollege Juan Pablo Montoya, Sie nervös gemacht?

Schumacher: "Nein, Weiß-Blau hat mich nicht nervös gemacht, da ich durch unseren guten Top-Speed immer wieder Abstand schaffen konnte. Ralf kam nie nah genug heran, um einen Überholversuch starten zu können. Deshalb war ich zuversichtlich."

Was sagen Sie zum sechsten Platz Ihres Hauptgegners Kimi Räikkönen trotz seines Starts aus der Boxengasse und Reifenschadens?

Schumacher: "Nach den Problemen dachte ich nicht, dass Kimi noch Punkte holt."

Ist angesichts der letzten beiden Grand-Prix-Resultate mit Montoya in Monaco als Sieger und nun den Plätzen zwei und drei Williams-BMW der härtere Konkurrent als McLaren-Mercedes?

Schumacher: "Der bisherige Saisonverlauf zeigt, dass manche Strecken den einen und manche den anderen besser liegen. Deshalb muss man beide auf der Rechnung haben, was den Kampf um WM-Punkte betrifft. Aber vom WM-Stand her ist es offensichtlich enger mit Kimi und McLaren-Mercedes."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort