Formel 1 Hamilton gewinnt in Shanghai das 1000. Rennen

Shanghai · Der Deutsche Sebastian Vettel muss sich erneut Mercedes geschlagen geben. Lewis Hamilton hat das 1000. Formel-1-Rennen gewonnen. Ferrari leistete sich einen groben taktischen Fehler.

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Foto: REUTERS/THOMAS PETER

Sebastian Vettel reckte den linken Arm in die Luft und formte mit den Fingern das Victory-Zeichen, die Mundwinkel unter seinem markanten Schnurrbart zeigten auf dem Siegerpodest von Shanghai aber nur äußerst mühsam nach oben. Beim 1000. Rennen der Formel-1-Geschichte hatte der Ferrari-Star die erhoffte Trendwende als Dritter klar verpasst. Während Dauerrivale Lewis Hamilton ihm nach seinem sechsten Sieg beim Großen Preis von China in der WM zu enteilen droht, muss Vettel die teilweise hausgemachte Unterlegenheit der Scuderia verarbeiten.

"Ich bin froh, auf dem Podium zu stehen. Aber das Ziel war, mit Mercedes mitzuhalten", sagte Vettel nach Platz drei hinter dem strahlenden Sieger Hamilton, der nach seinem 75. Formel-1-Sieg und der Übernahme der WM-Führung gut gelaunt mit Vettel auf dem Podium anstieß.

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Foto: dpa/Ng Han Guan

Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas (Finnland) hielt sich nach Platz zwei und dem Verlust der WM-Führung an den erfolgsverwöhnten Engländer bei der Mini-Sause zurück. Dabei war es für Mercedes das nächste perfekte Wochenende: Drei Doppelsiege bei den ersten drei WM-Läufen gelangen zuletzt Williams vor 27 Jahren.

Während es für den fünfmaligen Weltmeister Hamilton (68 WM-Punkte) also nah am Optimum läuft, dürfte dem viermaligen Champion Vettel angesichts von WM-Platz vier und bereits 31 Zählern Rückstand auf den Briten allmählich dämmern, dass es auch in seinem fünften Ferrari-Jahr äußerst schwer wird mit dem Titel.

"Wir haben ein starkes Auto, aber wir haben es hier irgendwie nicht hinbekommen. Wir müssen verstehen, was wir brauchen, was ich brauche, um dieses Auto zu entfesseln. Wir haben viel Arbeit vor uns", sagte der Heppenheimer. Dabei bezog sich Vettel möglicherweise nicht nur auf seinen SF90, sondern auch auf die Strategen in der Ferrari-Box.

Vettel, der zuletzt am 26. August 2018 im belgischen Spa gesiegt hatte, verlor gleich zu Beginn des Rennens entscheidend Zeit im Zweikampf mit seinem neuen Teamkollegen Charles Leclerc (Monaco), der seinerseits nach einem fragwürdig späten Boxenstopp auch noch dem Niederländer Max Verstappen im Red Bull den Vortritt lassen musste und nur Fünfter wurde.

"Ich konnte schneller fahren als Charles, aber als ich vor ihm war, hatte ich Schwierigkeiten, den Rhythmus zu finden", bewertete Vettel das erste Rennviertel, in dem sich Ferrari einmal mehr das Leben selbst schwer machte - und damit einem ohnehin starken Mercedes-Duo gewissermaßen kampflos den Sieg im Jubiläums-Grand-Prix überließ.

"Als wir herkamen, wussten wir nicht, wo wir stehen, Ferrari war so schnell zuletzt. Man hat ja gesehen, dass es sehr knapp ist zwischen uns allen, deshalb bin ich jetzt einfach nur sehr, sehr froh. Der Rest ist für die Geschichtsbücher", erklärte Hamilton, der nach seinem erfolgreichen Überholmanöver gegen Pole-Setter Bottas ab der ersten Kurve freie Fahrt hatte.

Vettel verlor seinen dritten Startplatz zunächst an Leclerc. In der Folge war der Heppenheimer deutlich schneller als sein Teamkollege, doch er fand auf der Strecke kein Vorbeikommen. Erst in der zehnten Runde wurde der Monegasse via Boxenfunk aufgefordert, deutlich schneller zu fahren - oder Vettel passieren zu lassen. Wenig später machte Leclerc zähneknirschend Platz, da war Hamilton an der Spitze aber bereits neun Sekunden voraus.

Weil auch Vettel wegen einiger Verbremser nicht nennenswert von Leclerc weg kam, reagierte der Newcomer in seinem ersten dritten Rennen für Ferrari ungehalten: "Ich weiß nicht, was wir hier machen, aber ich bin schneller." Mercedes konnte derweil in Ruhe seine Reifenwechsel durchziehen und den dritten Doppelsieg des Jahres frühzeitig absichern. Für den Emmericher Nico Hülkenberg im Renault war das Rennen nach 17 von 56 Runden wegen eines Schadens an der MGU-K beendet.

Während das Rennen durchaus Zündstoff bot, war der Rahmen beim 1000. Grand Prix ernüchternd. Zwar waren die Tribünen am Sonntag gut gefüllt, doch kaum ein Formel-1-Held von einst hatte sich auf den Weg ins Reich der Mitte gemacht. Neben den drei noch aktiven Champions Hamilton, Vettel und Kimi Räikkönen (Finnland/Alfa Romeo) waren nur Alain Prost (Renault-Repräsentant) sowie die TV-Experten Nico Rosberg und Damon Hill vor Ort.

(sef/sid)
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