Neue Autos Die Regeländerungen in der Formel 1 für 2022
2022 gibt es in der Formel 1 die größten Regeländerungen seit Jahrzehnten. Die Autos bekommen eine grundlegend andere Aerodynamik als bisher. Das soll das Überholen leichter machen. Die vielen kleinen Flügel fallen weg, de Reifen werden größer. 169 Seiten Regelwerk wurden den Teams vom Automobil-Weltverband Fia zugeschickt. Vor allem das Design der Autos hat sich dadurch erkennbar geändert.
Die Änderungen im Überblick.
Neue Rennleitung plus Videobeweis
Der Automobil-Weltverband Fia hat Michael Masi (44) nach dem umstrittenen Saisonfinale in Abu Dhabi als Rennleiter der Formel 1 abgesetzt. Zudem kündigte der neue FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem für die am 20. März in Bahrain beginnende Saison eine "virtuelle Rennleitung" an, die dem eigentlichen Rennleiter bei der Entscheidungsfindung helfen und "wie der Videobeweis im Fußball" funktionieren soll.
Außerdem soll in Zukunft die Kommunikation zwischen Rennleitung und Teams nicht mehr im Fernsehen übertragen werden. Auch der Vorgang des Zurückrundens hinter dem Safety-Car vor dem Re-Start des Rennens soll noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden.
Masis Aufgabe als Renndirektor teilen sich ab sofort WEC-Rennleiter Eduardo Freitas und Niels Wittich, ehemaliger Rennleiter des ADAC GT Masters. Unterstützt werden beide von Herbie Blash.
Die Sprint-Rennen
Neu ist der Sprint nicht, aber er wird aufgewertet: Acht Punkte statt drei gibt es in der Saison 2022 für den Sieger des Rennens über gut 100 km vor dem eigentlichen Grand Prix. Die Formel-1-Führung hatte eigentlich sechs bis sieben Sprints im Sinn. Nach Intervention der Rennställe (Stichwort: Kosten) werden es nun erneut drei sein: in Imola, Spielberg und Sao Paulo.
Bodeneffekt kehrt zurück
Die Boliden sollen aerodynamisch nicht mehr so stark von Front- und Heckflügel abhängig sein. Denn die Flügel führen zur Luftverwirbelungen, die das Hinterherfahren für andere Fahrzeuge deutlich erschweren. Um das zu ändern, wird es ab der neuen Saison wieder Formel-1-Autos mit Bodeneffekt geben. Die Autos werden also ganz anders konzipiert sein und funktionieren anders als noch 2021. Und sie werden schwerer zu fahren sein. Davon geht zumindest die Mehrheit der Formel-1-Fahrer aus. Genau das könnte die Rennen aber eben auch wieder attraktiver und spannender machen.
Rennautos mit Bodeneffekt waren seit 1982 in der Formel 1 übrigens verboten und erleben damit 2022 ihr Comeback.
Was ist mit Bodeneffekt gemeint?
Es strömt Luft unter dem Auto hindurch, was einen Unterdruck erzeugt, sodass sich das Fahrzeug quasi am Boden festsaugt. Dieser Effekt entsteht durch große Lufteinlässe am vorderen Teil des Unterbodens. Die Luft wird dadurch unter das Auto und in zwei Venturi-Kanäle geleitet. Der Unterboden wird also für die wichtige Abtriebsgenerierung wichtiger. Die Verwirbelungen durch andere aerodynamische Autoteile wird damit verringert.
Die Regeln der Formel 1 sehen vor, dass der neue Unterboden nur auf eine ganz bestimmte Weise am Auto angebracht werden darf. Damit das von allen Teams eingehalten wird, wurde eine einheitliche Platte entwickelt, die vorne am Unterboden angebracht sein muss.
Windabweiser
Auch optisch werden sich die Fahrzeuge verändern. Die bisher deutlich sichtbaren Windabweiser werden ganz verschwinden.
Abdeckungen an den Vorderrädern
Neu sind dafür sogenannte Luftleitbleche, die über den Rädern montiert werden. Sie sollen die Luftverwirbelungen, die dort entstehen, so weit wie möglich verringern. Außerdem wird es wieder Felgenabdeckungen an den Rädern geben.
Getriebe
Auch in Bezug auf die Getriebe der Autos gibt es eine wichtige Änderung. Denn der Automobil-Welverband FIA und die Formel 1 wollen die Kosten reduzieren. Die Getriebe werden daher von 2022 bis einschließlich 2025 eingefroren, sie dürfen also nicht weiterentwickelt werden. Die Teams dürfen lediglich Upgrades an den bestehenden Getrieben vornehmen.
Frontflügel
Es dürfen maximal nur noch vier Elemente verwendet werden. Auch die Form der Endplatten wird sich verändern und mehr einer Tragfläche bei Flugzeugen ähneln.
Fahrzeugnase
Viele Fans werden sich zudem 2022 an die frühen 1990er Jahre in der Königsklasse des Motorsports erinnert fühlen. Denn die Fahrzeugnasen müssen nun direkt auf dem Frontflügel aufsitzen. Das war in den ersten 1990er-Jahren noch das gängige Design von Formel-1-Boliden.
Radaufhängung
Drehstab-Lösungen werden bei der Radaufhängung ab 2022 zum Beispiel verboten. Auch Federungen mit hydraulischen Kolben werden verboten. Federbeine dürfen keine externen Verknüpfungspunkte mehr haben und müssen direkt in die Aufhängung integriert sein.
Heckflügel
Auch die neuen Heckflügel sollen die Luftverwirbelungen reduzieren. In dem Fall am Heck des Fahrzeuges. Die seitlichen Endplatten gibt es quasi nicht mehr. Die Flügel biegen sich dafür künftig stark nach unten. Das soll ebenfalls der Hinterherfahren erleichtern.
Neue Räder
Statt 13-Zoll-Räder setzt die Formel 1 ab der Saison 2022 auf 18-Zoll-Räder. Die Reifen liefert aber weiterhin Pirelli. Die Fahrer befürchten aber, dass die größeren Reifen die Sicht erschweren.
Autos werden schwerer
Die letzte Regeländerung aus dem Dezember sieht vor, dass die neuen Rennwagen mindestens 795 Kilogramm wiegen. Schon 2021 war das Gewicht angehoben worden, damals auf 752 Kilo.
Motoren
Hier tut sich nichts, doch auch das ist eine wesentliche Neuerung. Die sogenannten Power Units sind technologisch eingefroren. Dies ermöglicht es Weltmeister Max Verstappen und seinem Red-Bull-Team, die Aggregate von Honda auch nach dem Ausstieg des japanischen Automobilriesen weiter zu nutzen. Erst zur Saison 2026 soll es ein neues Motorenreglement geben mit einfacheren und "saubereren" Power Units. Zumindest einen kleinen Schritt Richtung mehr Nachhaltigkeit geht die Formel 1 bereits jetzt: Der Anteil an Biosprit steigt von knapp sechs auf zehn Prozent.
Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen zur Saison 2022.