Formel 1 Vettel kämpft um seine Karriere

Sakhir · Vom Hoffnungsträger zum Auslaufmodell in nur einem Jahr? Sebastian Vettel muss sich bei Ferrari schnellstens beweisen - denn längst beflügeln Charles Leclerc und Mick Schumacher die Träume in Maranello.

 Sebastian Vettel schaut finster drein.

Sebastian Vettel schaut finster drein.

Foto: AFP/ANDREJ ISAKOVIC

Immerhin als Lehrmeister darf Sebastian Vettel sich noch geschätzt fühlen. "Eine große Hilfe" sei der viermalige Weltmeister, sagt Mick Schumacher, "jeder Tipp, den ich von Seb bekomme, ist gut." Und Charles Leclerc, Vettels neuer und ziemlich schneller Teamrivale bei Ferrari, spricht von einem "außergewöhnlichen Fahrer. Ich habe eine Menge von ihm gelernt."

Vettel dürfte das in diesen Tagen allerdings wenig Auftrieb geben. Denn am Mittwoch stieg er bei den Testfahrten in Bahrain mit genügend eigenen Problemen in seinen SF90 - und daran haben auch die beiden jungen Rennfahrer ihren Anteil.

Vettels Ruf in Italien hat gelitten in den vergangenen Monaten, der einstige Hoffnungsträger wirkt nach zwei enttäuschenden Rennen zum Auftakt des Jahres 2019 eher wie ein Auslaufmodell. Die Träume der Tifosi werden längst viel mehr durch Leclerc beflügelt, 21 Jahre alt, ehemaliger Ferrari-Junior und am vergangenen Sonntag beinahe Sieger in Bahrain. Und durch Mick Schumacher, 20 Jahre alt, ebenfalls Teil der Nachwuchsakademie - und nebenbei Sohn des Rekordweltmeisters Michael Schumacher, dem größten Ferrari-Piloten der Geschichte.

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Foto: dpa/Georg Hochmuth

Am Dienstag hatte der Formel-2-Rookie in Bahrain erstmals einen Formel-1-Ferrari getestet, er überzeugte dabei, belegte in der Tageswertung den zweiten Platz hinter Red-Bull-Youngster Max Verstappen. Und wer am Mittwoch die italienischen Zeitungen aufschlug, bekam einen Eindruck davon, welche Sehnsüchte dieser Name rund um Maranello weckt.

"Mick Schumacher in Rot ist für Ferrari ein Werbespot für die Zukunft", schrieb die Gazzetta dello Sport, "eine Zukunft, die immer näher rückt. Der Debütant ist ein Symbol und ein Hoffnungsträger." Die Scuderia liege "im Schicksal" Schumachers, schrieb Tuttosport, und der Corriere della Sera wünscht sich den Formel-3-Europameister "vielleicht schon im kommenden Jahr" in der Königsklasse.

Die Beziehung der Tifosi zu Vettel ist dagegen spürbar abgekühlt. In der vergangenen Saison trugen seine Fehler unter Druck zur Niederlage im WM-Kampf gegen Mercedes und Lewis Hamilton bei. Und am vergangenen Sonntag in Bahrain leistete er sich bereits den nächsten selbstverschuldeten Dreher im Duell mit dem Engländer.

Noch härter dürfte Vettel allerdings getroffen haben, dass er auch im zweiten Rennen des Jahres das Tempo seines neuen Kollegen nicht mitgehen konnte. Leclerc war schneller, wird in Italien schon als "Goldjunge" und "wahrer Rivale Hamiltons" gefeiert. Der Monegasse spricht fließend italienisch, ist intelligent, selbstbewusst, höflich und ließe sich als Ferrari-Eigengewächs bestens als neue Nummer eins verkaufen.

Vettel steht daher mit nun 31 Jahren am Scheideweg seiner Karriere. In den kommenden acht Monaten muss er zeigen, dass er für Ferrari um die WM kämpfen kann. Misslingt das, dann verliert er wohl nicht nur seinen Status als Nummer eins - denn für die Rolle des Helfers ist der Heppenheimer viel zu teuer. Ferrari dürfte sich dann nach Alternativen umschauen. Und die Rückkehr eines Schumachers ins roten Auto wäre bald vielleicht mehr als ein romantisches Gedankenspiel.

(sef/sid)
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