Das große Scheitern in Rot Leclerc schießt Vettel ab - Hamilton unaufhaltsam

Spielberg · Das nächste Debakel für Sebastian Vettel: Ein Crash mit seinem Ferrari-Stallrivalen Charles Leclerc beim zweiten Saisonrennen der Formel 1 besiegelt sein Aus. Lewis Hamilton dominiert in Spielberg. Bei Ferrari brodelt es gewaltig.

 Charles Leclerc im Ferrari.

Charles Leclerc im Ferrari.

Foto: dpa/Darko Bandic

Das Desaster in Rot stellte sogar Lewis Hamiltons weltmeisterliche Show in den Schatten. Nicht mal eine Runde war in Spielberg absolviert, da schlich Sebastian Vettels heftig getroffener Ferrari mit schleifendem Heck über die Strecke, auch Übeltäter Charles Leclerc musste seinen Boliden bald abstellen. Und Teamchef Mattia Binotto kauerte mit hängenden Schultern an seinem Kommandostand.

"Gesehen habe ich nichts, ich habe nur gemerkt, dass mir irgendjemand ins Auto gefahren ist", sagte ein bedienter Vettel - und dieser Jemand war sein Stallrivale: In Kurve drei hatte Leclerc ein unmögliches Manöver probiert, "ich weiß nicht, welche Lücke Charles da gesehen hat." Das Rennen für die Roten war gelaufen.

Und während Weltmeister Hamilton im Mercedes in den folgenden 70 Runden zu seinem ersten Saisonsieg im zweiten Rennen raste, seinen Teamkollegen Valtteri Bottas und Max Verstappen im Red Bull deutlich auf die Plätze verwies, kroch Leclerc zu Kreuze.

"Seb hat nichts falsch gemacht, und eine Entschuldigung reicht nicht in so einem Moment", sagte der Monegasse bei Sky: "Ich habe mich selbst enttäuscht und das Team im Stich gelassen. Wir sind sowieso in einer schwierigen Situation, da brauchen wir so was nicht. Alle Anstrengungen für dieses Wochenende waren plötzlich dahin." Zum zweiten Mal nach dem Grand Prix in Brasilien im vergangenen November haben sich die Alphatiere in den Ferraris gegenseitig abgeschossen.

In der Tat ist die Scuderia mit einem Berg von Problemen in die Saison gestartet. Vettel muss am Ende des Jahres gehen, das sorgt für angespannte Stimmung, zudem ist das Auto nicht konkurrenzfähig - und nun hat Ferrari durch eigene Fehler bei beiden Auftaktrennen in Österreich auch noch Punkte weggeschmissen. Letzten Sonntag drehte sich Vettel, dieses Mal verlor Leclerc den Überblick.

Den Tifosi jetzt noch Hoffnung zu machen, sei "schwer, weil das Negative überwiegt", sagte Vettel, "wir müssen weiter kämpfen." Binotto sprach bei RTL vom "schlechtesten Abschluss eines schlimmen Wochenendes. Trotzdem müssen wir nach vorne schauen."

Eine Rückschau tut weh. Denn schon das schwierige Qualifying war für Ferrari ein Offenbarungseid. Den ganzen Samstag über hatte es in Strömen geregnet, die Formel 1 musste ihr Programm anpassen: Das dritte Training fiel komplett aus, das Qualifying begann mit deutlicher Verspätung bei immer noch starkem Niederschlag.

Und bei Regen glänzten nicht nur die talentiertesten Piloten der Königsklasse verlässlich - Hamilton deklassierte das Feld mit mehr als einer Sekunde Vorsprung, Verstappen stellte den Red Bull als Best of the Rest auf Startplatz zwei - auch bei den Autos trennte sich die Spreu vom Weizen.

Während die Boliden von Mercedes, Red Bull und auch McLaren sicher auf der nassen Strecke lagen, war der Ferrari SF1000 auf diesem Niveau unfahrbar. Vettel und Leclerc kämpften jeweils nur um die Top Ten, Leclerc scheiterte schon im zweiten Quali-Abschnitt, im Q3 kam Vettel nicht über Startplatz zehn hinaus.

Der Rennsonntag war dann sonnig, Ferrari wollte zeigen, dass zumindest bei diesem Wetter die Updates funktionieren, dass diese Saison keine verlorene sein muss. Doch am Ende der langen Bergauf-Geraden sah Leclerc eine Lücke, wo keine war. Eine "absolut sinnlose Aktion von Charles" sah Sky-Experte Ralf Schumacher, "da gehört er nicht hin, das ist kein Autoscooter, Sebastian kann sich nicht in Luft auflösen."

Ferraris Scheitern war ein Debakel für die Scuderia - und gleichzeitig der größte Aufreger des Rennens. Hamilton strebte in der Folge unaufhaltsam dem Start-Ziel-Sieg entgegen, hatte am Ende gut 13 Sekunden Vorsprung auf Bottas. Und meldete sich damit so richtig in dieser noch jungen Saison an. Im Kampf um seinen siebten WM-Titel, den Rekord Michael Schumachers, liegt Hamilton im Klassement nur noch knapp hinter Auftaktsieger Bottas.

(eh/sid/dpa)
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