Sprinttalent Försters freche Tour-Premiere

Karlsruhe (rpo). Lance Armstrong hat Robert Förster schon persönlich kennen gelernt. Als der Sprinter vom Team Gerolsteiner auf einer der ersten Etappen der Tour de France von zwei Mitgliedern des Discovery Teams gerempelt wurde, setzte der Tour-Debütant beim folgenden Fahrer seinerseits robust den Ellbogen ein. Besagter Fahrer war kein Geringerer als Lance Armstrong.

"Kurze darauf kam er zu mir vorgefahren und fragte, was der Mist sollte", erzählt Förster. Ein bisschen unangenehm war ihm das erste Bekanntmachen mit dem sechsmaligen Toursieger schon, aber einstecken und austeilen gehört für ihn beim Radrennen einfach dazu. "Als Sprinter darf man nicht zimperlich sein", sagt der 27-Jährige. Bei den Massenankünften der ersten Tour-Woche mischte er denn auch kräftig mit und erreichte in der "Regenschlacht" von Nancy am Donnerstag als Dritter sogar seinen ersten Podestplatz: Während die Top-Sprinter Tom Boonen und Robbie McEwen durch den Massensturz auf der Zielgeraden ausgebremst wurden, gewann Förster den Sprint des Hauptfeldes hinter den Ausreißern Lorenzo Bernucci und Alexander Winokurow.

Zum erträumten Etappensieg fehlte bisher immer noch ein gutes Stück. "Dafür muss an einem Tag alles passen", sagt der Markkleeburger, der seine größten Erfolge bislang bei der Sachsen-Tour und der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt feierte. Zum aussichtsreichsten deutschen Sprinter bei der diesjährigen Tour avancierte Förster erst durch die Dopingsperre seines ehemaligen Mannschaftskollegen Danilo Hondo und die Nicht-Nominierung von Erik Zabel vom T-Mobile Team.

Prominente Ex-Sprinter trauen dem Neuling durchaus schon einen Sieg zu. Nach Försters sechstem Platz auf der dritten Etappe war der frühere Tour-Etappensieger Marcel Wüst beeindruckt: "Man hat gesehen, dass Robert in dem engen Finale mehrfach Tritte auslassen musste. Wer auf diese Weise Sechster wird, kann auch eine Etappe gewinnen." Ähnlich lobend äußerte sich Ex-Weltmeister Rudi Altig: "Er hat das Potenzial zum Etappensieg. Er muss nur mal das richtige Hinterrad erwischen."

Angst bremst

Bis zur Etappe nach Karlsruhe am Freitag war die richtige Lücke noch nicht da. Doch Förster bleibt optimistisch: "Ich muss immer mit vorne sein, um die Gelegenheit zu nutzen, wenn sie sich bietet." Gedanken an die Sturzgefahr bei 60 km/h in den oft hektischen Sprintfinals verdrängt er: "Man darf gar nicht erst anfangen, darüber nachzudenken, dann kommt die Angst, und man kann seine Möglichkeiten nicht ausschöpfen."

Als begeisterter Motorradfahrer liebt es Förster ohnehin schnell, und seine gelegentliche Waghalsigkeit zeigt sich auch in anderen Hobbies wie Snowboarden und Kite-Surfen. Doch er weiß ganz genau, dass der Rausch der Geschwindigkeit nicht zu Übermut führen darf - auch im Radrennen: "Ich habe schon so viele Sprints gefahren, dass ich weiß, was geht und was nicht. Da verlasse ich mich ganz auf meine eigene Erfahrung."

(sid)
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