Großer Preis von Monaco Wie die Formel 1 den Lauda-Schock verarbeitet

Monte Carlo · Nach dem Tod von Formel-1-Legende Niki Lauda regiert im Fahrerlager beim Glamour-Grand-Prix in Monaco die Trauer. Vor diesem Hintergrund müssen Sebastian Vettel und Ferrari die unheimliche Doppelsieg-Serie von Mercedes stoppen.

Vor dem Ferrari-Museum bei Modena wehen Fahnen auf Halbmast.

Vor dem Ferrari-Museum bei Modena wehen Fahnen auf Halbmast.

Foto: dpa/Uncredited

Am Tag nach der Schocknachricht vom Tode Niki Laudas nahm eine der schnellsten Sportarten der Welt zügig wieder ihre gewohnte Geschwindigkeit auf. Auch wenn die Stimmung im Fahrerlager am Mittwoch merklich gedrückt war, liefen die Vorbereitungen für den Großen Preis von Monaco (Sonntag, 15.10 Uhr/RTL und Sky) in der Boxengasse und den Motorhomes auf Hochtouren. Die Show geht weiter im PS-Zirkus - ein Ansatz, der dem stets rastlosen und effizienzorientierten Ex-Weltmeister Lauda gefallen hätte.

An die Stelle der Trauer rückten zudem erste Gedanken, wie der verstorbenen Legende in würdiger Weise gedacht werden kann. Der Mercedes-Rennstall, zu dessen Erfolgsserie Lauda als Team-Aufsichtsratschef seit 2012 erheblich beigetragen hatte, will dem dreimaligen Weltmeister beim Glamour-Grand-Prix im Fürstentum die Ehre erweisen, Details sind noch unter Verschluss.

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel würdigte den am Montagabend im Alter von 70 Jahren verstorbenen Lauda als "eine echte Rennsportikone". Der dreimalige Weltmeister hinterlasse eine "Lücke, die schwer zu füllen sein wird". Dennoch lenkte auch Vettel (31) seinen Fokus zügig auf das Tagesgeschehen: "Wir sind hier, um Rennen zu fahren."

Die Aufgabe des Heppenheimers ist dabei klar definiert - und doch so schwierig zu erfüllen: Er muss schnell einen Weg finden, die erdrückende Mercedes-Dominanz zu beenden. Selbst der fünfmalige Weltmeister Lewis Hamilton beklagte bereits die aufkommende Langeweile. "Was die Formel 1 ausmacht, sind die Momente, in denen du gegen andere Teams kämpfst", sagte der WM-Spitzenreiter mit 112 Punkten.

Der Engländer, der Lauda als "strahlendes Licht in meinem Leben" gewürdigt hatte, und sein finnischer Mercedes-Stallkollege Valtteri Bottas (105 Zähler) machten in den ersten fünf Rennen die Plätze eins und zwei unter sich aus.

Sechs Doppelsiege in Folge wären ein Novum in der fast 70-jährigen Formel-1-Geschichte. Dass dieser Rekord im Leitplankengeschlängel des Fürstentums fällt, ist durchaus wahrscheinlich, denn besonders in den Kurven war Mercedes der Konkurrenz von Ferrari und auch Red Bull zuletzt deutlich voraus. "Auf dem Papier wird Monaco schwierig, wir sind in den Kurven zu langsam", räumt auch Vettel ein, der als WM-Vierter bereits 48 Punkte Rückstand auf Hamilton aufweist.

Ferrari scheint beim Konzept des SF90 auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Der Speed des roten Renners auf den Geraden ist beeindruckend, doch dies reicht im Gesamtpaket nicht aus. Eine grundlegende Umstellung des komplexen Systems mitten in der Saison ist nicht ohne Weiteres möglich. Das weiß auch Vettel: "Es reicht momentan nicht, das ist ganz einfach. Aber es ist nicht einfach, das zu lösen."

Über die Mercedes-Dominanz hinaus, die gemessen an den nackten Zahlen im sechsten Jahr der Turbo-Hybrid-Ära größer denn je ist, präsentiert sich aber die gesamte Serie äußerst berechenbar. Ferrari und Red Bull mit dem WM-Dritten Max Verstappen (66 Punkte) mögen der Spitze ein Stück hinterherhinken - doch ihr Vorsprung auf das breite Mittelfeld ist so groß, dass sich die Top Fünf in jedem Rennen 2019 aus Hamilton, Bottas, Verstappen, Vettel und dem Monegassen Charles Leclerc im zweiten Ferrari zusammensetzten.

Mercedes kann ironischerweise am wenigsten dafür: Zum dritten Mal nach 2014 und 2017 hatten die Silberpfeile auf eine grundlegende Änderung des technischen Reglements schlicht die beste Antwort - und wurden überlegener anstatt eingebremst zu werden.

(ako/sid)
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