Grund ist das Tabakwerbeverbot im EU-Raum Formel 1 droht Flucht aus Europa

Brüssel/Neuss (rpo). Das Tabakwerbeverbot könnte einschneidende Folgen für die Formel 1 haben. Dem Renn-Zirkus droht nach dem Brüsseler Beschluss die Flucht aus Europa.

Am Montag beschlossen die Gesundheitsminister der Europäischen Union (EU) mehrheitlich, das Tabakwerbeverbot für den EU-Raum spätestens zum 31. Juli 2005 durchzusetzen. Dieses umfasst die Werbung in den Medien sowie das Sponsorentum bei Großveranstaltungen. Von den 15 Mitgliedsländern stimmten 12 dafür, nur Deutschland und Großbritannien sprachen sich gegen einen solchen Beschluss aus.

Wie der dänische Gesundheitsminister Lars Loekke Rasmussen als Vorsitzender mitteilte, soll der Beschluss bereits 2003 greifen, allerdings wurde eine Frist für die Umsetzung bis zum Sommer 2005 eingeräumt. Dieser Termin ist eineinhalb Jahre früher als es der Zeitplan des Automobil-Weltverbandes FIA vorsah.

Mosley: "Dann halt aus anderen Ländern"

FIA-Präsident Max Mosley hatte sich dafür ausgesprochen, das Tabakwerbeverbot einheitlich erst zum Ende des Jahres 2006 einzuführen: "Die Länder, die es eher machen, riskieren den Verlust ihres Grand Prix. Und im Fernsehen flimmern dann halt aus anderen Ländern die Tabak-Images über den Bildschirm." Die konsequente Umsetzung dieser Drohung musste bereits der Große von Belgien in Spa erfahren. Wegen des Tabakwerbeverbots im deutschen Nachbarland wurde das Rennen in den Ardennen kurzerhand aus dem Kalender für 2003 gestrichen.

Konsequenzen für Nürburgring und Hockenheim?

Der EU-Beschluss hat womöglich auch weit reichende Konsequenzen für die beiden deutschen WM-Rennen auf dem Nürburgring und in Hockenheim. Zu Stellungnahmen waren die beiden Geschäftsführer der Rennstrecken am Montagnachmittag nicht zu erreichen. Der Nürburgring hat noch einen Vertrag bis 2004, der aber verlängert werden soll, Hockenheim bis 2008.

Das vorgezogene Tabakwerbebot könnte eine Tendenz in der Formel 1 beschleunigen, die sich ohnehin immer deutlicher abzeichnet. Die "Königsklasse" des Automobilsports will zu einem Welt umspannenden Wettbewerb werden.

Das aktuelle Stichwort lautet Osterweiterung. Ab 2004 werden WM-Läufe in Bahrain und Schanghai ausgetragen. Ein Jahr später soll das Debüt in Istanbul folgen. Dieser Vertrag steht kurz vor der Unterzeichnung, nachdem Formel-1-Boss Bernie Ecclestone erklärt hatte, er habe sich für die Millionen-Metropole am Bosporus und gegen die Bewerber Izmir und Antalya entschieden.

Bei einer Aufnahme der Türkei könnten andere europäische Rennen aus dem Formel-1-Zirkus gestrichen werden. Bedroht sind vor allem Imola, Budapest oder Zeltweg. Im kommenden Jahr umfasst die WM nach der Streichung von Spa nur 16 Läufe. Sollte sich die Werbesituation in Belgien verändern, könnte das Rennen 2004 wieder zurückkehren.

An Bewerbern mangelt es der FIA nicht. Mehrere Länder haben ihr Interesse bekundet, darunter Argentinien, Ägypten, der Libanon und zwei Länder im Mittleren Osten. Auch Indonesien wolle ein Rennen, heißt es aus Paris, dies sei aber nicht auf der FIA-Liste.

(RPO Archiv)
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