Formel-1-Boss vor Gericht Ecclestone kämpft um sein Lebenswerk

München · Seit gestern steht der 83-jährige Formel-1-Chef vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt ihn der Bestechung und Anstiftung zur Untreue. Er beteuert seine Unschuld. Eine Verurteilung wäre wohl das Ende seiner Laufbahn.

Bernie Ecclestone: Der Prozess beginnt
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Prozess gegen Bernie Ecclestone beginnt

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Eigentlich ist ein Mann, der kaum mehr als eineinhalb Meter groß ist, niemand, auf den sich automatisch alle Aufmerksamkeit richtet. Bei Bernie Ecclestone ist das trotzdem der Fall, und das war auch gesten morgen im Saal des Landgerichts München nicht anders. Dort muss sich der 83-jährige Chef der Formel 1 wegen des Verdachts der Bestechung verantworten. Und sollten die Richter am Ende der Ansicht sein, dass sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bestätigen, dann droht dem greisen Motorsport-Macher eine Haftstrafe. Der Formel-1-Rennzirkus müsste sich dann wohl einen neuen Chef suchen.

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Foto: dpa, tha kno jai nar

Soweit ist es aber noch nicht. Ecclestone beteuert nach wie vor seine Unschuld, und das hat er gestern auch noch mal in einem mehrstündigen Vortrag seiner Rechtsanwälte Sven Thomas und Norbert Scharf klarmachen lassen. Der Vorwurf ist schnell erklärt. Ecclestone soll dem damaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky rund 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt haben. Dafür sollte sich Gribkowsky dafür stark machen, dass die bei der Münchener Landesbank geparkten Anteile an einen Ecclestone genehmen Käufer veräußert würden. Ein solcher war der Finanzinvestor CVC, weil Ecclestone sich bei dem sicher war, dass er weiterhin das Sagen im Rennzirkus haben würde. Am Ende geschah es so, und Gribkowsky kassierte. Dafür ist der Ex-Bank-Manager bereits wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Von Bestechung will Ecclestone aber nichts wissen. Gribkowsky habe "in den entscheidenden Punkten die Unwahrheit gesagt", ließ der Brite gestern erklären. Er will dem Gericht neue Unterlagen präsentieren, die die Anklagepunkte Bestechung und Anstiftung zur Untreue in jeweils besonders schwerem Fall entkräften sollen. Zum wiederholten Mal hat Ecclestone betont, er sei von Gribkowsky zu der Millionen-Zahlung gezwungen worden. Der Banker habe ihn mit der Drohung erpresst, er werde andernfalls ein Stiftungskonto Ecclestones offenlegen. Das hätte dem Formel-1-Macher nach dessen Angaben gewaltigen Ärger mit der britischen Steuerbehörde einbrocken können. "Das hätte mich mehr als zwei Milliarden Pfund kosten können", so Ecclestone. Und: "Ich sah mein Lebenswerk in Gefahr."

Das ist Bernie Ecclestone
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Foto: dpa/Erwin Scheriau

Ecclestone, der Erpressbare? Seit Jahrzehnten vermittelt der Engländer ein anderes Bild von sich selbst. Er ist das Gesicht der Formel 1. Ein Mann mit einem Milliardenvermögen, der schon mehrere Rennställe und sogar einen Fußballverein besaß (die Queens Park Rangers), der mal Manager des legendären, 1970 verunglückten Formel-1-Weltmeisters Jochen Rindt war, und dessen Ego nicht mal unter seiner Ex-Frau Slavica litt, einem Model aus Kroatien, das seinen damaligen Ehemann um fast 30 Zentimeter überragte. "So einer soll sich von einem Landesbanker in die Enge haben treiben lassen?", fragen sich manche Kenner der Szene.

Wer von den beiden großen Protagonisten des Formel-1-Deals die Wahrheit sagt, bleibt vorerst offen. Am 9. Mai kommt es zum Aufeinandertreffen - dann ist Gribkowsky als Zeuge geladen. Rollentausch gegenüber dem Herbst 2011, als der Bankmanager der Angeklagte war und Ecclestone als Zeuge aussagte.

(RP)
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