Formel 1 Michael Schumacher — 45. Geburtstag im Koma

Grenoble · Familie und Freunde sind bei Schumi am Krankenbett. Die Ärzte halten sich mit Prognosen zurück. Es wird weiter über zu hohe Geschwindigkeit als Unfallursache spekuliert.

Corinna Schumacher sieht müde aus, als sie gestern um kurz vor zehn Uhr aus der schwarzen Limousine steigt. Der Himmel über Grenoble hängt tief, es regnet, und Corinna Schumacher eilt sofort zu ihrem Mann ans Krankenbett. Ihr Gesicht verrät, wie schmerzhaft die Ungewissheit und Sorge an ihr und den beiden Kindern nagen müssen. Im fünften Stock des Universitätskrankenhauses kämpft Michael Schumacher weiter um sein Leben — nun schon seit fünf Tagen. Niemand weiß, ob er diesen Kampf gewinnt. Heute wird er 45 Jahre alt.

Gestern Abend veröffentlichte Schumachers Familie auf der Internetseite der Formel-1-Legende eine Mitteilung, in der sie sich für die Anteilnahme bedankt: "Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich den Menschen aus der ganzen Welt danken, die uns nach Michaels Skiunfall ihre Sympathie geschenkt und uns ihre besten Genesungswünsche geschickt haben. Das ist für uns eine tolle Unterstützung. Wir wissen alle, Michael ist ein Kämpfer und wird nicht aufgeben. Danke sehr."

Neuigkeiten über seinen Gesundheitszustand wurden gestern nicht bekanntgegeben. "Wir machen keine Aussagen, wenn es nichts Neues gibt", teilte Schumachers Managerin Sabine Kehm am Mittag per SMS mit. Schon an Neujahr hatte sie betont, dass man sich erst wieder äußern werde, wenn sich das Krankheitsbild des ehemaligen Formel-1-Rennfahrers deutlich verändert hat — positiv wie negativ. So gehen die Beobachter davon aus, dass Schumachers Zustand zwar weiter kritisch, aber stabil ist. "Michael wird weiter rund um die Uhr überwacht, die Ärzte kümmern sich sehr um ihn", hatte Kehm gesagt und eine Prognose über Heilungschancen, wie schon die Ärzte zuvor, vermieden: "Es lässt sich nicht sagen, was in den kommenden Tagen passiert."

Michael Schumacher bekommt Besuch von Bruder Ralf
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Michael Schumacher wird daher wohl auch an seinem 45. Geburtstag mit dem Tod ringen. Seine Frau Corinna, seine beiden Kinder, sein Vater Rolf, Corinnas Mutter sowie einige enge Freunde der Familie wie Jean Todt, Präsident des Motorsport-Weltverbandes FIA, sind bei dem verunglückten Rennfahrer. Normalerweise feiern sie den Geburtstags des Idols gerne in dem Chalet Schumachers in Meribel, unweit der Stelle, an der Schumacher beim Skifahren verunglückt war und so stark mit dem Kopf auf einen Felsen aufschlug, dass ihn die Ärzte mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins künstliche Koma versetzen mussten.

Während Schumacher — der Körper heruntergekühlt, damit der Druck im Kopf abnimmt, überwacht vom Ärzteteam und medizinischen Hightech-Geräten — im Krankenhaus nach bislang zwei Operationen seinen Weg zurück ins Leben sucht, kehrt vor der Klinik ein wenig Normalität ein. TV-Teams aus aller Welt mussten das Klinikgelände verlassen. Trotzdem wird Schumacher weiter von einem Sicherheitsteam bewacht, so dass sich niemand unbefugten Zutritt zu seinem Zimmer verschaffen kann. Die Ärzte brauchen Zeit und Ruhe, um sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

Experten sind sich einig, dass es im Moment keinen Sinn ergibt, Aussagen darüber zu treffen, ob Schumacher überleben wird oder wie weit er sich von den Verletzungen erholen kann. Der Sportler wusste stets, dass ihm sein risikoreicher Lebensstil einmal zum Verhängnis werden könnte. "Das Schicksal wird für mich entscheiden, wann und wo. Das muss nicht der Sport sein, das kann jederzeit passieren, an jedem Ort", hatte er 1999 nach einem Unfall gesagt. Inwieweit Schumacher sein Schicksal herausgefordert hat, bleibt unklar. Während die Ärzte meinten, Schumacher sei wohl mit großer Geschwindigkeit unterwegs gewesen, widersprach Kehm dieser Einschätzung. "Er war nicht allzu schnell", sagte sie. Vielmehr habe ein unglückliches Manöver den Unfall ausgelöst. Der "Focus" berichtet aber, dass Schumacher doch schnell unterwegs gewesen sei. Das gehe aus den Akten der Polizei hervor.

(sid/RP)
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