Formel 1 in Silverstone Vettel düpiert Mercedes bei Hamiltons Heimspiel

Silverstone · Ferrari-Pilot Sebastian Vettel hat sich beim Großen Preis von Großbritannien in einem spannenden Rennen den Sieg geholt und damit seine WM-Führung ausgebaut.

Großer Preis von Großbritannien 2018: das Rennen
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GP von Großbritannien 2018: das Rennen

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Foto: AP/Luca Bruno

Im irren Spektakel von Silverstone hat Sebastian Vettel das Formel-1-Reich seines Titelrivalen Lewis Hamilton erobert und seine WM-Führung gefestigt. Nach einem Blitzstart und einem Sensationsmanöver kurz vor Schluss raste der Ferrari-Pilot am Sonntag zum Sieg beim Grand Prix von Großbritannien vor Mercedes-Star Hamilton, der nach einem Unfall zu Beginn jedoch eine grandiose Aufholjagd hinlegte und so den Schaden in Grenzen hielt. Dritter beim actionreichen zehnten Saisonlauf wurde Kimi Räikkönen, der im zweiten Ferrari Verursacher des Crashs mit Hamilton am Start gewesen war.

Vettel ließ sich auch von Nackenschmerzen nicht aufhalten und kommt nach seinem vierten Sieg in diesem Jahr mit acht WM-Punkten Vorsprung auf Hamilton zum Hockenheim-Rennen in zwei Wochen. „Ich bin sehr glücklich, das ist super gelaufen“, fasste der Hesse das spannendste Rennen seit langem zusammen. Der 31-Jährige hatte sich den zweiten Erfolg in Silverstone nach 2009 durch einen Klassestart verdient, als er den den Lokalhelden Hamilton hinter sich ließ.

Doch Vettel musste bis zum Schluss kämpfen. Nach zwei Safety-Car-Phasen lag er hinter Valtteri Bottas im zweiten Silberpfeil nur noch auf Rang zwei, kämpfte sich jedoch fünf Runden vor dem Ende wieder vorbei, war nicht mehr zu stoppen - und das trotz des verletzten Nackens. „Mit dem ganzen Adrenalin ist das vergessen“, beteuerte Vettel. „Wir wissen, das hat sehr weh getan“, verriet Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene.

Für Mercedes und Hamilton war es nach dem technisch bedingten Doppel-Ausfall von Österreich eine Woche zuvor die nächste Enttäuschung. Schwer beleidigt schwänzte der Brite die Interviews im Ziel und zog sich in den Raum hinter dem Siegerpodium zurück. „Ich hätte Euch diesen Sieg gern geschenkt“, rief der Mercedes-Fahrer später ins Publikum und versprach: „Ich gebe niemals auf.“

Dabei hatte alles nach der nächsten Triumphfahrt für Hamilton ausgesehen, der nach zuletzt vier Heimsiegen in Serie Rekordgewinner in Silverstone hätte werden können. In der Qualifikation am Samstag sicherte sich der 33-Jährige gerade noch den besten Startplatz.

Vettel verpasste indes nur knapp die Pole Position - und zeigte beim Start die Stärke seines Ferrari. Mit einer Blitzreaktion ließ der Deutsche seinen WM-Rivalen sofort hinter sich und übernahm noch vor der ersten Kurve die Führung.

Hamilton dagegen kam schwer vom Fleck und musste auch Teamkollege Bottas vorbeiziehen lassen. Auch Räikkönen witterte seine Chance. Der Finne zwängte sich neben Hamilton, beide Autos berührten sich und der Mercedes-Star fiel nach einem Dreher bis auf Platz 18 zurück. „Mein Auto ist kaputt“, klagte Hamilton am Boxenfunk. „Schaden hinten rechts“, meldete er wenig später. Doch vom Kommandostand kam Entwarnung. Die Leistungsdaten des Silberpfeils deuteten nicht auf schwerwiegende Unfallfolgen hin.

Die Rennleitung verurteilte Räikkönen als Schuldigen für den Crash zu einer Zehn-Sekunden-Strafe, der 38-Jährige gab später seinen Fehler zu. Da hatte Hamilton längst mit Wut im Bauch seine Aufholjagd begonnen, die ihn bis zur Rennmitte bis auf Platz drei führte.

Das Duell um den Sieg allerdings fuhren lange Vettel und Bottas aus. Die nächste Wende erfuhr das Rennen in Runde 32. Der Schwede Marcus Ericsson verlor die Kontrolle über seinen Sauber und krachte in die Reifenstapel. Das Safety-Car kam auf die Strecke. Nun waren die Strategen gefragt. Zuletzt in Österreich hatte ein Taktikfehler bei Mercedes Hamilton die Rennführung gekostet. Auch diesmal entschied sich das Werksteam, beide Piloten auf der Strecke zu lassen, während Vettel neue Reifen holte.

Hamilton, der nun hinter Bottas und Vettel auf Rang drei lag, fragte irritiert nach: „Wie soll ich denn Vettel schlagen, wenn er frische Reifen hat?“ Die Antwort vom Kommandostand: „Du warst Meilen schneller als die Anderen.“ 15 Runden vor Ende wurde das Rennen wieder freigegeben - und es folgte der nächste Crash. Romain Grosjean im Haas und Carlos Sainz im Renault landeten nach einem Zweikampf in der Streckenbegrenzung. Wieder kam das Safety-Car.

Als die Unfallstelle geräumt war, blieben Vettel noch zehn Runden, sich wieder Platz eins zurückzuholen. Zugleich hatte er Hamilton im Rückspiegel. Es entwickelte sich eine dramatische Schlussphase. Vettel versuchte es immer wieder, ehe er endlich an Bottas vorbei war. Der Finne musste dann auch noch Hamilton und Räikkönen passieren lassen. Dann war der Krimi vorbei.

(areh/dpa)
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