„Das ist Football“ Als Rhein Fire Frankfurt Galaxy in letzter Sekunde schlug

Düsseldorf · Es war wohl das bisherige sportliche Highlight seit der Rückkehr von Rhein Fire: Der Sieg gegen Frankfurt Galaxy in buchstäblich letzter Sekunde. Am Sonntag kommt es zur Neuauflage.

 Rene Hanßen kickt gegen Frankfurt Galaxy das entscheidende Field Goal.

Rene Hanßen kickt gegen Frankfurt Galaxy das entscheidende Field Goal.

Foto: Rhein Fire/Justin Derondeau

Mit erhobenem Daumen und einem schelmischen Lächeln auf den Lippen blickte Head Coach Jim Tomsula triumphierend auf die Tribüne der Schauinslandreisen-Arena in Duisburg, während um ihn herum alle Dämme brachen. Spieler, Trainer, Staff - alle rannten sie aufs Feld und wussten gar nicht so recht, wohin mit ihren Emotionen. Die 12.000 Fans brachten das Stadion zum beben. Rhein Fire hatte gerade gegen die Frankfurt Galaxy ein episches Comeback hingelegt und in letzter Sekunde noch gewonnen. Doch der Head Coach blieb ganz entspannt, wie schon zuvor, als das Spiel noch lief - und so, als wäre ihm ohnehin die ganze Zeit klar gewesen, dass es so kommen würde.

Etwa zehn Minuten zuvor standen die Zeichen für Rhein Fire auf Niederlage an diesem 21. August 2022. Frankfurt hatte durch einen Pass von Jakeb Sullivan auf Reece Horn die Führung übernommen und lag 21 Sekunden vor Ende des Spiels mit 21:20 vorn. Es war das Ergebnis eines Drives, der mehr als neuneinhalb Minuten gedauert hatte. „Wie sie am Ende mit der Uhr gearbeitet haben, war phänomenal. Phänomenal!“, lobte Tomsula nach dem Spiel bei Prosieben Maxx den Gegner. „Sie hätten es nicht besser machen können.“

Für Rhein Fire sah es aufgrund dieses Monster-Drives der Frankfurter nun sehr düster aus, wohl nur die kühnsten Optimisten glaubten noch an einen Sieg. Nach dem Kickoff wurden die Chancen nicht größer. Omari Williams versuchte beim Return etwas Besonderes zu machen, kam dabei jedoch nur bis zur 27-Yard-Linie - und sein Herumtänzeln kostete weitere neun Sekunden. Doch einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es: Ein Field Goal würde reichen und man hatte ja immerhin noch alle drei Timeouts.

Der erste Spielzug war ein Pass von Quarterback Jadrian Clark zu Nathaniel Robitaille bis kurz vor die Mittellinie. Der Wide Receiver lief aus dem Feld, die Uhr blieb bei sechs Sekunden stehen. Beim nächsten Spielzug stand Timothy Knüttel plötzlich mit dem Ball in der Endzone - Touchdown? Sieg? Nein, die Schiedsrichter hatten zuvor abgepfiffen, Clark war außer sich. Was nun? Nach langer Diskussion war klar: Der Touchdown zählte nicht, Fehlstart Rhein Fire, fünf Yards Strafe. Aber die Schiedsrichter verkündeten ein weiteres Vergehen, nämlich unsportliches Verhalten von Frankfurt, da der Gäste-Head-Coach Thomas Kösling noch während des Spielzugs aufs Feld gelaufen war. Damit ging es plötzlich für Fire 15 Yards nach vorn mit weiterhin sechs Sekunden auf der Uhr - die Hoffnung lebte. Im nächsten Spielzug gab es noch einmal die Kombination Clark-Robitaille, die Rhein Fire bis an die 26-Yard-Linie der Frankfurter brachte, drei Sekunden waren noch zu spielen.

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Foto: Rhein Fire/Justin Alexander Derondeau

Es gab nun zwei Optionen: Denn Ball auf gut Glück in die Endzone werfen und hoffen, dass ihn jemand im burgundroten Trikot fängt, oder aber ein Field Goal aus 43 Yards. Tomsula entschied sich für letzteres und damit für einen Kick aus einer nicht zu unterschätzenden Distanz. Selbst in der NFL verwandelten die Kicker im Jahr 2022 Field Goals zwischen 40 und 49 Yards „nur“ zu 77 Prozent - eine ganz sichere Sache ist das also - je nach Kicker - auch dort nicht. Und Rhein Fire hatte 2022 so seine Probleme mit den Field Goals: Kicker Daniel Schumacher hatte nach den ersten sieben Spielen nur rund 54 Prozent verwandelt und auch nur 61 Prozent aller Extrapunkte - nach Woche acht trennte sich Fire von ihm. Danach durfte sich der eigentliche Punter Maximilian Eisenhut versuchen, schaffte aber auch keine Verbesserung.

Zum entscheidenden Kick gegen Frankfurt kam schließlich Rene Hanßen aufs Feld. Der hatte sich zuvor immerhin an drei Extrapunkten versuchen können und zwei von ihnen verwandelt, aber die werden eben aus lediglich 33 Yards gekickt. Ein Treffer aus zehn Yards mehr? Alles andere als eine Selbstverständlichkeit - eigentlich. Doch so, wie Hanßen das Ding zwischen die Torstangen drosch, hätte es auch noch aus einer größeren Entfernung gepasst. Der eigentliche Cornerback schoss Rhein Fire damit in letzter Sekunde zum Sieg und verwandelte die Duisburger Arena in ein Tollhaus.

Mit hörbar angeschlagener Stimme stand Head Coach Tomsula danach beim TV-Interview. Die Emotionen nach diesem dramatischen Ende hatten ihn schließlich doch noch gepackt: „Schauen Sie sich die Zuschauer an, die Emotionen – das ist American Football.“

Am Sonntag um 16.25 Uhr (Prosieben Maxx) kommt es nun in Duisburg zur Neuauflage des Duells zwischen Rhein Fire und Frankfurt Galaxy. Gut möglich, dass die damals aufgestellte Rekordkulisse von 12.055 Zuschauern erneut überboten wird - und auch ein ähnlich spannendes Spiel wäre nicht überraschend.

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