Mercedes-Teamchef steigt als Aktionär bei Aston Martin ein Plant Toto Wolff seinen Abschied?

London · Mercedes-Teamchef Toto Wolff steckt Millionen in Aston Martin. Pikant dabei: Der britische Autobauer will künftig mit einem eigenen Rennstall die Formel 1 aufmischen. Schon länger kursieren Gerüchte um Wolffs Zukunft bei den Silberpfeilen.

 Toto Wolff.

Toto Wolff.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Millionen-Investition von Toto Wolff beim künftigen Formel-1-Rivalen Aston Martin hat neue Fragen nach der Zukunft des Mercedes-Teamchefs aufgeworfen. Das Weltmeister-Team bestritt umgehend einen Einfluss des Aktienkaufs auf die Rolle des Österreichers als Rennstall-Boss. Die Gespräche über eine Verlängerung des am Jahresende auslaufenden Vertrags von Wolff liegen derzeit allerdings wegen der Corona-Krise auf Eis. So wurden die Spekulationen über einen Wechsel des 48-Jährigen zu einem Mitbewerber oder gar an die Spitze der Formel 1 zuletzt wieder lauter.

14,5 Millionen Aktien von Aston Martin hat Wolff erworben. Der britische Sportwagenbauer will im nächsten Jahr auch mit einem Werksteam in der Formel 1 starten und bald auch die Spitze angreifen, an der zuletzt die Silberpfeile mit Lewis Hamilton fuhren. Wolffs Investment bei Aston Martin entspreche „einem 0,95-prozentigen Anteil am Unternehmen“, teilte ein Mercedes-Sprecher mit. Nach dem aktuellen Aktienkurs hätten die Anteile einen Wert von rund 9,2 Millionen Euro.

Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, Wolff könnte als Geschäftsführer bei Aston Martin einsteigen. Dies hatte er jedoch dementiert. Auch als Nachfolger des Formel-1-Geschäftsführers Chase Carey, dessen Vertrag wohl ebenfalls im Dezember endet, wird Wolff seit langem gehandelt. Für Mercedes ist die Personalie ziemlich heikel.

Unter Wolffs Führung hatte der Rennstall in den vergangenen sechs Jahren jeweils den WM-Titel bei den Fahrern und den Konstrukteuren gewonnen. „Ich hoffe, ich kann immer noch etwas beitragen“, sagte Wolff in einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Mercedes-Video, in dem er über Führung auch in Zeiten der Coronavirus-Pandemie spricht.

Seit 2013 ist Wolff Motorsportchef beim schwäbischen Autobauer und hält als Gesellschafter auch 30 Prozent der Anteile am Formel-1-Team. Für Aufsehen hatte er Anfang April mit mehrdeutigen Sätzen in einem Interview der Zeitung „Österreich“ gesorgt. „Ich liebe den Sport und dieses Team. Allerdings bin ich einigermaßen überrascht über die Wendungen, die es über den Winter gegeben hat, und über das Verhalten einzelner Personen“, hatte Wolff gesagt.

Prompt hatte es Vermutungen gegeben, der Teamchef verstehe sich mit dem neuen Daimler-Konzernboss Ola Källenius nicht so gut wie mit dessen Vorgänger Dieter Zetsche. An seiner Rolle bei Mercedes werde sich zumindest „kurzfristig“ nichts ändern, hatte Wolff versichert und angedeutet, dass die Entscheidung über eine Verlängerung seines Vertrags noch offen sei.

Enger befreundet ist der frühere Rennfahrer mit dem neuen Aston-Martin-Chef Lawrence Stroll. Der kanadische Unternehmer hat mit einer Investorengruppe mehr als 600 Millionen Euro in den angeschlagenen Autobauer gepumpt. Schon davor hatte der 60-Jährige sein Engagement im Motorsport immer weiter ausgebaut. Im kommenden Jahr wird Strolls Formel-1-Team Racing Point, für das sein Sohn Lance fährt, zum Werksrennstall von Aston Martin.

Auch Daimler hält seit 2013 Anteile an Aston Martin und muss beim Einstieg weiterer Investoren zustimmen. Daher dürfte Wolffs Aktienkauf den Segen der Konzernzentrale haben. Ungewöhnlich erscheint die Beteiligung eines Teamchefs am Mutter-Unternehmen eines künftigen Rivalen aber doch. Seine Beteiligung am Williams-Team hatte Wolff mit dem Einstieg bei Mercedes noch aufgeben müssen

Neues Unbehagen könnte der Deal vor allem bei anderen Formel-1-Teams auslösen. Schon zuletzt hatten sich einige Rennställe darüber beschwert, dass Racing Point das Design des Vorjahres-Mercedes kopiert habe und inzwischen fast wie ein B-Team der Silberpfeile auftritt. Strolls Rennstall erhält von Mercedes die Motoren und viele weitere Kern-Bauteile. Durch Wolffs Aktienkauf ist diese Interessengemeinschaft nun noch etwas enger geworden.

(dpa/old)
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