Großer Preis von Kanada Ausgerechnet in Hamiltons Revier will Vettel die Wende schaffen

Montreal · Nach zwei Monaten ohne Sieg braucht Sebastian Vettel die Wende, doch Montreal ist dafür ein denkbar schlechter Ort: Sein Rivale Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Kanada seit Jahren fest in der Hand.

Sebastian Vettel (links) und Lewis Hamilton.

Sebastian Vettel (links) und Lewis Hamilton.

Foto: dpa/Claude Paris

Für Sebastian Vettel ist es ein trügerisches Idyll. Der Circuit Gilles Villeneuve schlängelt sich über eine grüne Insel im Herzen Montreals, umspielt von den Wellen des mächtigen Sankt-Lorenz-Stroms. Es lässt sich aushalten beim Großen Preis von Kanada, dennoch birgt dieses Rennen für den seit zwei Monaten sieglosen Ferrari-Star ein Problem: Niemand fühlt sich dort so wohl wie Lewis Hamilton.

"Ich liebe es, hierher zu kommen", sagt der Weltmeister im Mercedes, und das hat einen guten Grund. Sechsmal hat Vettels großer Rivale schon in Montreal gewonnen, zuletzt dreimal in Serie, auf keinem anderen Kurs war er so erfolgreich. Ein weiterer Sieg am Sonntag (20.10 Uhr MEZ/RTL), und Hamilton hat den Streckenrekord von Michael Schumacher erreicht.

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"Ich bin an Montreal gewachsen", sagt der Engländer, der die Reise in die Millionenstadt stets mit einer ganz besonderen Erinnerung verknüpft. Seinen ersten Erfolg in der Formel 1 feierte er dort, 2007 war das, im Alter von 22 Jahren. "Ich stand auf dem Podest und schaute runter zu meinem Vater", erinnert er sich: "Ich hatte ihn nie zuvor so breit grinsen gesehen. Das hat mich sehr stolz gemacht."

Elf Jahre später kann er an gleicher Stelle nun zum Rekordsieger aufsteigen, doch ein Erfolg am Sonntag wäre viel mehr: Ein echter Wirkungstreffer im Duell mit Vettel. Mit 14 Punkten Vorsprung führt Hamilton das WM-Klassement an, in bislang sechs Saisonrennen haben beide Rivalen je zweimal gewonnen. Der WM-Dritte Daniel Ricciardo im Red Bull, zuletzt Sieger in Monaco, stand ebenfalls schon zweimal ganz oben.

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"Es war sehr eng in den bisherigen Rennen", sagt Vettel, "es hängt an Kleinigkeiten." Doch in Kanada läuft es nun wieder auf einen Zweikampf zwischen Ferrari und Mercedes hinaus, alles andere wäre eine Überraschung. Der Hochgeschwindigkeits-Kurs liegt auf der langgezogenen Ile Notre-Dame, bietet lange Geraden und harte Bremszonen. Traditionell werden auf dieser Strecke daher Performance-Unterschiede deutlicher aufgezeigt als auf den vorangegangenen Stationen.

Reifen lassen Ferrari hoffen

Red Bull dürfte es mit dem Renault-Motor daher sehr schwer haben, und Mercedes hat im Zweifel einen Vorteil gegenüber Ferrari. Dennoch darf sich die Scuderia auch in Kanada durchaus Hoffnungen machen. Grund dafür sind mal wieder die Reifen. Ausrüster Pirelli stellt die gleichen Modelle wie zuletzt in Monaco zur Verfügung, darunter auch die weicheste Mischung, den neuen Hypersoft. Und mit diesem hatte vor allem Mercedes Probleme.

Sollten die Silberpfeile also erneut mit dem Verschleiß und der Arbeitstemperatur ihrer Pneus kämpfen, dann wären mit einem Schlag Ferrari und Vettel die Favoriten. Erste Aufschlüsse wird schon das freie Training am Freitag geben. Und vielleicht darf dann auch Vettel noch eine besondere Beziehung zum Circuit Gilles Villeneuve entwickeln.

(SID)
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