Volle Ränge und Unterstützung aus der Politik Hat der Große Preis von Deutschland doch eine Zukunft?

Volle Ränge, tolle Motorsportatmosphäre und Top-Einschaltquoten waren beste Werbung für den Großen Preis von Deutschland. Vielleicht ist für das Traditionsrennen doch nicht alles vorbei.

Es war ein kurzer Moment, man musste im Fahrerlager von Hockenheim schon aufmerksam hinschauen. Aber als Formel-1-Boss Chase Carey und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vor dem Rennen am Sonntag ein paar Sätze wechselten, musste bei den Unterstützern des Großen Preises von Deutschland zwangsläufig Hoffnung aufkeimen. Und tatsächlich: Er werde für den Erhalt der Formel 1 im Lande kämpfen, erklärte Scheuer vor Journalisten. In welcher Form, ließ der CSU-Politiker allerdings offen.

Es mag derzeit nur eine vage Hoffnung sein, doch ausgerechnet beim vermeintlich letzten Großen Preis von Deutschland für lange Zeit wich das Gefühl des Abschieds Tag für Tag zarter Zuversicht. Wohl nicht zu Unrecht. "Wir arbeiten gemeinsam an einer Lösung. Ich habe den Eindruck, dass Liberty Media (kommerzieller Rechteinhaber; d. Red.) den deutschen Grand Prix nicht aus dem Kalender streichen will", sagte Hockenheimring-Chef Georg Seiler im Interview mit dem Mannheimer Morgen (Montagsausgabe).

Hierfür mitverantwortlich sind wohl auch Neuigkeiten aus den USA: Der für das kommende Jahr angedachte Stadt-Grand-Prix in Miami - ein Leuchtturmprojekt für Liberty Media - steht wegen immer wieder aufgeschobener Entscheidungsfristen und offener Fragen zur Finanzierung plötzlich infrage.

Und so, mutmaßten einige, könnte Hockenheim schon im kommenden Jahr vielleicht doch wieder im Rennkalender stehen. Das abgelaufene Wochenende jedenfalls war beste Werbung für eine Fortsetzung - losgelöst vom Spektakel auf der Strecke. 71.000 Zuschauer am Sonntag waren der beste Wert seit 2005, als Michael Schumacher im Ferrari noch über die Strecke jagte.

RTL verzeichnete mit 6,12 Millionen TV-Zuschauern seinen besten Schnitt für eine Formel-1-Übertragung seit zwei Jahren. Auch die Stimmung auf den Rängen und Campingplätzen war gigantisch. Als Sebastian Vettel am Samstag zur Pole Position stürmte, bebte das Motodrom wie zu Zeiten von Rekordweltmeister Schumacher.

Alles steht und fällt aber mit dem lieben Geld. Die Strecke ist in kommunaler Hand, finanzielle Unterstützung vom Staat oder Land für den Erhalt der Formel 1 gab es bislang nicht. Für viele Beobachter ein Unding. "Die 150.000 Besucher nimmt die Region gerne mit, aber Unterstützung gibt es keine", sagte der frühere Formel-1-Pilot Christian Danner in seiner Rolle als RTL-Experte.

Unterstützung aus der Wirtschaft, wie von Seiler angeregt, wird es wohl auch in Zukunft nicht geben. Mercedes als Automobilriese aus der Region wird dem Hockenheimring finanziell jedenfalls nicht unter die Arme greifen, sagte Motorsportchef Toto Wolff dem SID: "Wir sind nicht der Promoter und auch nicht der kommerzielle Rechteinhaber. Wir setzen unsere finanziellen Ressourcen ein, um als Team Erfolge zu feiern und so Werbung für den Sport zu machen."

Wolffs Lösungsvorschlag ist wohl auch der gangbarste Weg: "Es ist die Aufgabe der Streckenbetreiber und von Liberty Media, eine Lösung zu finden." Der Hockenheimring bzw. der Nürburgring wollen allerdings nur zu besseren Konditionen als bislang einen Vertrag mit der Formel 1 abschließen. Die Zeit rennt. Er habe den Eindruck, dass Liberty Media "schon für das kommende Jahr nach einer Lösung sucht", erklärte Seiler. Hierfür müsste "bereits in den nächsten Wochen" eine Entscheidung fallen.

(SID)
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