Formel-1-Weltmeister Darum ist Vettel so schnell

Düsseldorf (RP). Weltmeister Sebastian Vettel nennt seinen Boliden liebevoll "Kinky Kylie" – das Auto gilt als das Perfekteste in der Konkurrenz. Der Red Bull RB7 ist die Weiterentwicklung des schon in der vergangenen Saison so überzeugenden Fahrzeugs und hat den Deutschen erneut zum Titel getragen.

So sieht Vettels Red Bull von vorne aus. Der RB7 ist der schnellste Wagen in der Formel 1.

So sieht Vettels Red Bull von vorne aus. Der RB7 ist der schnellste Wagen in der Formel 1.

Foto: Red Bull / Dittert

Düsseldorf (RP). Weltmeister Sebastian Vettel nennt seinen Boliden liebevoll "Kinky Kylie" — das Auto gilt als das Perfekteste in der Konkurrenz. Der Red Bull RB7 ist die Weiterentwicklung des schon in der vergangenen Saison so überzeugenden Fahrzeugs und hat den Deutschen erneut zum Titel getragen.

Ein Rennauto ist eine komplizierte Sache. An Computern, im Windkanal und auf den Rennstrecken werden Daten gesammelt und Modelle entworfen, Teile entwickelt und überprüft, die von den Technikern und Ingenieuren fast die gesamte Saison immer wieder aktualisiert werden. Damit auch niemand zu viel abgucken kann, machen die Teams in der Formel 1 immer ein großes Geheimnis um die technischen Entwicklungen ihrer Autos. Ein paar Sachen sind dann aber doch bekannt. Das Auffälligste: Sebastian Vettel hat das schnellste und beständigste Fahrzeug. Warum ist der Red Bull so stark? Fünf Gründe.

1 — Die Nase: Während die Konkurrenz den Frontbereich, die sogenannte Nase, deutlich höher angebracht hat, setzt Red Bull auf eine tiefere Positionierung. Die Frontflügelstützen sind dagegen weiter auseinandergestellt worden, um möglichst viel Luft durchzuleiten.

2 — Die Seitenkästen: Eine weitere Besonderheit beim aktuellen Red Bull sind die Seitenkästen, die so extrem eingezogen wurden, dass man nur noch den Unterboden sieht. Durch die "schlanke Hüfte" ist Platz geschaffen worden für mehr Diffusorfläche und damit besseren Abtrieb.

3 — Der Motor: Das Herzstück des RB 7, der von Vettel nur liebevoll "Kinky Kylie", nach der australischen Sängerin Kylie Minogue, genannt wird, ist der vom französischen Autobauer Renault gelieferte Motor. Red Bull um Technikchef Adrian Newey versteht es perfekt, die maximale Leistung rauszuholen. Newey gilt als das Technik-Genie und beschert Red Bull zuletzt einen gewaltigen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Die zeigt sich vor allem beeindruckt von der Konstanz des Produkts — Vettel hat kaum noch mit technischen Problemen zu kämpfen. In dieser Saison fiel er als einziger Fahrer kein einziges Mal aus.

4 — Der Heckflügel: In dieser Saison dürfen die Fahrer erstmals auf bestimmten Streckenabschnitten den Heckflügel öffnen. Das sorgt für mehr Abtrieb und erleichtert das Überholen.

5 — Die Reifen: Seit dieser Saison liefert der italienische Hersteller Pirelli die Reifen. Auch wenn nicht immer alles optimal läuft, so schafft es Vettel doch, mit dem "Schwarzen Gold" besser umzugehen, als es vielen seiner Konkurrenten gelingt.

Vettel kann sich auf die Technik in seinem Auto verlassen, aber auch auf ein Team, das ihn bei seiner Entwicklung unterstützt. Dietrich Mateschitz, Chef von Red Bull, finanziert den Rennstall. Helmut Marko (68) ist der Macher im Hintergrund. Der Ex-Rennfahrer aus Österreich ist der Vater des Red-Bull-Erfolgs. Er kam 2005 als Motorsportchef mit dem aus dem Jaguar-Team entstandenen Red-Bull-Racing-Rennstall in die Formel 1 zurück.

"Er ist mit dafür verantwortlich, das Team zusammenzuhalten, er zieht die Fäden im Hintergrund", sagt Vettel. Markos größter Coup neben der Verpflichtung Vettels: Er holte vor sechs Jahren Adrian Newey von McLaren. Christian Horner zieht als Teamchef die Fäden und achtet aufs Teamplay. Er pfiff Kollege Mark Webber zurück, als der in Silverstone seine Befehle missachtete und so den Gesamterfolg gefährdete.

Einer ist immer ganz in der Nähe von Weltmeister Sebastian Vettel. Vater Norbert hat schon früh an der Karriere seines Sohnes gebastelt. "Das war nicht immer einfach, aber Sebastian hatte einfach schon immer diesen Willen, sich durchzusetzen", sagt er. "Uns sind Steine vom Herzen gefallen", sagte er in Suzuka verlegen und ergänzte mit zittriger Stimme: "Aber ich bin kein Doppel-Weltmeister — ich bin nur Vater."

(RP)
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