Großer Preis von Mexiko Hamilton will sich vor voller Kulisse die Formel-1-Krone aufsetzen

Mexiko-Stadt · Der Vorsprung von Lewis Hamilton ist noch größer als vor einem Jahr. Damals verlor Sebastian Vettel die WM in Mexiko. Gleiches droht ihm wieder. Er steht vor allem wegen seiner Crashs in den vergangenen Wochen auch selbst im Fokus der Kritik.

 Eine Frau steht neben einer Papp-Figur von Lewis Hamilton.

Eine Frau steht neben einer Papp-Figur von Lewis Hamilton.

Foto: dpa/Jorge Arciga Avila

Jetzt wird die Luft richtig dünn für Sebastian Vettel. Wie vor einem Jahr droht dem deutschen Crash-Piloten der vergangenen Rennen in 2250 Metern über dem Meeresspiegel das endgültige Aus im WM-Kampf mit Lewis Hamilton. Die spektakuläre Formel-1-Bühne für die Sombrero-Party nach dem Großen Preis von Mexiko ist auch bereitet: Ein volles Haus wird den Briten empfangen. „Wir sind sehr aufgeregt, dass Lewis Hamilton hier in Mexiko wieder die Möglichkeit hat, sich zum Weltmeister zu krönen“, sagte der Grand-Prix-Manager Federico González Compeán. Rang sieben reicht dem Beinahe-Weltmeister zum endgültigen Triumph.

Sein Vorsprung ist noch größer als vor zwölf Monaten. Die Rechnung für Vettel ebenso einfach wie fast unmöglich. Alle drei noch ausstehenden Rennen im Ferrari gewinnen und hoffen, dass Hamilton im Mercedes in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi zusammen nur vier Punkte holt.

Großer Preis von Mexiko - die Strecke
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Wahrscheinlich ist das nicht. Vettel weiß das, die Stimmungslage zuletzt in Austin war nicht mehr als das Durchhalten des Durchhaltens Willen - „Wir werden versuchen, das Beste aus unserem Auto rauszuholen, vielleicht können wir noch ein paar Sachen verbessern, mal sehen“ - und seine Kritik am Team bemerkenswert.

Nach seinen drei Kollisionen in den vergangenen fünf Rennen, durch die Vettel seine einst viel versprechende Ausgangsposition im WM-Kampf weiter verspielte, scheint die größte Frage: Kommt er diesmal unfallfrei ins Ziel? Zumal das Autodromo Hermanos Rodriguez schon für Vettel'sche Blechschaden-Fahrten und Fluchattacken gut war.

Vor einem Jahr, als Hamilton mit 66 statt wie jetzt 70 Punkte Vorsprung auf Vettel angereist war, krachte er mit dem Briten in Runde eins zusammen. Dessen Reifen war platt, beide mussten an die Box, beide mussten sich wieder nach vorn arbeiten. Vettel wurde am Ende Vierter, Hamilton reichte Rang neun.

Vor zwei Jahren wurde Vettel nachträglich wegen seiner Fahrweise von Rang drei auf fünf durch eine 10-Sekunden-Strafe versetzt, für seine wüsten Beleidigungen von Rennleiter Charlie Whiting entschuldigte sich der Heppenheimer anschließend. Gewinnen konnte Vettel in Mexiko noch nie. Diesmal muss er, sonst ist es eh vorbei. Geringer seien die Chancen nun geworden, bekundete er zuletzt in Austin, wo der Ferrari-Star in der ersten Runde mit Daniel Riccardo von Red Bull kollidiert und Vierter unter anderem hinter Hamilton (3.) geworden war.

Von der Rolle sei Vettel ein wenig, meinte Ross Brawn. Der Brite machte Ferrari einst mit Vettels Kumpel und Idol Michael Schumacher zum Branchenführer und Serien-Titelgewinner. Vettel ist auch im vierten Jahr davon weit entfernt. „Die wichtigste Aufgabe ist, Vettel zu helfen, mehr aus seinem Riesentalent zu machen“, wurde Brawn vom Fachmagazin „Autosport“ am Dienstag zitiert.

Für Hamilton wird es im Erfolgsfall der vierte Titel in den vergangenen fünf Jahren. Mit seinem insgesamt fünften würde der 33-Jährige mit der argentinischen Rennfahrer-Legende Juan Manuel Fangio gleichziehen und nur noch zwei von Schumachers Rekord entfernt sein, den er zur Saison 2013 bei den Silberpfeilen abgelöst hat.

Teamchef Toto Wolff warnt aber vor verfrühtem Jubel, der Österreichische Erfolgsmacher hat auch die Konstrukteurs-WM im Blick. Die Silberpfeile können sie zum fünften Mal nacheinander gewinnen - nach jetzigem Stand, aber frühestens im nachfolgenden Rennen in Brasilien. „Uns steht ein harter Kampf ins Haus und wir müssen alles geben, um beide Titel zu gewinnen“, sagte Wolff.

In zwei Jahren schon, so lange wie Hamiltons Vertrag bei Mercedes gilt, kann der Superstar rechnerisch auch Schumachers Rennsiegrekord von 91 Grand-Prix-Erfolgen toppen. Dass Siege aber nur ein Teil auf dem Weg zum wichtigeren Titel sind, machte Hamilton zuletzt in Austin deutlich, als er eben nicht volles Risiko fuhr und einen Dreher oder gar Ausfall riskierte. „Du gewinnst keine Meisterschaften mit dummen Zweikämpfen und dummen Fehlern“, erklärte Hamilton. Und nicht wenige mussten denken, dass für seinen Rivalen Vettel wohl auch wegen solcher Manöver die Luft im WM-Duell ziemlich dünn geworden ist.

(dpa/sef)
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