Mythos Monaco unantastbar Glamour, Grid Girls und eine „Wahnsinns-Strecke“

Monte Carlo · Kein Grand Prix wie jeder andere: Monaco hält die Formel-1-Fans seit 1950 in Atem. Obwohl sich die Motorsport-Königsklasse gerade neu erfindet, gibt es an dem Standort im Fürstentum nichts zu rütteln.

Formel 1: Die Grid Girls vom Großen Preis von Monaco 2017
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Die Grid Girls vom Großen Preis von Monaco 2017

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Dem einzigartigen Flair von Monte Carlo ist auch Chase Carey verfallen. "Monaco ist eines der größten Rennen. Ein Rennen, das die gesamte Welt fesselt", sagte der Formel-1-Boss dem SID und führte aus: "Monaco bietet eine großartige Szenerie, das Rennen hat eine großartige Geschichte. Und unser Sport lebt von seiner Geschichte."

Tatsächlich ist Monaco einer der wenigen Grand Prix, der unter Rechteinhaber Liberty Media sorgenfrei in die Zukunft blicken darf. Während die neue Führung im vergangenen Herbst darüber sinnierte, ob man die Formel-1-Wochenenden auf den Samstag und Sonntag verdichtet und den Trainingsfreitag streicht, gönnt man sich im Fürstentum seit jeher am Freitag einen Ruhetag - die Trainings finden schon donnerstags statt. Und niemand käme auf die Idee, daran etwas zu ändern.

Die Promoter der anderen Europa-Rennen können angesichts solcher Freiheiten nur neidvoll ins Fürstentum blicken. Der Große Preis von Deutschland kämpft ums Überleben, auch Silverstone in England und das belgische Spa ächzen trotz voller Tribünen unter der Kostenlast. Selbst um das Ferrari-Heimspiel in Monza musste man sich immer mal wieder Sorgen machen.

In der High-Society-Hochburg Monaco wäre Geld wohl das geringste Problem. Der permanente Thrill aber ist das Alleinstellungsmerkmal. Der Stadtkurs müsste erfunden werden, wenn es ihn nicht schon gäbe. Nur das Überholen sollte einfacher sein. Abgesehen davon bietet Monaco seit der Premiere 1950 alles, was sich die Königsklasse von einem Grand Prix wünschen kann.

"Monaco ist mit nichts vergleichbar. Es ist der Höhepunkt des Jahres", sagt Renault-Pilot Nico Hülkenberg: "Der Glamour, die Strecke, die Atmosphäre, das ist einzigartig. Es ist einer der Kurse, der dir ein wirkliches Gefühl für die Geschwindigkeit gibt."

Auch für Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo, der wie Hülkenberg und viele weitere Piloten in Monaco wohnt, ist das Rennen das Nonplusultra. Die Strecke sei "der Wahnsinn", sagte der Trainingsschnellste vom Donnerstag und führte aus: "Ich will nicht sagen, dass wir hier keine Rennen fahren sollten, weil wir das absolut machen sollten, denn das ist das Beste überhaupt. Aber es ist verrückt, in diesen Straßen zu fahren, so knapp vorbei an den Wänden."

Rettungstaucher halten sich parat

Der Mangel an Auslaufzonen macht Monaco auch zu einer der gefährlicheren Strecken in der zunehmend entschärften Formel 1. Der Italiener Lorenzo Bandini starb hier 1967, drei Tage nach einem Feuerunfall. Der frühere Weltmeister Alberto Ascari und der Australier Paul Hawkins landeten mit ihren Boliden einst im Hafenbecken, konnten aber gerettet werden. Auch heute noch sind für den Fall der Fälle Taucher im Einsatz.

Der Österreicher Gerhard Berger, in Monaco zwischen 1988 und 1995 viermal auf dem Podium, warnt vor einem anderen Unfallszenario. "Man fürchtet einen aufsteigenden Boliden, der über den Zaun ins Publikum fliegen könnte. Diese Angst ist allgegenwärtig", sagt der heutige DTM-Chef.

Formel 1: Die schönsten Grid Girls der vergangenen Jahre
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Die schönsten Grid Girls der vergangenen Jahre

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Für die Fahrer sind derartige Szenarien kein Thema. Sie konzentrieren sich auf ihren Job. Und der bedeutet in Monaco, am Sonntag (15.10 Uhr/RTL) tunlichst in der ersten Startreihe zu stehen. In den letzten 32 Jahren ging der spätere Sieger 25-mal von Platz eins oder zwei ins Rennen. "Ein guter Samstag führt hier oft zu einem sehr guten Sonntag", bringt es Sebastian Vettel auf den Punkt. Zur Siegerehrung geht es dann nicht auf ein Podium, sondern in die Fürstenloge. Auch das gibts nur in Monaco.

Genau wie die Grid Girls. Eigentlich gehören die leicht bekleideten Nummern-Girls der Vergangenheit an. So entschied das der neue Formel-1-Besitzer Liberty Media zu Saisonbeginn. Sie seien nicht mehr zeitgemäß. Die Veranstalter des Monaco-Rennens halten davon aber nicht viel. Die Startnummern werden vor dem Grand Prix zwar weiter von den neuen Grid Kids präsentiert, Hostessen werden aber in der Startaufstellung zu PR-Zwecken für einen Uhrenhersteller auftreten.

Vettel hat für die Abschaffung der Grid Girls ohnehin kein Verständnis. „Ich bin mir sicher, wenn man irgendein Grid Girl fragt, ob es am Sonntag gerne da steht, wird ihre Antwort ja sein“, meinte der viermalige Weltmeister.

(SID)
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