Kimi Räikkönen Großväterchen will es noch einmal wissen

Melbourne · Kimi Räikkönen ist in diesem Jahr der älteste Pilot im Formel-1-Feld. Bald wird er 40. Nach seiner Ausmusterung bei Ferrari ist der Finne zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und genießt seine neue Rolle.

 Kimi Räikkonen

Kimi Räikkonen

Foto: dpa/dpa, Diego Azubel

Für mehr Fahrspaß auf der letzten Karriere-Etappe greift Kimi Räikkönen selbst zum Winkelschleifer. Den Altmeister drückte kurz vor dem Formel-1-Saisonstart am Sonntag der Sitz in seinem neuen Dienstauto, also wurde er kurzerhand zum Heimwerker. „Ich bin doch nicht für nichts zur Schule gegangen“, schrieb der Finne zum Video von der Aktion bei Instagram. Kimi ist längst Kult. Der älteste Pilot im Fahrerlager dreht nach dem erzwungenen Abschied bei Ferrari in diesem Jahr bei Alfa Romeo seine Runden - und genießt die neue Herausforderung spürbar.

Räikkönen, der im Oktober 40 wird, ist zurückgekehrt zu seinen Wurzeln. Hinter dem neuen Namen Alfa Romeo verbirgt sich der Schweizer Rennstall Sauber, für den der „Iceman“ vor 18 Jahren sein Debüt in der Formel 1 gab. „Er hatte das Gefühl, dass er noch nicht fertig ist“, sagte sein Manager Steve Robertson. Als Räikkönen im Herbst erfuhr, dass Ferrari ihn gegen den 18 Jahre jüngeren Charles Leclerc austauscht, einigte er sich in kürzester Zeit mit seinem ersten Arbeitgeber in der Formel 1 auf eine Neuauflage für zwei weitere Jahre.

Seinen ersten Eindruck beschrieb Räikkönen so: „Es ist anders als in meiner ersten Zeit beim Team, denn es sind viele neue Leute hier.“ Zugleich ist der Routinier sicher, dass er auch in seiner 17. Saison in der Königsklasse konkurrenzfähig sein wird. „Sie haben alle Werkzeuge, sie haben einen großartigen Windkanal, und sie haben alles, um ein großartiges Auto zu bauen. Außerdem haben wir einen Ferrari-Motor“, erklärte Räikkönen.

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Seine neue Rolle kommt dem wortkargen Mann aus Espoo ohnehin entgegen. Den Rummel bei Ferrari mochte Räikkönen nie, auch wenn er dank des Titels 2007 noch immer der letzte Weltmeister der Scuderia ist. Zuletzt wurde er zudem in die Rolle des Helfers von Sebastian Vettel gedrängt. Bei Alfa Romeo ist alles eine Nummer kleiner und ruhiger, und Räikkönen ist die klare Nummer 1 vor Teamkollege Antonio Giovinazzi. „Er gibt mit seiner Erfahrung eine klare Richtung vor, und er weiß von den Top-Teams, welchen Weg man gehen muss“, lobte Teamchef Fréderic Vasseur seinen Chefpiloten.

Teil des Wohlfühlklimas beim Rennstall aus Hinwil im Zürcher Oberland ist für Räikkönen die kurze Autofahrt zu seinem Wohnort. „Mich freut es, wenn ich mehr Zeit für meine Familie habe“, sagte der Vater von zwei Kindern. Seit drei Jahren ist Räikkönen mit der früheren Flugbegleiterin Minttu verheiratet. Aus dem Familienleben berichtet er öffentlich zumeist mit der gleichen lakonischen Distanz, mit der er seit nun schon 294 Grand Prix auch über seine Arbeit auf der Rennstrecke erzählt.

„Lasst mich in Ruhe, ich weiß, was ich tue“ - dieser Funkspruch Räikkönens an den Lotus-Kommandostand bei seinem Sieg in Abu Dhabi 2012 ist längst Legende. Genauso trocken gibt der Finne auch über seine früheren Alkohol-Eskapaden Auskunft. Für Schenkelklopfer sorgte er, als er im Dezember bei einer Gala des Weltverbands fröhlich über die Bühne schwankte. Ohne Räikkönen würde der Formel 1 etwas fehlen, zumal sich zuletzt Charakterköpfe wie Fernando Alonso und Jenson Button verabschiedeten.

Dabei ist Räikkönen bis heute irritiert über das oft überdrehte Treiben am Rand des Asphalts. Für ihn geht es um das Rennfahren, alles andere nimmt er nicht wirklich ernst. Dass er bei Alfa Romeo nun eben wieder selbst Hand an sein Auto legt, anstatt es einem Mechaniker zu überlassen, ist für Räikkönen nur logisch. „Es ist einfacher, das selbst zu machen, weil ich genau weiß, was richtig ist“, sagte er. Das Feuer des Kimi Räikkönen, es brennt noch.

(sef/dpa)
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