Mercedes-Pilot Nico Rosberg "Es fehlt ein schnelleres Auto"

Hockenheim (RPO). Für Nico Rosberg ist das Engagement beim Silberpfeil-Werksteam von Mercedes ein Traumjob, trotz oder gerade wegen Michael Schumacher. Die Zusammenarbeit mit dem siebenmaligen Weltmeister sieht der 25 Jahre alte Sohn des früheren Weltmeisters Keke Rosberg als Chance.

Nico Rosberg – Deutscher, Monegasse, Weltmeister
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Das ist Nico Rosberg

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Foto: ap, EM

"Da gibt es zwei, drei Dinge, die man schon lernen kann", sagte Rosberg vor dem Heimspiel beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim (Sonntag, 14 Uhr/Live-Ticker) im Interview.

Was ist es für ein Gefühl, als Mercedes-Werksfahrer zum deutschen Grand Prix nach Hockenheim zu kommen?

Nico Rosberg: "Das ist etwas ganz Besonderes: deutscher Fahrer, Silberpfeil, Hockenheim. Da kann ich mich extrem glücklich schätzen. Auch weil das Auto am Wochenende nach unserem dritten Platz von Silverstone weiter verbessert sein wird."

Was bedeutet es für Sie generell, für Mercedes zu fahren?

Rosberg: "Das ist schon toll. Wir sind am Mittwoch in der Fabrik in Sindelfingen gewesen. Da arbeiten 35.000 Menschen, und du läufst da durch und merkst, du repräsentierst jetzt diese Firma auf der Rennstrecke. Was wir auf der Strecke machen, trägt sehr zum Image dieser Firma bei. Sehr viele Leute interessieren sich für Mercedes-Fahrzeuge, weil die Silberpfeile in der Formel 1 fahren. Das ist schon irre."

Wenn Sie und Michael Schumacher in ein solches Werk gehen, was kommt dann von den Mitarbeitern rüber?

Rosberg: "Man merkt schon, dass die Leute sehr enthusiastisch sind, die Rennen verfolgen, uns unterstützen und begeistert sind. Auch für sie wäre es eine extreme Bereicherung, wenn sie jeden zweiten Sonntagnachmittag mit ihren Familien und Freunden unsere Siege bejubeln könnten, denn sie empfinden eine große Verbundenheit mit uns. Sie sind nicht nur Fans, sie arbeiten auch für die gleiche Firma. Das ist schon etwas Besonderes."

Sie sprechen Siege an. Bislang haben Sie es bis zum dritten Platz geschafft. Was fehlt, um noch zwei Plätze weiter nach vorne zu kommen?

Rosberg: "Es fehlt ein schnelleres Auto. Aber wir sind auf dem richtigen Weg. Wir haben Verbesserungen wie den F-Duct-Luftschacht, der einige Zehntelsekunden pro Runde bringt, noch nicht am Auto. Es können noch einege Zehntelsekunden recht einfach gefunden werden. In diesem Prozess sind wir jetzt. Wenn wir alle Dinge optimal am Auto haben, müssen wir schauen, wo wir stehen. Ich glaube, wir können in diesem Jahr noch Rennen gewinnen. Es ist möglich. Vielleicht brauchen wir ein bisschen Glück, vielleicht auch nicht. In Silverstone haben wir den dritten Platz aus eigener Kraft geschafft, wenn man mal Sebastian Vettel außer Acht lässt. Wenn er in der ersten Kurve im Rennen geblieben wäre, dann wären wir Vierter geworden. Da fehlt nicht mehr viel."

Ist Hockenheim für Sie ein wirkliches Heimrennen? Oder ist das eher Monaco, wo Sie aufgewachsen sind?

Rosberg: "Es ist schon ein Heimrennen. Meine Familie kommt zu Besuch. Ich hatte am Mittwochabend ein Essen mit meinen früheren Ingenieuren. Ich bin ja rennsportmäßig in Deutschland groß geworden. Ich bin drei Jahre für das Team Rosberg in Neustadt an der Weinstraße gefahren. Ich habe zwar nie in Deutschland gelebt, aber ein solches Rennen ist schon etwas Schönes für mich, weil ich auch die Unterstützung bekommen werde. Monaco ist aber auch mein Heim-Grand-Prix, ganz klar. Das ist die Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Da sind alle meine Freunde, die mich unterstützen, meine Familie. Ich habe zwei Heimrennen, auf unterschiedliche Art."

Ihr erstes richtiges Rennen sind Sie auch in Hockenheim gefahren, in der Formel BMW...

Rosberg: "Ja, das habe ich direkt gewonnen. Pole Position bei wechselnden Bedingungen und dann zwei Siege."

Wenn Sie im November vorigen Jahres gewusst hätten, wer Ihr Teamkollege wird, wären Sie dennoch zu Mercedes gewechselt?

Rosberg: "Ich denke schon, aber es wäre vielleicht mit einigen Vorbehalten gewesen, weil man so viel Negatives über ihn gehört hatte. Und wenn man eine Person nicht kennt, auch Ross Brawn noch nicht kennt, und dann so viel hört, da hätte ich mir schon ein paar Gedanken gemacht, ob das eine so gute Idee ist. Aber letztendlich hätte ich es trotzdem gemacht, denn es ist mein Traumteam."

Viele Leute hatten Ihnen damals an der Seite von Michael Schumacher eine harte Zeit prophezeit. Wie hart ist sie denn wirklich?

Rosberg: "Hart? Natürlich ist es schwierig, gegen Michael zu fahren. Er ist einer der Besten, ganz klar. Aber ich fühle mich wohl im Team, weil es mir wirklich die gleichen Möglichkeiten wie Michael gibt. Er wird nicht bevorzugt. Ich habe eine gute Position im Team, meine Meinung wird respektiert. Das ist eine schöne Zusammenarbeit, und ich bin dankbar, dass es so ist. Ich finde es super. Hart? Unser Job ist nicht einfach, aber momentan würde ich es nicht als hart bezeichnen. Die Dinge laufen den Umständen entsprechend gut, auch wenn man natürlich gerne bessere Resultate hätte. Aber auch, wenn Michael mich schlägt, das ist schon passiert und wird auch wieder passieren, kann ich damit leben. Wenn es nicht jeden Tag geschieht. Dann arbeite ich noch härter."

Ist es für Sie etwas Besonderes, vor Schumacher zu sein?

Rosberg: "Natürlich. Er ist der Beste aller Zeiten. Vor ihm zu stehen, ist schon cool."

Wie viel Luft nach oben hat Michael Schumacher noch? Ist er weiter weg vom Optimum als Sie?

Rosberg: "Das kann er nur selber beurteilen."

Wie funktioniert Ihre Zusammenarbeit mit Ross Brawn?

Rosberg: "Im Gegensatz zu dem, was kürzlich geschrieben wurde, bin ich ein großer Fan von ihm. Er ist eine sehr starke Führungspersönlichkeit. Es ist unglaublich interessant zu sehen, wie er arbeitet. Man versteht dann auch, warum er in seiner Karriere so viel Erfolg hatte. Er ist nicht nur der Technik-Guru, als der er immer hingestellt wird. Er hat auch sehr große Fähigkeiten, eine Mannschaft zu führen, das Beste aus allen Persönlichkeiten herauszuholen und dafür zu sorgen, dass alle bestmöglich harmonieren."

Gibt es igrendetwas an Ross Brawn, was Sie persönlich besser macht?

Rosberg: "Sein Umgang mit mir. Ich spüre ja auch an mir seine Fähigkeit, mit Menschen umzugehen."

Gibt es etwas, das Sie von Michael Schumacher lernen können?

Rosberg: "Ja. Da gibt es zwei, drei Dinge, die man schon lernen kann. Ich kann mich glücklich schätzen, diese Möglichkeit zu haben. Die Chance, Michaels Teamkollege zu sein, hat nicht jeder. Man versteht schon, warum er siebenmaliger Weltmeister ist, wenn man mit ihm zusammenarbeitet. Das ist ein tolles Erlebnis."

Können Sie ein, zwei Beispiele nennen?

Rosberg: "Nein. Man kann einmal den Titel gewinnen. Aber wenn jemand das siebenmal schafft, dann zeigt das seine große Klasse. In seiner Arbeitsweise erkennt man, warum das so ist."

An der Spitze der WM-Wertung streiten sich im Moment McLaren und Red Bull. Wer ist für Sie der Favorit auf den Titel in diesem Jahr?

Rosberg: "Ich weiß es nicht. Es geht da vorne recht eng zu, das kann sich noch ändern. Momentan habe ich aber meine Chancen auch noch nicht aufgegeben. Ich bin punktemäßig immer noch in Schlagdistanz. Einmal Erster, einmal Zweiter, wenn der andere schlecht fährt, und ich wäre wieder da. Deswegen will ich noch nicht aufgeben, weil wir noch große Schritte mit dem Auto vorhaben. Schauen wir mal."

Was tritt eher ein: Der achte WM-Titel für Michael Schumacher oder der erste für Nico Rosberg?

Rosberg: "Ich glaube, für beide stehen die Chancen sehr gut. Er sagt, dass er in diesem Jahr nicht mehr an den Titel denkt. Ich glaube, dass ich noch eine Chance habe. Und im nächsten Jahr haben wir beide gute Chancen."

Es wäre sicher Ihr Traum, in diesem Rennen vor ihm dran zu sein, oder?

Rosberg: "Ja, das ist mir lieber, als hinter ihm zu sein. Aber das wird sicher nicht einfach."

(SID/born)
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