Großer Preis von Frankreich Hamilton und Mercedes lassen bislang die gewohnten Qualitäten vermissen

Le Castellet · Lewis Hamilton war im WM-Kampf der große Verlierer in Kanada. Bei der Formel-1-Rückkehr nach Frankreich betreten der Weltmeister und Mercedes viel Neuland. Spielraum für Anpassungsprobleme gibt es nicht.

Die Geheimnisse von Le Castellet stellen auch Toto Wolff vor ein Rätsel. Seit 28 Jahren fand kein Formel-1-Rennen mehr auf dem Circuit Paul Ricard statt, die Rückkehr der Königsklasse nach Frankreich am kommenden Wochenende wird selbst für den erfahrenen Mercedes-Motorsportchef zu einer Reise ins Unbekannte.

"Das Rennen dürfte interessant werden. Wir fahren nicht oft auf einer Strecke, zu der wir wenige bis gar keine Daten vorliegen haben", sagte Wolff vor dem neuerlichen Vergleich mit Ferrari und Red Bull. Die Vorbereitung auf den Grand Prix gestalte sich "etwas kniffliger als normal und sorgt mit einer Unbekannten für eine noch größere Herausforderung."

Diese ist für Mercedes ohnehin groß. Die Konkurrenz hat massiv aufgeholt und die erdrückende Dominanz der Silberpfeile beendet. Die Frage nach der stärksten Kraft in der Motorsport-Königsklasse lässt sich längst nicht mehr zweifelsfrei mit Mercedes beantworten, auch wenn das Weltmeister-Team nach dem ersten Saisondrittel die Konstrukteurs-WM knapp anführt.

Über die mitunter anfällige Technik täuscht dies nicht hinweg. Zu häufig kosteten Schwächen am Boliden Punkte, zuletzt auch auf der Mercedes-freundlichen Strecke in Kanada, als Weltmeister Lewis Hamilton als Fünfter die WM-Führung an Ferrari-Star Sebastian Vettel abgeben musste.

Ein Grund: Auf der Power-Strecke in Montreal konnte Mercedes wegen Qualitätsproblemen nicht das erhoffte Motorenupgrade einsetzen. Dem alten Antrieb fehlte auch aufgrund der langen Laufleistung im Vergleich zu Ferrari nicht nur Power, er drohte auch, anfällig zu sein. Hamilton befürchtete während des Rennens gar einen Komplettausfall des Motors, er betrieb am Ende aber immerhin Schadensbegrenzung.

Doch auch Hamilton hat bislang die gewohnten Qualitäten immer wieder vermissen lassen. Überzeugend war seine Leistung beim ungefährdeten Sieg in Barcelona, seinen Erfolg in Baku wiederum verdankte er nur dem späten Ausfall seines finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas. Dass Hamilton (120 Punkte) in der Fahrer-WM nur einen Zähler hinter Vettel (121) liegt, ist für den 33-Jährigen nach dem durchwachsenen ersten Saisondrittel ein Glücksfall.

Selbstvertrauen hat der Brite dennoch nicht eingebüßt. "Ich bin noch immer hier, um zu gewinnen. Und ich bin überzeugt, dass wir gewinnen können", sagte Hamilton, der mit vielen Fragen zum ersten Frankreich-Grand-Prix seit zehn Jahren reiste: "Ich weiß nicht, was für ein Rennen uns die Strecke bieten wird. Ich kann es nicht sagen, ich habe absolut keine Ahnung."

Kein Geheimnis ist indes die Zielsetzung von Mercedes. Der achte Saisonlauf am Sonntag (16.10 Uhr/RTL) bildet den Auftakt des "Triple-Headers", bei dem an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden gefahren wird. Dem Rennen in Frankreich folgen die Läufe in Österreich (1. Juli) und Großbritannien (8. Juli). Alle Teams würden an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht werden, sagte Wolff. Gleichzeitig biete sich aber auch die Gelegenheit, "innerhalb von drei Wochen jede Menge Punkte einzufahren - und genau das haben wir uns vorgenommen."

(old/sid)
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