Diskussionen um "Halo" Vettel und Rosberg schlagen Alarm: "Nichts rechtfertigt den Tod"

Hockenheim · Die deutschen Top-Piloten in der Formel 1 wollen mehr Schutz, und sie wollen ihn so schnell wie möglich: Sebastian Vettel und Nico Rosberg haben den Cockpitbügel "Halo" vor dem Großen Preis in Hockenheim (Sonntag, 14 Uhr/Live-Ticker) als alternativlos bezeichnet - und zeigten sich genervt von der anhaltenden Diskussion um vermeintliche Nachteile.

Vor allem wegen der für ein Formel-Auto ungewöhnlichen Optik ist der "Halo" nach wie vor ein Streitpunkt.

Vor allem wegen der für ein Formel-Auto ungewöhnlichen Optik ist der "Halo" nach wie vor ein Streitpunkt.

Foto: dpa, nic

"Natürlich gefällt uns allen nicht besonders, wie der 'Halo' aussieht. Aber nichts rechtfertigt den Tod eines Rennfahrers", sagte Vettel am Donnerstag: "Es sind zuletzt viele Unfälle passiert. Und es wäre wohl das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass man eine Lektion erhält und nichts daraus lernt. Wir haben die Chance, die Sicherheit zu verbessern, und alles andere wäre dumm."

Während Vettel sprach, beriet in Genf die Strategiegruppe der Königsklasse über die Einführung des Cockpitschutzes zur kommenden Saison, doch ein positives Votum war alles andere als sicher. Denn die Vertreter der Teams, des Weltverbandes FIA und des Formel-1-Managements um Bernie Ecclestone sind seit Monaten gespaltener Meinung. Ginge es nach den Fahrern, den unmittelbar Betroffenen, wäre die Sache dagegen klar.

"Wir haben abgestimmt, und 95 Prozent waren dafür", sagte Ferrari-Pilot Vettel, durch die Aussagen einiger Abweichler sei da vielleicht ein falsches Bild entstanden. Auch Mercedes-Pilot Rosberg unterstrich das: "Die große Mehrheit ist dafür. Die Fahrer wollen nicht irgendeine Lösung, sie wollen den 'Halo' im kommenden Jahr." Dieser könne dann in Zukunft noch weiterentwickelt werden.

Das Konzept umfasst zwei Streben aus Titan, die seitlich am Cockpit nach vorne geführt und in der Mitte von einer Hauptstrebe gestützt werden. Dieser Schutz soll größere Trümmerteile oder Reifen aufhalten und so stark sein, dass er notfalls ein komplettes Auto aushält.

Die Traditionalisten in der Formel 1 hatten noch im Frühjahr mit teilweise heftiger Ablehnung auf die Idee reagiert. So bezeichnete Lewis Hamilton (Mercedes) das Design als die "hässlichste Neuerung" der Formel 1. Doch auch der Engländer klingt mittlerweile ganz anders, wenn er über die Schutzmaßnahme spricht.

"Ich finde noch immer, der Halo schaut grauenvoll aus", sagte der Engländer: "Er wirkt wie ein Fremdkörper, er entspricht für mich nicht dem Geist der Formel 1. Aber wenn du hörst, dass du bei schweren Unfällen eine um 17 Prozent erhöhte Überlebenschance hast, dann werde ich hellhörig."

Denn diesen Wert hatte eine Untersuchung der FIA zuletzt ergeben. Der Weltverband wies die Fahrer noch einmal eindringlich auf die Vorteile hin und überzeugte damit die meisten Zweifler. Nach dieser Präsentation, so Rosberg, "kann man eigentlich nicht mehr anderer Meinung sein".

Vettels ehemaliger Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo wies darauf hin, dass die Formel 1 durch einen Cockpitschutz nicht weniger spektakulär werde. "'Halo' verändert nicht unsere Perspektive. Wir machen immer noch einen gefährlichen Sport", sagte der Australier: "Er soll nur verrückte Unfälle verhindern, dass wir etwa von fliegenden Reifen getroffen werden."

(sid)
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