Defekt bei Vettel Hamilton schnappt sich Formel-1-Bestzeit

Silverstone · Lewis Hamilton - wer sonst? Der Weltmeister fährt in Silverstone zur Tagesbestzeit. Nico Hülkenberg verblüfft bei seinem zweiten Einsatz für Racing Point. Ferrari-Mann Sebastian Vettel kommt vor dem 70. Formel-1-Jubiläum nicht hinterher.

 Sebastian Vettel und Lewis Hamilton.

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton.

Foto: dpa/Will Oliver

Sebastian Vettel ging auf die Knie und prüfte die Unterseite seines Ferrari. Ein technischer Defekt hat den viermaligen Formel-1-Weltmeister im zweiten Training zum nächsten Grand-Prix-Wochenende in Silverstone brutal ausgebremst. Kurz vor dem Ende der Einheit musste der wieder einmal abgehängte 33-Jährige seinen lahmenden Wagen vorzeitig abstellen. Vettel schloss den Trainingstag nur als 14. (+1,592 Sekunden) ab - und suchte sofort nach dem Technik-K.o. noch auf dem Asphalt nach der Ursache. Ein Ölleck konnte er da erspähen.

Weltmeister Lewis Hamilton war hingegen wieder nicht einzufangen. Knapp eine Woche nach seinem spektakulären Grand-Prix-Sieg auf nur drei funktionsfähigen Reifen beendete der Mercedes-Pilot den ersten Trainingstag zum zweiten England-Rennen mit der Bestzeit. Nur sein Teamkollege Valtteri Bottas (+0,176 Sekunden) konnte dem Tempo des sechsmaligen WM-Champions folgen.

Daniel Ricciardo im Renault hatte als Dritter schon 0,815 Sekunden Rückstand auf Hamilton (1:25,606 Minuten). Nico Hülkenberg raste in seinem nächsten Vertretungseinsatz für den positiv auf Corona getesteten Sergio Perez auf einen vielversprechenden sechsten Platz. Und Vettel? Auch an dem Wochenende, an dem die Formel 1 an ihren ersten Grand Prix vor 70 Jahren in Silverstone erinnert, wird es für den Hessen wieder sehr schwierig.

Aus eigener Kraft kann er in dieser Saison nicht mal um einen Platz auf dem Podest mitfahren, Hamilton traut er hingegen einen Siegesdurchmarsch zu. „Mercedes liegt in diesem Jahr in einer großartigen Position. Der Wagen ist gut genug. Lewis ist in guter Form“, befand Vettel, der in seiner letzten Weltmeister-Saison 2013 die letzten neun Grand Prix des Jahres gewinnen konnte.

Für den Heppenheimer sei „wahrscheinlich das größere Fragezeichen“, wie viele Rennen noch in dieser Saison ausgetragen werden und nicht, „wer sie gewinnen wird“. 13 Grand Prix für dieses Jahr sind aktuell bestätigt, mindestens 15 sollen es am Saisonende sein.

Hamilton blieb Lob für seinen früheren deutschen WM-Rivalen nicht schuldig. „Er bekommt einfach nicht die Bühne, auf der er sein Potenzial abrufen kann“, meinte der Titelverteidiger, der sich am Sonntag nach einem Platten gerade noch ins Ziel rettete, über die Probleme bei Ferrari. „Ich hoffe sehr für ihn, dass er nächstes Jahr zu Racing Point gehen kann. Sie haben einen Plan und ein Auto mit Potenzial. Er hat die Chance, das Team anzuführen.“

Vettel rechnet in den nächsten Wochen mit einer Entscheidung über seine mögliche Formel-1-Zukunft. „Ich sehe nicht, warum ich mich unter Druck setzen lassen muss. In gewisser Weise habe ich meine Entscheidung getroffen, jetzt wird sich zeigen, ob was Vernünftiges zusammenkommt oder nicht“, sagte er in einem RTL-Interview.

Vettels Ferrari-Gegenwart bleibt trist. Sein auf den Namen „Lucilla“ getaufter Wagen sei „nicht der Überbringer, wir sind deutlich hinter der Spitze“, räumte er ein weiteres Mal ein. Für das zweite Wochenende am Stück auf der Powerstrecke Silverstone hoffe er wenigstens auf ein „besseres Gefühl für das Auto. Der Rest kommt dann von alleine.“ Derzeit sind das nur Rückschläge - und Pannen.

(pabie/dpa)
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