Formel-1-Weltmeister fährt hinterher Die triste Realität des Sebastian Vettel

Sakhir · Bevor die letzten Flutlichter über der Strecke in Bahrain erloschen, malte Sebastian Vettel noch ein düsteres Bild. "Ganz vorne hatten wir gar nichts mitzureden", sagte der Weltmeister nach seinem sechsten Platz, und er gab sich kaum Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen: "Das war einfach eine andere Liga."

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Foto: dpa, jbu nic

Denn ganz vorne, da war auch in der Wüste von Sakhir nur Mercedes. Und die Dominanz, mit der die Silberpfeile zu ihrem zweiten Doppelsieg in Folge flogen, dürfte Red Bull einige Kopfschmerzen machen.

Vettel war dagegen einmal mehr von seinem Auto im Stich gelassen worden, auf tiefgreifende Analysen hatte er am Abend des Rückschlags keine große Lust mehr. "Ich bin nicht der Typ, der für alles Gründe finden muss", sagte er knapp, "es war einfach nicht gut genug heute." Der Weltmeister musste auch nicht mehr viel sagen, denn Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko sprang ein, und der 70-Jährige nahm kein Blatt vor den Mund.

"Den Unterschied macht die Motorleistung", sagte Marko, "Mercedes ist am Ende zwei Sekunden pro Runde davongezogen - das ist in der Formel 1 eine Welt." In der Tat dominierten Sieger Lewis Hamilton (England) und WM-Spitzenreiter Nico Rosberg (Wiesbaden) das Rennen nach Belieben, drängten sich dabei in einem engen Privatduell teilweise auf die Randsteine und bauten ihren Vorsprung trotzdem aus.

Für Red Bull brachte der dritte Saisonlauf damit vor allem zwei Erkenntnisse. Der Weltmeister-Rennstall hat erstens seine Probleme mit dem Renault-Motor immer noch nicht verlässlich in den Griff bekommen. Ein neues Software-Problem tauchte schon im Qualifying von Bahrain in Vettels Boliden auf, der 26-Jährige holte lediglich Startplatz zehn. Denn beim Versuch einer Lösung hatte Red Bull sich "im Kreis" gedreht, wie Marko sagte.

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Und zweitens verblasst auch die Hoffnung auf im Vergleich zur Konkurrenz "größere Schritte", die Vettel noch nach seinem dritten Platz in Malaysia geäußert hatte. Denn während Red Bull offenbar weiter mit Rückschlägen rechnen muss, ließ Mercedes auf höchstem Niveau kein Stück nach — sondern legte noch zu.

"Das ganze Paket ist bei denen stärker", sagte Vettel, "wir haben also noch einen weiten Weg vor uns." Immerhin, die nächsten Schritte muss Red Bull nicht im laufenden Wettbewerb gehen, denn vor dem vierten WM-Lauf in China (20. April) steht eine Testsession auf dem Programm. Die Formel 1 arbeitet am Dienstag und Mittwoch auf dem Bahrain International Circuit.

Für Red Bull die Chance, gemeinsam mit Renault an seinen Problemen zu arbeiten - der in der Kritik stehende Motorenlieferant nimmt sich selbst in die Pflicht. "Wir müssen viel arbeiten, um endlich das Maximum aus unserem Antrieb herauszuholen", sagt Thierry Salvi, der Red Bull für die Franzosen betreut: "Aber die Tests werden uns helfen, unseren Fahrern den nötigen Motor zu geben, um an die Spitze zu fahren."

Hoffnung darf Vettel zudem mal wieder der Blick auf seinen neuen Teamkollegen machen, denn wie schon beim Auftakt in Australien und im Qualifying in Bahrain zickte auch am Sonntag nur Vettels Bolide. Daniel Ricciardos RB10 lief rund, und der junge Australier fuhr vom 13. Startplatz auf den vierten Rang vor.

Und so lebt bei Red Bull die Hoffnung, dass in den kommenden Rennen zumindest weitere Podiumsplätze folgen — und dass Vettels "Suzie" endlich ihre Kinderkrankheiten überwindet.

(sid)
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